Navid Kermani

Du sollst

Erzählungen
Cover: Du sollst
Ammann Verlag, Zürich 2005
ISBN 9783250600794
Gebunden, 160 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Gibt es für das Betreten und unser Leben in der Intim-Landschaft zwischen Mann und Frau Regeln? Es gibt die Gesetze jenes Mannes, der mit zwei Schrifttafeln beladen vom Berg Sinai zu seinem Volk herunterstieg, um ihm mit dem Imperativ "Du sollst nicht..." die Regeln zu geben. Navid Kermani tritt in diese Landschaft ein, und was er uns von seinen Begehungen und Wanderungen durch die Täler und auf die Höhen dieser Topografie erzählt, ist nichts weniger als ein erotisches Itinerarium, ein Stationenverzeichnis des an Konflikten und Reibungspunkten reichen Zusammenlebens von Mann und Frau...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.09.2005

Amüsiert stellt sich Ludwig Ammann vor, wie Marketing-Experten entsetzt die Augen aufreißen ob der Thematik von Navid Kermanis Erzählungen: So viel Sex, und das alles ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen! Trotz "frommer Dekalog-Struktur" geht es "härter zu als bei jedem Hardcore", staunt der Rezensent, obwohl oder gerade weil Kermani nicht auf die Körper, sondern auf die Gedanken seiner namenlosen Figuren fokussiert. Hingerissen ist er von der tiefschwarzen Ironie und der "humanistischen und psychologischen" Sichtweise des Autors auf die Sexualität - ganz im Gegensatz zu der zur Zeit trendigen französischen a la Houellebecq oder Breillat, wie er anmerkt. Etwas verschreckt zeigt sich Ammann dann aber doch von der letzten Erzählung über einen enttäuschten Mann, der sich im Zwist mit Gott dem Masochismus ausliefert. Doch das ändert nichts an Ammans Lob an diesem Buch, das er als "Vergnügen" empfunden hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.07.2005

Navid Kermanis Band "Du sollst", dessen Erzählungen auf eine Synthese aus Sex und Theologie, Erotik und göttlicher Schönheit abzielen, hat Rezensent Joachim Otte durchaus fasziniert. Die Erzählungen beschreibt er als "deftig, aber auch abstrakt und hochartifiziell" Etwas erstaunt zeigt er sich indes von der Deutlichkeit, mit welcher der Stilist und Islamwissenschaftler die Tatsachen der Fleischeslust beschreibt: "Sag", zitiert er Kermani, "dass deine Fotze nur noch meinen Schwanz haben will, immer nur meinen Schwanz." Das klingt nach Porno - tatsächlich aber geht es um etwas anderes, wie Otte erläutert: "Kermanis Wort über die ultimative Unmöglichkeit einer bleibenden erotischen Gottesschau wird im literaturästhetischen Sinn zur erotischen Offenbarung!" Insbesondere die letzte Erzählung des Bandes, in der Kermani eine "stilistischen Eleganz" an den Tag lege, deren Gestus sowohl an Thomas Mann als auch Thomas Bernhard gemahne und die dennoch seine ganz eigene sei, würdigt er als ein "Meisterwerk". 
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