Ned Beauman

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beförderung eines Menschen von Ort zu Ort

Roman
Cover: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beförderung eines Menschen von Ort zu Ort
DuMont Verlag, Köln 2013
ISBN 9783832197032
Gebunden, 416 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Robin Detje. Egon Loeser hat es nicht leicht. Der expressionistische Bühnenbildner ist nur einen Buchstaben vom loser entfernt, und er weiß es. Die tollen Frauen kriegt alle Bertolt Brecht ab, den extrem paarungsbereiten Egon übersehen sie sträflich. Als er seine ehemalige Schülerin Adele Hitler (nicht verwandt oder verschwägert) nach Jahren wiedersieht, scheinen sich die Wolken zu lichten. Leider mutiert die achtzehnjährige Unschuld vom Lande zum nymphomanen Zentrum des Berliner Nachtlebens, um schließlich zu verschwinden - nicht ohne vorher Brecht getroffen zu haben. Egons Obsession treibt ihn in die Absinth-Bars von Paris und die Geheimlabors von Los Angeles, immer auf den Spuren Adeles und dreier Geheimnisse, die es zu entschlüsseln gilt: Was hat es mit der geheimnisvollen Teleportation auf sich, die im 17. Jahrhundert fünfundzwanzig Theaterzuschauer das Leben kostete? Warum kriegt ein gut aussehender, kluger und vor allem bescheidener Kerl wie er ums Verrecken keine Frau ins Bett? Und was zum Teufel macht Brecht schon wieder hier?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.06.2013

Recht begeistert, aber auch recht kurz bespricht Ijoma Mangold diesen Roman über einen "Tragikomiker der Notgeilheit" und "Monomanen des Selbstmitleids", den er einem anderen Talent der Art, Adam Thirlwell, an die Seite stellt und dessen Autor Ned Beauman er als einen der vielversprechendsten britischen Jungschriftsteller empfiehlt. Der Roman spiele virtuos mit Versatzstücken aus dem Berlin der zwanziger Jahre und dem Los Angeles des Emigrationsmilieus. Es geht um Frauen. Es ist komisch. Es erzählt ein Drama der Mittelmäßigkeit. Und Bertolt Brecht hat auch einen Auftritt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.05.2013

Riesenhaft, fett ironisch und voller Motivbezüge zur deutschen Moderne, zum Expressionismus, zu Döblin, zu Brecht, zur Atomphysik, zu den Nazis scheint dieser 400-seitige Roman Ned Beaumans dem Rezensenten. Eine zeitlich und örtlich fixierbare Handlung kann Gustav Seibt nur momentweise erahnen oder erhoffen, dann läuft die Romanmaschine an und bedeutet dem Rezensenten, dass es weniger um Handlung geht, als um Schlüsselreize, innerhalb der jüdisch-deutschen Emigration etwa. So dass Seibt schließlich feststellt, dass auch dieser riesenhafte Spaß aufs deutsche Jahrhundert einen metaphorisch lässig gekleideten Kern der Trauer in sich trägt und einen großen Künstler verrät.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.05.2013

Der zweite Roman des "genialischen Wunderkindautors" Ned Beauman ist da, jubelt Rezensent Oliver Jungen und findet nach der Lektüre kaum genug Worte, um seine Begeisterung für dieses Werk auszudrücken. Einen Liebesroman, zugleich aber auch eine Krimigroteske und Science-Fiction-Gaudi liest Jungen in diesem "hintersinnigen Feuerwerk" von einem Roman, der ihn in die "drogenverseuchte Faulenzer-Boheme" des Berlins der Weimarer Republik entführt. Mit Beaumans liebenswertem, schlecht gelaunten und stets scheiternden Protagonisten Egon Loeser, der im Jahre 1931 mit seinem Stück über ein ominöses Teleportationsunglück im Barock ebenso wenig Glück hat wie bei Frauen, hat sich der Kritiker bestens amüsiert. Und so begleitet er den sexuell frustrierten Helden beschwingt auf seiner Reise von Berlin über Paris nach Los Angeles, um eine für ihn unerreichbare Nymphomanin namens Adele Hitler zu verfolgen. Der Rezensent entdeckt in diesem von Robin Detje wunderbar übersetzten Roman den gleichen tiefsinnigen Humor und die originellen Einfälle wie in Beaumans furiosem Debütroman "Flieg, Hitler, flieg!" - nur, dass diese "rasant-virtuose Außenseiterapologie" noch um eine bewegende Melancholiedimension erweitert wurde. Nicht zuletzt aufgrund des laut Jungen "schönsten Covers der Saison" kann der Kritiker diesen Roman nur unbedingt empfehlen.
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