Nell Zink

Nikotin

Roman
Cover: Nikotin
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018
ISBN 9783498076702
Gebunden, 400 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Michael Kellner. Nell Zink, listige Humoristin und Autorin des fulminanten, von der Kritik gefeierten Debüts 'Der Mauerläufer', nimmt in ihrem neuen Roman das gespaltene Amerika aufs Korn. Penny Baker, soeben mit dem College fertig, jetzt arbeitslos und zudem durch den kürzlichen Tod ihres Vaters neben der Spur, beschließt, erst mal dessen verfallendes Elternhaus in Jersey City zu renovieren, um wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Doch Überraschung: Sie findet es besetzt von ein paar netten, noch rauchenden Anarchisten, die ihrer WG den Namen "Nicotine" verpasst haben. Erster Eindruck: "Als hätte man ungefragt einen Haufen Bettwanzen, die immerhin den Abwasch machen." Mit der Zeit jedoch geben ihr die Bewohner und andere Hausbesetzer aus der Nachbarschaft einen Sinn für Zugehörigkeit und Gemeinschaft, den Penny dringend braucht, und bald zieht sie nebenan ein und engagiert sich in den politischen Kämpfen der Besetzer. Nur hat der Rest der Familie andere Pläne: Ihre Mutter und ihr spießiger Halbbruder, dem sie noch nie ganz grün war, würden die jungen Chaoten am liebsten von der Polizei räumen lassen. Doch Penny nimmt den Kampf für sie auf - vor allem für Rob, den aus Überzeugung asexuell lebenden Mann, in den sie sich verliebt hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.03.2018

Fatma Aydemir ist ein Fan der kalifornischen, mittlerweile in Brandenburg lebenden Autorin Nell Zink und bei ihren Büchern auf alles gefasst. Dass Zinks neuer Roman "Nikotin" mit dem traurigen Tod des Vaters beginnt, nimmt die Rezensentin tapfer hin. Denn daraus ergibt sich, erzählt Aydemir, dass die Heldin des Romans, die 23-jährige Penny, ein altes Haus erbt, in dem sich mittlerweile eine Community von Rauchern einquartiert hat. Was sie in dieser schrägen, linken Gruppe von Außenseitern für Dynamiken entwickelt, kennt Aydemir sonst nur aus Netflix-Serien. Zum Schreien komisch seien vor allem die Dialoge, in denen sie die Möglichkeit einer Revolution ausloten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.03.2018

Noch "schräger" als der Erstling "der Mauerläufer" erscheint Rezensentin Wiebke Porombka der neue Roman der in Berlin lebenden Kalifornierin Nell Zink. Die Kritikerin taucht hier ein in ein schier unüberblickbares Patchwork-Familiennetz, liest von Erbstreitigkeiten und Hausbesetzungen, amüsiert sich über Zinks pointierte, humorvolle und rasante Beschreibung von Linksaktivisten und stellt doch fest: "Durchgeknallt" ist dieser Roman nur auf der Oberfläche. Als "ironische" Bestandsaufnahme des linksliberalen Amerikas funktioniert "Nikotin" ebenso gut wie als herrlich skurrile Persiflage über Sinnsuche, meint Porombka.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.02.2018

Rezensent Daniel Haas erwartet gar keinen tollen Plot in Nell Zinks Roman. "Ziemlich gut" findet er das Buch aus so, schließlich mäandert die Handlung so klasse, sind die Typen so schön schräg und sexy und die Dialoge so lässig. Den von der Autorin hingeworfenen "Post-Hippie-Kosmos" erfährt Haas in etwa wie Schnitzlers "Reigen" auf Speed. In Zinks Nikotin-Haus, wo man sich für die Raucherrechte einsetzt, wird gevögelt, debattiert, randaliert, was das Zeug hält, meint er. Den linkliberal-satirischen Blick der Autorin auf das Milieu moralisch verkommener Tofu-Esser kann Haas empfehlen.