Oivind Hanes

Permafrost

Roman
Cover: Permafrost
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2001
ISBN 9783462029741
Gebunden, 176 Seiten, 17,84 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Als Jonas` Mutter stirbt, findet er in ihren Unterlagen einen Brief, der ihn in tiefe Verwirrung stürzt: Sein Vater, von dem er nur wusste, dass er tot ist, floh in den siebziger Jahren aus einem russischen Arbeitslager und kam wahrscheinlich auf der Flucht ums Leben. Jonas macht sich auf den Weg in die Taiga, um dort nach Spuren seines Vaters und somit nach der Geschichte seiner Familie zu suchen. Irgendwo dort im Permafrost muss es ein Grab des Vaters geben. Russland verändert Jonas - er wird konfrontiert mit den Greueltaten der stalinistischen Gewaltherrschaft, trifft aber gleichzeitig auf eine faszinierend schöne Landschaft und warmherzige Bewohner, allen voran den Priester Adarin und die Lehrerin Oksana, bei der Jonas wohnt und für die er bald mehr als freundschaftliche Nähe empfindet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.03.2002

Der Rezensent Aldo Keel scheint recht angetan zu sein von Oivind Hanes' Roman "Permafrost". Der norwegische Schriftsteller erzählt darin die Geschichte eines jungen norwegischen Botanikers, den die Suche nach seinem verschollenen Vater in das Goldbergbaugebiet Kolyma im nordöstlichen Sibirien führt, wo sein Vater auf der Flucht aus einem Strafgefangenenlager aller Wahrscheinlichkeit nach erschossen wurde. Trotz des Pessimismus verheißenden Titels erblickt der Rezensent in "Permafrost" Spuren von Hoffnung. Etwas vom Geist Bjornstjerne Bjornsons, des norwegischen Nationalpoeten, dessen Lieblingsmonat der wilde April war, schwebe über Hanes' Roman, findet der Rezensent. So gelingen dem Autor "eindringliche Bilder vom Tauwetter" und "vom tosenden Erwachen des Frühlings". Doch darin liegt eine Ambivalenz. Denn das Erwachen des Frühlings bedeutet zugleich die Zerstörung der von Strafgefangenen mühsam errichteten Brücken, die vor den Augen der Gepeinigten von Eismassen zertrümmert werden. In "Permafrost", so der Rezensent zusammenfassend, erfahre man die "Tiefe des Raums, die hypnotische Monotonie der Landschaft und den Horror der Geschichte".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.11.2001

Ein bisschen im Dunkeln lässt uns der Rezensent Hermann Wallmann, ob er nun so richtig etwas mit Oivind Hanes' Roman anfangen kann. In der Geschichte begibt sich ein Mann auf die Suche nach seinem Vater, der vermutlich in einem stalinistischen Vernichtungslager umgekommen ist. Obwohl es sich nach Wallmanns Einschätzung um eine einfache Geschichte handelt, hat der Rezensent er am Schluss selber den Eindruck, dass er keinen Roman gelesen hat, sondern "in eine Oper hineingezogen worden" ist. Ein paar intensive Gefühle durchlebt der Rezensent auf jeden Fall bei der Lektüre dieses "'stummen' Romans", bei dem der Leser mehr über die Akteure weiß als die selbst von sich und den anderen wissen. Den Geschichten, die Hanes zu erzählt hat, attestiert der Rezensent auf jeden Fall eine "bestürzende und bewegende Authentizität".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.05.2001

Sebastian Domsch weiß nicht recht, was er mit dem Roman anfangen soll, in dem ein norwegischer Botaniker sich im Dauerfrostboden der russischen Taiga auf die Suche nach der Vergangenheit seines Vaters macht. Die "nordisch karge Privatmystik", die der norwegische Autor entfaltet, findet der Rezensent zwar ziemlich befremdlich wie es scheint, und die Heilsbotschaft, die Hånes verbreitet, vermag ihn auch nicht zu überzeugen. Doch, so der Rezensent versöhnlich, kann man sie dem Autor nicht recht "übelnehmen", weil er sie fast immer in "nüchternem" Sprachstil darlegt, wenn sie auch der Geschichte, die erzählt werden soll, hin und wieder etwas im "Weg steht". Immerhin gebe sich Hånes Mühe, nicht "aufdringlich" zu sein, meint Domsch abschließend.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.03.2001

Vom Ansatz und teilweise auch von der Umsetzung her gelungen findet Klaus Böldl den Roman von Oivind Hanes, in dem sich der Protagonist auf die Suche nach Spuren seines in Sibirien verschollenen Vaters begibt. Sogar "fesselnd" nennt er die Erzählung, und er lobt die "kristallklaren Momentaufnahmen". Ihm gefällt, wie der Autor eine persönliche Geschichte mit einem historischen Abschnitt verknüpft. Trotzdem ist sein Gesamtfazit von "Permafrost" durchwachsen. Vor allen Dingen stören ihn die "überflüssige Mystik", und deshalb findet Böldl dass "der Fluss der Erzählung immer wieder durch esoterischen Schlamm getrübt wird".
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