Ole Nymoen, Wolfgang M. Schmitt

Influencer

Die Ideologie der Werbekörper
Cover: Influencer
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783518076408
Kartoniert, 192 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Für Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt sind die Influencer symptomatische Sozialfiguren unserer Zeit. In der Abstiegsgesellschaft scheinen noch einmal Aufstiegsträume wahr zu werden, der Spätkapitalismus hübscht sein Gesicht mit Filtern und Photoshop auf, mit einer revolutionären Form der Werbung komplettieren Instagrammer und Youtuber das Geschäftsmodell des kommerziellen Internets. Bei aller ausgestellten Modernität, so Nymoen und Schmitt, beeinflussen die Influencer jedoch noch in einer weiteren Hinsicht den Zeitgeist: Indem sie rückwärtsgewandte Rollenbilder, Konsumismus und rigide Körpernormen propagieren, leisten sie einem konservativen Backlash Vorschub.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.04.2021

Rezensentin Andrea Gnam hat nichts gegen Kapitalismuskritik. Und auch vom Markt der InfluencerInnen, die auf sozialen Medien Publikumsnähe vorgaukeln, um Produkte anzupreisen, hält sie nicht viel. Das Buch des Soziologen Ole Nymoen und des Filmkritikers Wolfgang Schmitt überzeugt die Kritikerin dennoch nicht ganz, schon weil die alte Kapitalismuskritik nicht recht auf die sozialen Medien übertragbar sei, meint sie. Zwar lernt Gnam hier, wie Influencer vorgehen, um Follower zu generieren, wie diese selbst durch Algorithmen und Sprachcodes bestimmt werden oder wie traditionell die Geschlechterbilder von Influencern sind. Exkurse von Benjamin bis Brecht täuschen die Rezensentin aber nicht darüber hinweg, dass der "Analyserahmen" relativ schmal bleibt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.03.2021

Rezensentin Lorina Speder ist schockiert über einige Fakten, die Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in ihrem Sachbuch über Influencer und "Die Ideologie der Werbekörper" zu Tage fördern. Die enorme Reichweite einiger Influencerinnen beispielsweise sei vielen wahrscheinlich gar nicht bewusst, und der unreflektierte Umgang mit der damit zusammenhängenden Verantwortung werde von Nymoen und Schmitt zurecht kritisiert. Schon allein aus diesen Gründen lohne die Lektüre, so Speder. Interessant sei außerdem die Perspektive, aus der die Autoren das Phänomen analysieren. Nymoen und Schmitt haben nämlich selbst Erfahrung in dem Bereich durch ihren Podcast und ihre Tätigkeiten auf youtube, weiß die Rezensentin. Unangebracht scheint ihr allerdings der teils recht abfällige Ton, den die Autoren anschlagen. Objektive Schilderungen hätten ausgereicht, um die Lächerlichkeit der Selbstdarstellungen deutlich zu machen. Außerdem bezweifelt Speder, dass die Follower wirklich so naiv sind wie die Autoren glauben. Insgesamt scheint sie Nymoens und Schmitts Analyse mit dem Marxschen Begriffswerkzeug doch überzeugt zu haben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.03.2021

Achtung, die Kulturindustrie hat eine neue Infamie hervorgebracht: den Influencer. Die Autoren sezieren diese Unfigur mit dem Besteck, das ihnen einst Theodor W. Adorno überlieferte. Mehr noch als in anderen Formen der Kulturindustrie fallen Werbung und Leben ineinander, so der Rezensent Oliver Weber, der weitgehend, aber nicht ganz einverstanden ist. Es handelt sich um eine ganz ausgepichte Strategie, Influencer sind optimale Kapitalanlagen, referiert der Rezensent. Nur eine Frage hat er am Schluss an die Autoren: "Wieso funktioniert die kapitalistische Verblendung so gut", wenn sie so leicht zu durchschauen ist? Für solche Fragen, so scheint es dem Rezensenten, haben die Autoren nicht genug Empathie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2021

Rezensentin Nadja Schlüter zeigt sich ziemlich genervt von den beiden Autoren, die ständig ihre Überlegenheit raushängen lassen müssten. Die oftmals treffenden Analysen über die "Werbekörper" der Influencer werden immer wieder untergraben durch einen "teils arroganten Ton". Kann schon sein, meint sie, dass einige der meist jungen Leute nicht so gebildet sind wie die Autoren, das habe sie nicht so furchtbar überrascht. Aber viel wichtiger wäre es gewesen, die "Macht der Plattformen und Algorithmen" genauer zu analysieren und anzugreifen statt die Nutzer, findet die von diesem Buch wenig überzeugte Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 13.03.2021

Rezensent Peter Praschl nimmt dieses Buch zum über das Geschäft der Influencer Anlass, eine kleine Schmährede auf diesen PR-Typus zu verfassen. Influencer zerstören demnach das Verständnis von Authentizität, indem sie sie permanent inszenieren. Zum Buch fragt er lediglich, ob man das unliebsame Phänomen nicht besser mit Ignoranz gestraft hätte, erkennt dann aber an, dass das vielleicht fatal wäre, denn die Darstellungen der Influencer formen rückwirkend ja auch die Realität.