Malte Herwig

Der große Kalanag

Wie Hitlers Zauberer die Vergangenheit verschwinden ließ und die Welt eroberte
Cover: Der große Kalanag
Penguin Verlag, München 2021
ISBN 9783328600541
Gebunden, 480 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Er war der größte Showstar der jungen Bundesrepublik, als Magier machte er nach dem Krieg eine Weltkarriere, Helmut Schreiber alias Kalanag. Seine Zaubervorführungen waren aufwendig, brillant, exotisch und schlugen die Zuschauer in ihren Bann. Doch sein größtes Kunststück war es, seine zwielichtige Vergangenheit in der NS-Diktatur verschwinden zu lassen. Als Filmproduzent und Präsident des "Magischen Zirkels" pflegte er enge Verbindungen zu Nazi-Größen wie Hitler, Göring und Goebbels, stellte seine Arbeit in den Dienst der nationalsozialistischen Sache, produzierte das einzige antisemitische Musical der Zeit und sorgte für die Gleichschaltung der deutschen Zauberkünstler. Auf der Grundlage von ausführlichen Archivrecherchen und Interviews erzählt Malte Herwig erstmals das wendungsreiche Leben dieses Mannes, der die ganzen Widersprüche der Kriegs- und Nachkriegszeit verkörpert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.06.2021

Rezensent Burkhard Müller liest Malte Herwigs Geschichte des Zauberkünstlers Kalanag alias Helmut Schreiber mit Spannung, auch, da die Wirklichkeit die Fantasie in diesem Fall weit überflügelt, wie er erkennt. Wie Schreiber als Hitlers Hofzauberer Karriere machte, Hitlers Agenda in seinem Milieu umsetzte und sich nach dem Krieg als Hofnarr des Führers verkaufte, findet Müller überzeugend erzählt, weil es keine Hagiografie ist, wenngleich mit einer gewissen Faszination für das opportunistische Talent Schreibers geschrieben. Starke Nebenfiguren und emotionale Passagen machen das Buch für Müller komplett.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.06.2021

Rezensent Florian Keisinger liest die Biografie des Zauberkünstlers Kalanag aka Helmut Schreiber, wie Malte Herwig sie aufschreibt, mit gemischten Gefühlen. Einerseits scheint ihm Herwigs sichtliche Antipathie gegen den Magier angesichts von Schreibers Anbiederung an den NS-Staat als Führer-Magier nachvollziehbar, andererseits findet er, der Autor hätte sein Objekt ruhig differenzierter betrachten können. So sehr Schreiber als typischer Karrierist der NS-Zeit durchgeht, so wenig taugt Herwigs "Schwarz-Weiß-Schema", um die Person Schreiber zu erfassen, meint Keisinger. So findet der Rezensent Beispiele für Schreibers Handeln, die dessen Solidarität mit verfolgten Kollegen offenbaren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.2021

Peter Rawert hält Malte Herwigs Biografie über Hitlers ersten Zauberkünstler für unzuverlässig. Was der Autor zu Helmut Schreiber aka Kalanag, für Rawert ein früher David Copperfield, aus dem Biografen-Hut zaubert, scheint dem Rezensenten mitunter fantastisch wie die Zaubertricks des Magiers selbst. Was an den Kindheits- und Jugendszenen oder dem Treffen mit Hitler verbrieft ist und was der Autor hinzuerfunden oder einfach aus autobiografischen Texten Schreibers übernommen hat, ist für Rawert nicht immer ersichtlich. Ein Sachbuch ist es für Rawert nicht geworden, auch wenn Herwig unbekannte Quellen heranzieht. Von magischen Dimensionen sind laut Rawert auch die Klischees und Plattitüden im Buch. Keine legendäre, eine legendenreiche Biografie, findet er.
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