Olga Gromowa

Zuckerkind

Von Stalin nach Kirgisien verbannt
Cover: Zuckerkind
Aufbau Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783351038168
Gebunden, 205 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt. "Ein Lehrstück über den Sieg von Individuen über das große Böse." Ljudmila Ulitzkaja. 1937 werden die kleine Stella Nudolskaja und ihre Mutter von Moskau in ein Arbeitslager in Kirgisien geschickt. Den Vater, einen Ingenieur, hatte man von einem Tag auf den anderen verhaftet und als Volksfeind verurteilt. Ein Kampf ums nackte Überleben beginnt, den Stella schonungslos und berührend aus ihrer Perspektive beschreibt. Doch selbst in schlimmsten Zeiten gibt es immer wieder Menschen, die den beiden helfen: Mutter und Tochter finden Obdach bei einer russischen Bauernfamilie, dann in einem kirgisischen Sowchos. Erst zehn Jahre später dürfen sie in eine Kleinstadt im Moskauer Gebiet umsiedeln. Die Journalistin Olga Gromowa hat die ungewöhnliche Lagergeschichte für die Nachwelt festgehalten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.11.2021

Interessant ist wohl das Adjektiv, mit dem der Leseeindruck des Rezensenten Jörg Plath zu fassen ist. Interessant wegen der unglaublichen Lebensgeschichte Stella Nudolskajas, die als kleines Kind mit ihrer Mutter nach Kirgisien verbannt wurde, während der Vater im Todeslager von Kolyma starb. Auf ihren Erzählungen aus dieser Zeit beruht Olga Gromowas Buch. Einige Figuren hat sie aber dazu erfunden, so der Kritiker, sogar einen Bösewicht. Für Plath liest sich das Buch wie ein "realistisches Märchen aus stalinistischen Zeiten", manchmal hätte er sich von Gromowa aber mehr Nüchternheit gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 05.11.2021

Rezensentin Claudia Kramatschek bleibt nach der Lektüre von Olga Gromowas "Zuckerkind" zwiegespalten zurück. Ja, es ist eine tragische, eine anrührende und zugleich erbauende Geschichte, die hier erzählt wird - von einem jungen Mädchen, dessen Vater im Stalin-Regime ermordet wird, das mit seiner Mutter ins Arbeitslager verbannt wird, dort verschiedenste Formen der Entbehrung erlebt und trotzdem, genau wie seine Mutter nie den Mut, die Zuversicht und den Glauben an das "Gute" verliert. Gerade diese absolut untadelige Moral, die unendliche Tapferkeit der jungen Protagonistin aber befremden Kramatschek. Der "gehobene Zeigefinger" ist hier leider nicht zu übersehen, seufzt die Rezensentin.