Oliver Maria Schmitt

AnarchoShnitzel schrieen sie

Ein Punkroman für die besseren Kreise
Cover: AnarchoShnitzel schrieen sie
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783871345555
Gebunden, 346 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Chaos und Anarchie, Sex, Bullen, Bier und Rock 'n' Roll? Fehlanzeige! Hier geht's voll gesittet zu: Peter Julius Hein hat Angst vor dem Osten, und sein tablettensüchtiger Freund Dr. Hollenbach ist gar kein richtiger Arzt. Dennoch brettern die beiden jungen Altpunks mit einer illegal beschafften Staatskarosse ostwärts, um die Reste ihrer alten Band wieder zusammenzutrommeln - es droht nämlich ein unverhofftes Comeback. Die Motive der Mitspieler sind dabei höchst ehrenwert: Geldgier, Langeweile, Rache und Sehnsucht nach Liebe. Was in der BRD der Ära Kohl begann, soll in Merkels neuen Ländern seine Erfüllung finden: Peter Heins private Wiedervereinigung mit seiner alten Jugendliebe, der mirakulösen Sängerin Itty Lunatic. Wie in diesem ohnehin überschäumenden Gefühlschaos dann doch noch Bullen, Bier und Rock 'n' Roll zu ihrem Recht kommen, erzählt dieser weltweit erste "Punkroman für die besseren Kreise".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.12.2006

"Ganz ordentlich" findet Rezensent Oliver Fink das Romandebüt des Ex-Titanic-Chefredakteurs, den er als "lockig-flockigen Unterhaltungsroman" über die Ära des Punk beschreibt. Abgehandelt wird die Sache Fink zufolge anhand der Mitglieder einer Punkformation namens "Gruppe Senf", die Anfang der 80er Jahre als Schülerband im Schwäbischen "reüssierte" und deren Lebensläufe der Roman verfolgt. Ein wenig scheint Oliver Maria Schmitts Projekt allerdings daran zu kranken, dass alle Figuren im Buch "tendenziell Karikaturen" sind, ein gewisse Durchdringung des Phänomens "Punk" mit tiefenpsychologischer oder sonstiger Tiefe daher auf der Strecke bleibt. Auch streicht der Rezensent "kalauernde Aussetzer" und "allzu plumpe Satire-Albernheiten" in Schmitts Roman rot an. Auf die Liste der ebenfalls (und wohl gar nicht zu knapp) vorhandenen Stärken setzt der Rezensent "Ausflüge in skurrile und bizarre Gefilde" des Punk, die Ausleuchtung seiner dionysischen Seite und das Auskosten der Fallhöhen, die durch die Tatsache entstehen, dass gestandene Säulen der Gesellschaft von heute sich immer noch dem "ästhetischen Ideal des Punk" von einst verbunden fühlen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.11.2006

In "AnarchoShnitzel schrieen sie" versucht Oliver Maria Schmitt nicht, die Hochzeit des Punk zu dokumentieren, sondern legt einen "autobiografisch" angehauchten und sehr amüsanten Roman vor, freut sich Christoph Haas. Er bietet eine rasante, "grelle Farce" über eine erfolglose Punkband, die zwanzig Jahre später noch mal ein Comeback versucht, wobei auch eine köstliche Satire über eine Fahrt durch die ehemalige DDR enthalten ist, notiert der bestens unterhaltene Rezensent. Insbesondere die Mischung von höchst erlesenen Formulierungen und derber Alltagssprache hat Haas glänzend amüsiert. Er gibt zu, dass die Witze des ehemaligen Titanic-Chefredakteurs zu Anfang noch etwas lahm wirken, findet aber, dass sie nach und nach an Fahrt gewinnen. Ab der Mitte des Buches sind es nach Ansicht des Rezensenten vielleicht sogar ein bisschen viele "Gags", mit denen die Leser strapaziert werden, manche Passagen wirken dann auch wie Titanic-Texte, die in den Roman integriert wurden. Am Schluss aber gelinge es Schmitt glücklicherweise wieder, seine Erzählung zu konzentrieren und so überzeugt der Roman Haas insgesamt als sehr komisch und dabei dennoch authentisch.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.11.2006

Für einen Punkroman ist "Ironie und Understatement" auf jeden Fall die goldrichtige Erzählhaltung, befindet Rezensent Edo Reents nach der Lektüre von Oliver Maria Schmitts Geschichte um die Provinz-Punkband "Gruppe Senf", die sich nach nur einem Auftritt auflöst und zwanzig Jahre später auf abstruse Weise wiedervereinigt wird. Schließlich gehe es beim Punk grundsätzlich darum, wie ernst alles zu nehmen ist. Anstatt sich "spießig" über mangelnde Instrumentenbeherrschung zu amüsieren, versuche der ehemalige "Titanic"-Chefredakteur Schmitt aufzuzeigen, wie der Ablehnungs-Rundumschlag des Punk letztendlich doch von jenem System absorbiert wird, das unterlaufen werden sollte. Mit diesem "historischen Roman" über das Wollen und Werden des Punk hat der Autor ein "windschiefes, aber wetterfestes Denkmal" gesetzt, so das Fazit des belustigten und zufriedenen Rezensenten.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.09.2006

Christoph Schröder zeigt Disziplin. Nicht nur hat er Oliver Maria Schmitts Roman gelesen, sich von der Titanic-Humor-Zange und "konsequent durchgehaltenem" 80er-Jargon quälen lassen, er hat auch noch eine Rezension geschrieben. Die fällt gemischt aus. Einerseits weiß Schröder um die latente Nervigkeit des Punk, um dessen Quasi-Wiederbelebung es hier geht, andererseits findet er, Schmitt trage mitunter doch reichlich dick auf. Mit Schauplätzen (der tiefe Osten), mit Fragen (was ist Punk heute?), mit der Satire und mit der anarchoshnitzelmäßigen Sprache. Entspannende Lektüre? Für Schröder keineswegs.
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