Oskar Roehler

Selbstverfickung

Roman
Cover: Selbstverfickung
Ullstein Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783550050138
Gebunden, 272 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Gregor Samsa ist ein abgehalfterter Regisseur, Ende Fünfzig, ein ramponierter Typ in einer ramponierten Gesellschaft, der sich in Konsumtempeln und Puffs herumtreibt, um seine Zeit totzuschlagen. Dabei lässt er sein verpfuschtes Leben Revue passieren. Die Tatsache, dass er es als "Kulturschaffender" vergeudet hat, trägt nicht gerade zu seiner Freude bei. Mit Hohn und Spott macht er sich über seine Erinnerungen her, über seine falschen Freunde und Wegbegleiter, seine Scheinerfolge und naiven Ambitionen von einst und schreibt dabei seine eigene, sehr schwarze Kulturgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.01.2018

"Radikal", hochaktuell und dringlich erscheint Rezensent Florian Kölsch Oskar Roehlers neuer Roman "Selbstverfickung". Denn Roehler pfeift nicht nur schwungvoll und doch ohne Populismus auf jegliche "polictial correctness", sondern er macht auch in der Verfehlung weiblicher Zuneigung und "Flucht in sexuelle Unverbindlichkeiten" Michel Houellebecq alle Ehre, freut sich der Kritiker. Dass Roehlers an Travis Bickle aus Scorseses "Taxi Driver" erinnernder Held ständig zu derben Schimpftiraden neigt, macht das Lesen nicht unbedingt zu einer reinen Freude, warnt Kölsch vor. Wenn der Autor seine misanthropische Wutbürger-Karikatur allerdings über Frauen im Allgemeinen und die deutsche Filmbranche im Besonderen pöbeln lässt, kann sich der Rezensent das Lachen nicht verkneifen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.11.2017

Rene Hamann entdeckt bei Oskar Roehler nicht mehr als neurechts zerknirschte Wohlstandsverwahrlosung. Wenn der Autor seinen Erzähler, einen frustrierten Regisseur aus Berlin, mit dem Hammer um sich schlagen lässt gegen political correctness, gegen Emigranten, gegen Popkultur sucht der Rezensent vergeblich nach weiteren Ebenen, wie bei Houllebecq zum Beispiel. Dass in dem Buch außer ätzender Nabelschau nichts passiert, lässt Hamann ziemlich sauer zurück.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.09.2017

David Steinitz kommt Oskar Roehlers autobiografisch geprägter Roman "Selbstverfickung" vor wie eine "Houellebecq'sche Variation" von "Und täglich grüßt das Murmeltier"." Roehler schimpft hier beherzt drauf los, über die deutsche Filmszene, vor allem aber über sich selbst - hier in Form einer "fiktiv sublimierten Ungeziefer-Version" namens Gregor Samsa, erzählt der Kritiker. Auch andere Protagonisten macht Steinitz unschwer aus, erkennt sie etwa an ihrer "Eichingerhaftigkeit". Diese Form des "Wutmonologs" mag in Deutschland keinen besonders guten Ruf haben, meint Steinitz,  Roehler gelinge sie aber gerade wegen seiner Gnadenlosigkeit. Viel Weltekel und Pessimismus, den in "Selbstverfickung" vor allem die Prostituierten ertragen müssen, mit denen Gregor Samsa regelmäßig schläft, aber auch viel Wahrheit und Humor, resümiert der Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 19.08.2017

Rezensent Tilman Krause hat langsam begriffen, dass Oskar Roehlers Kindheit keine leichte war. Den Filmemacher selbst scheint das wenig zu interessieren, weidet er doch einmal mehr seine Familiengeschichte aus, fährt der Kritiker fort, der in "Selbstverfickung" mit Roehlers Alter Ego Gregor Samsa über 250 Seiten hinweg durch allerlei "Körpersäfte watet". Das Klagelied über "Aids-Angst, Impotenz, die erste Darmspiegelung und klägliche Bordell-Besuche" wird ab und an von Sehnsüchten nach den rebellischen Achtzigern und ausgiebigen Abrechnungen mit dem deutschen Filmwesen unterbrochen, erzählt der Rezensent, der dem aber ebenso wenig abgewinnen kann wie Roehlers Lust an der "Autodestruktivität". Und sprachlich kann ihn der Autor leider auch nicht überzeugen.