Pankaj Mishra

Goldschakal

Roman
Cover: Goldschakal
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2023
ISBN 9783103971569
Gebunden, 416 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Jan Wilm. Arun, Aseem und Virendra sehen nur einen Weg: Von den feuchten Hütten in Mumbai soll er sie in toskanische Landvillen führen. Mit einem Willen, der ebenso rücksichtslos ist wie ihr Selbstvertrauen grenzenlos, werden Aseem und Virendra zu den Aufsteigern ihrer Generation. Sie arbeiten hart und leben ausgelassen, tauschen die Zumutungen ihrer Herkunft aus den niedrigen Kasten ein gegen eine unbarmherzige Welt, die verspricht, Leistung mit Reichtum zu belohnen. Arun dagegen zieht sich in ein kleines Dorf im Himalaya zurück. Doch auch die bescheidene Idylle wird gestört, als Arun in die schreckliche Gewalttat eines Freundes verwickelt wird - und erkennen muss, wozu er und seine Freunde fähig sind.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.05.2023

Rezensent Alex Rühle schätzt den indisch-britischen Autor Pankaj Mishra als wichtigen Essayisten in den Diskussionen um globale Ungerechtigkeiten. In Mishras erstem Roman "Goldschakal" findet Rühle ebenfalls viele Thesen, aber das ist das einzig Positive, was er darüber zu sagen hat. Oberflächlich, hölzern und konstruiert findet Rühle die Geschichte um drei Freunde, die sich aus ärmsten Verhältnisse hocharbeiten: Das Finanzgenie wird Milliardär, der Intellektuelle ein abgehobener Glamourjournalist, der dritte ein vorbildlicher Übersetzer von Hindi-Literatur, wie der Rezensent skizziert. Die holzschnittartigen Figuren sind schon absurd, meint Rühle, aber geradezu lachhaft sei die Erzählsituation: Es ist der Abschiedsbrief ebendieses Übersetzers an seine schöne, aber neureiche Geliebte, ein vierhundertseitiger Monolog darüber, dass sie zu doof war, seine Brillanz zu erkennen, wie Rühle mit einschlägigen Zitaten darlegt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 11.05.2023

Rezensent Nils Schniederjann liest mit diesem essayistischen Roman des indischen Autors Pankaj Mishra eine ernüchternde Analyse der Rolle des Intellektuellen in der heutigen Gesellschaft. Das Buch ist in Form eines Briefes geschrieben, so der Kritiker, verfasst von Arun, der sich im Rückblick seiner Partnerin Alia erklären möchte. Im Indien der achtziger Jahre hat der junge Arun durch die boomende IT-Branche Chancen auf gesellschaftlichen Erfolg. Der soziale Aufstieg gelingt, beinhaltet aber das Überstehen brutaler Initiationsrituale an der Uni, lesen wir. Mishra zeichnet in seinem Roman das Bild einer Gesellschaft, in der politischer Widerstand zur Selbstdarstellung gerinnt und intellektuelles Denken meistens an der Annahme der eigenen moralischen Überlegenheit scheitert, weiß der Kritiker. Ein wenig bleiben die Figuren hinter den starken Thesen zurück, merkt Schniederjann an, trotzdem ist der Band so konzipiert, dass er zu "tiefen Reflexionsprozessen" anregen kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2023

Einen zweiten Roman des Inders Pankaj Mishra kann Kritiker Fridtjof Küchemann nach zwanzig Jahren lesen, ein Buch, das für ihn leider "ohne sonderliche Originalität" daherkommt. Es handelt von Arun, der, in Armut aufgewachsen, an eine technische Uni geht, die Reichtum verspricht, dann aber doch in die Übersetzerbranche wechselt, erläutert Küchemann. Arun richtet seine Geschichte als Erzähler an seine Ex-Freundin, die ihn in die Welt der Superreichen eingeführt hat und dem Rezensenten zufolge mehr als Stichwortgeberin für aktuelle Debattenthemen wie Klasse und Geschlecht fungiert, denn als lebendige Figur. Eindrücklicher sind für ihn die Kindheitsszenen, die die Armut und das Elend der Familie auf dem Dorf schildern, die von Ausbeutung und enttäuschten Hoffnungen handeln und ihm eine Welt näherbringen, mit der er kaum vertraut ist. Diese Szenen ziehen seine Bewertung des Buches dann doch noch etwas nach oben.
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