Patricia Highsmith

Patricia Highsmith: Tage- und Notizbücher

Cover: Patricia Highsmith: Tage- und Notizbücher
Diogenes Verlag, Zürich 2021
ISBN 9783257071474
Gebunden, 1392 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Anna von Planta. Aus dem Amerikanischen von Melanie Walz, Pociao, Anna-Nina Kroll, Marion Hertle und Peter Torberg. Soviel Patricia Highsmith geschrieben hat, eines hat sie immer ausgeklammert: sich selbst. Deshalb war es eine Sensation, als nach ihrem Tod 1995 in ihrem Wäscheschrank 18 Tage- und 38 Notizbücher gefunden wurden, die sie nahtlos seit ihrer College-Zeit geführt hatte. Eine Frau, die um die halbe Welt reiste, mindestens zwei Leben gleichzeitig führte und aus einer kühlen Halbdistanz psychologische Romane über elementare Themen schrieb wie Liebe, Fremdsein und Mord.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.11.2021

Rezensent Jochen Schimmang fällt auf, dass Anna von Planta, die Herausgeberin der Tage- und Notizbücher von Patricia Highsmith, Auslassungen nicht kennzeichnet und "Gehässigkeiten" der Autorin herausgestrichen hat. Ob es sich dabei um Zensur handelt, mag er nicht entscheiden. Davon und von der Mäuseschrift der Fußnoten abgesehen hält er die Edition für vorbildlich. In den Aufzeichnungen macht Schimmang drei zentrale Themen aus: Kunst als Kunstreligion, die promiske, lesbische Sexualität der Autorin und der Alkohol. Den Überblick über Highsmiths Liebesabenteuer und all die entkorkten Flaschen verliert er schnell. Da hilft nur der Blick ins Register, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.11.2021

Rezensentin Maike Albath gewährt die von Anna von Planta herausgegebene Auswahl aus den Tage- und Notizbüchern von Patricia Highsmith einen Einblick in das Innenleben der Schriftstellerin in den Jahren 1941 bis 1994. Von der Boheme-Zeit in New York bis zur fortschreitenden Vereinsamung ab 1980 künden die Einträge laut Albath von Ortswechseln, Partnerwechseln, Lektüren und der Arbeit am Werk und zeigen in soziologischer und psychosexueller Selbstbespiegelung die Widersprüche der Person. Für Albath entwickelt das einen starken "voyeuristischen Sog", bis schließlich die innere Verhärtung der Person spürbar wird, gegen die nur noch der Schaffensrausch hilft, wie Albath feststellt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 01.11.2021

Rezensent Uli Hufen scheint sich nicht groß daran zu stören, dass die Herausgeberinnen Patricia Highsmiths Tagebücher zensiert haben, die rassistischen Äußerungen der Autorin, ihren Antisemitismus. Eigentlich ein Skandal. Doch für Hufen sind die Ressentiments und die Bitterkeit der späten Einträge, Folge des Alkoholkonsums und der Egozentrik der Autorin, auch so nur schwer erträglich. Lieber liest er die Einträge aus den wilden Vierzigern, als Highsmith vor Eloquenz, Witz und politischem Interesse nur so sprüht, auch wenn die extensiv dokumentierten (homosexuellen) Liebschaften der Autorin ihm die Lektüre lang machen. Wie sehr Highsmith in ihren Romanen die eigenen Dämonen bekämpfte, lassen ihn die Tage- und Notizbücher allerdings durchweg erahnen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.10.2021

Rezensent Rainer Moritz ist ganz aufgewühlt nach der Lektüre dieser von Anna von Planta besorgten Auswahl mit Texten aus Patricia Highsmiths Tage- und Notizbüchern. Das liegt weniger am von Anbeginn für den Rezensenten spürbaren Sendungsbewusstsein, mit dem die Autorin abwechselnd in ihr Inneres und auf ihr Werk blickt, als an der Intensität von Highsmiths Liebesleben. Die Promiskuität der Autorin und die Offenheit ihrer Schilderungen überraschen Moritz. Politik kommt eher am Rande vor, staunt er, eher schon schreibt Highsmith über Katzen und Schneckenzucht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.10.2021

Rezensent Tobias Gohlis bekommt ein Füllhorn von Eindrücken aus dem Leben und Schaffen von Patricia Highsmith mit dieser Auswahl aus den Tage- und den Notizbüchern der Autorin. Für Gohlis bietet die Ausgabe Einblicke in ein "drittes Werk" neben den Erzählungen und den Romanen der Autorin: Skizzen und Reflexionen in den Notizbüchern, Tagesereignisse, Begegnungen Emotionen und Selbstreflexionen in den Tagebüchern. Wild sind die Einträge zu Liebschaften und dem Partyleben im New York der 40er und 50er, findet Gohlis, ebenso wild der Stil - "ekstatisch, aphoristisch", meint er. Der Leser begleitet die Autorin bei ihren Selbstzweifeln und beim Liebesglück, teilt Leselisten und Dates. Der Rezensent scheint sie gern begleitet zu haben.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.10.2021

Rezensentin Maike Albath liest mit Patricia Highsmith' Tagebüchern ein "faszinierendes kulturgeschichtliches Dokument", wobei politische Entwicklungen, wenn überhaupt, nur eine Nebenrolle spielen. Stattdessen stehen das gesellschaftliche Verhältnis zu "Sexualität, Geschlechterrollen" sowie ein mögliches Selbstverständnis als Autorin im Mittelpunkt, erklärt Albath. 1300 Seiten aus 18 Tage- und 38 Notizbüchern umfasst die Edition aus dem Diogenes Verlag. Schon dieser Umfang lässt erahnen, mit welcher Gewissenhaftigkeit die amerikanische Krimiautorin alles festhielt, was sie beschäftigte - Partys und Persönlichkeiten, Kulturveranstaltungen, ihre zahlreichen Affären, die ständigen Konflikte mit ihrer Mutter, Bücher natürlich und ihr eigenes Schreiben. Erfrischend findet Albath, mit welcher Freizügigkeit, Direktheit und Schärfe Highsmith über all das schreibt, und zwar auch, ja gerade dann, wenn es um sie selbst geht - ihre sexuellen Erfahrungen, ihre Schwächen, ihren unendlichen Ehrgeiz. So bieten Patricia Highsmiths' Tagebücher der Kritikerin eine so unterhaltsame wie intime und zugleich informative Lektüre.