Paul Adenauer, Hanns Jürgen Küsters (Hg.)

Konrad Adenauer - Der Vater, die Macht und das Erbe

Das Tagebuch des Monsignore Paul Adenauer 1961-1966
Cover: Konrad Adenauer - Der Vater, die Macht und das Erbe
Schöningh, Paderborn 2017
ISBN 9783506786739
Gebunden, 529 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Neue, unbekannte Einblicke in Konrad Adenauers Politik in der Endphase als Kanzler und CDU-Parteivorsitzender gibt das erst 2015 entdeckte Tagebuch des Sohnes Paul Adenauer. Nach Mauerbau und Bundestagwahl 1961 tobt ein heftiger Streit um Adenauers vierte Kanzlerwahl. Der Monsignore beobachtet den Vater zu Hause in Rhöndorf; er beschreibt das Ringen mit Erhard als Nachfolger im Kanzleramt und CDU-Parteivorsitz und wird zum Zeitzeugen wie zum Chronisten des Machtzerfalls. Zermürbt vom Zwist mit der FDP, schließt Konrad Adenauer die SPD als Koalitionspartner ins Auge und geht mit der eigenen Partei hart ins Gericht. Wahlen lassen seinen Kampfgeist immer wieder aufflackern. In den Krisen des europäischen Einigungsprozesses hält er Kurs, in dem Verhältnis der Regierung Erhard zu de Gaulle und dem transatlantischen Streit um die mögliche Mitsprache der Bundesrepublik Deutschland beim Einsatz von Atomwaffen sieht er deutsche Interessen gefährdet. Aber auch der gesellschaftliche Wandel und das materialistische Denken treiben ihn um. Adenauers große Sorge gilt dem politischen Erbe, der freiheitlich-parlamentarischen Demokratie und der Einbindung in das westliche Bündnis, das der Gründungskanzler Deutschland hinterlassen will.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2017

Rainer Blasius kann nicht finden, dass ihm der Gründungskanzler mit diesen Aufzeichnungen seines Sohnes Paul sympathischer wird. Der von Hanns Jürgen Küsters zum fünfzigsten Todestag Adenauers herausgegebene Band mit den sporadischen Tagebuchnotizen Paul Adenauers aus der Zeit zwischen September 1961 und Februar 1963 sowie zwischen Oktober 1963 und Dezember 1966 bietet Blasius unmittelbar Erlebtes und Gehörtes aus dem Kanzlerheim. Dass wichtige Vorgänge wie die Rücktrittsphase ausgespart bleiben, macht der Band laut Blasius durch das Einfangen der Atmosphäre des langsamen Machtverlustes wett. Wie der Greis Adenauer gegen Parteigenossen ätzt und zur Erbauung immer wieder die Marseillaise hört, erfüllt Blasius nicht gerade mit Hochachtung.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.02.2017

Markus Schwering erkennt den streckenweise durchaus unsympathischen Mann mit autokratischen Zügen in dem von Hanns Jürgen Küsters herausgegebenen Tagebuch von Adenauers Sohn Paul aus den Jahren 1961-1966. Die unmittelbare Nähe des Autors zum Kanzler gewährt laut Schwering intime Einblicke ins Private und Politische, hat aber auch eine gewisse Verwischung der Trennlinie zwischen dem Autor und dem Objekt der Beschreibung zur Folge, wie der Rezensent anmerkt. Gewinnbringend für Kenner wie für den historischen Laien hält Schwering das Buch, das Adenauers Abstiegsjahre behandelt, dennoch, zumal der Herausgeber eine gründliche Einleitung und umfangreiche erläuternde Anmerkungen beisteuert, wie Schwering meint. Für den Rezensenten der Blick in eine ferne Zeit, der das Bild Adenauers in mancher Hinsicht zu korrigieren imstande ist.
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