Paul Betts

Ruin und Erneuerung

Die Wiedergeburt der europäischen Zivilisation 1945
Cover: Ruin und Erneuerung
Propyläen Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783549100387
Gebunden, 624 Seiten, 39,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen übersetzt von Bernd Rullkötter und Jan Martin Ogiermann. 1945 liegt Europa in Trümmern. Städte und Gemeinden sind durch Krieg zerstört, die Wirtschaft am Boden. Das von den Nationalsozialisten industrialisierte Morden hat ethische Werte ebenso pervertiert wie Religion, Kultur und Wissenschaft. Wie ist es gelungen, dem zerrütteten Kontinent wieder Frieden, Wohlstand und Fortschritt zu bringen? Auf der Grundlage von Originalquellen und Zeitzeugenberichten schreibt Paul Betts die vielstimmige Erzählung der Wiedergeburt Europas und zeigt, welch große Errungenschaft wir heute wieder verlieren könnten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.05.2022

Rezensent Otto Langels ist angetan von Paul Betts ungewöhnlicher historischer Studie, die den europäischen "fieberhaften Wiederaufbau" nach 1945 behandelt. Als roter Faden dient dem Oxford-Professor für Moderne Europäische Geschichte dabei der "vage definierte" Begriff der Zivilisation, so Langels, den er in Hinblick auf ganz verschiedene Bereiche anführt - sei es im Sinne von Wohltätigkeit bei umfangreichen internationalen Spendenaktionen der Zeit, sei es in den Bereichen der Mode und Wohlkultur: so galt im Nachkriegseuropa die US-amerikanische Konsumgüterindustrie mit ihren Kühlschränken oder Badewannen als "Maßstab für zivilisatorischen Fortschritt", lernt der Kritiker. Etwas differenzierter hätte an dieser Stelle der Preis beleuchtet werden können, der für diese Seite der Zivilisation zu zahlen ist, merkt Langels an, ebenso wie der damals wie heute zu beobachtende Missbrauch des Zivilisationsbegriffs für verbrecherische Kriegshandlungen. Trotzdem eine "originelle Politik-, Sozial- und Kulturgeschichte", die eine "bereichernde" Lektüre bietet, lobt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.04.2022

Rezensent Otto Langels scheint die europäische Geschichte nach 1945, wie sie Paul Betts in seinem Buch aufschreibt, als eine Geschichte der immer wieder enttäuschten und immer wieder aufkeimenden Hoffnung auf Zivilisation. Wie aktuell er damit sein würde, konnte der Autor nicht ahnen, meint Langels. Der für Langels so gar nicht klassisch erscheinende Ansatz einer Geschichte der Zivilisation eröffnet dem Autor die Freiheit, unterschiedliche Aspekte wie Menschenrechte, Wohlstand, Mode oder Kolonialismus in seine Darstellung mit einzubeziehen, so der Rezensent. Konsum als zivilisatorische Errungenschaft, das erinnert Langels allerdings an den Preis, den wir dafür zahlen, Stichwort Klimawandel. Die Übersetzung des Buches findet Langels nicht immer gelungen, das "Lesevergnügen" schmälert das aber nicht, erklärt er.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.03.2022

Rezensent Knud von Harbou staunt, dass der Zeithistoriker Paul Betts sein Buch verhalten optimistisch beendet. In den "ausgewogen" und laut Rezensent übersichtlich gestalteten Kapiteln des Buches lernt Harbou zunächst anhand politischer, geistes- und kulurhistorischer Details, wie sich Europa nach 1945 zivilisatorisch entwickelte und welche Konflikte dabei auftauchten (Stichworte: Kalter Krieg, Konsumgesellschaft, Religion). Anregend findet der Rezensent Betts Ausführungen auch, da der Autor internationale Geschichte mit berücksichtigt. Was die frühe BRD angeht, stößt Harbou dagegen auf viel allzu Bekanntes.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 10.02.2022

Gespannt liest Rezensent Hans von Trotha diese Europageschichte des amerikanischen Historikers Paul Betts. Der Titel ist allerdings irreführend, meint der Rezensent, denn Betts erzähle hier nicht nur unmittelbar von der Nachkriegszeit, sondern liefere eine "Universalgeschichte Europas" seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Dass der Autor in diesem Panorama komplexe Zusammenhänge und Geschehnisse präzise analysiert und ordnet, macht das Buch für den Rezensenten "gut lesbar". Besonders aufschlussreich findet er, wie hier die Vielschichtigkeit des Begriffs "Zivilisation" erklärt wird und wie unterschiedlich dieser von verschiedenen politischen Lagern vereinnahmt wird. Von Betts eigener Definition dieses schwer greifbaren Begriffes fühlt sich der Rezensent zu Reflexionen über ein buchstäblich grenzenloses Europa angeregt.
Stichwörter