Peter de Mendelssohn

Fertig mit Berlin?

Roman
Cover: Fertig mit Berlin?
Elfenbein Verlag, Heidelberg 2002
ISBN 9783932245503
Gebunden, 347 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Katharina Rutschky. "Denk an mich, wenn du zwischen Telephon und Telegraph den Atem der großen Stadt hörst." Das sind die letzten Worte des einflussreichen Schwiegervaters, als er Oswald, der gerade in einem oberbayerischen Internat sein Abitur abgelegt hat, in der Feuilletonredaktion einer großen Berliner Zeitung abliefert. Bald hat Oswald den unsicheren Einstand des Adoleszenten hinter sich gelassen und im geschäftigen Leben des Berlin der zwanziger Jahre Tritt gefasst. Angezogen und abgestoßen von lebenslustigen, ehrgeizigen Frauen und in ständiger Konkurrenz zu seinem begabten Dichterfreund Manfred, mit dem ihn eine innige Hassliebe verbindet, verschwendet er Zeit und Geld im Milieu der Künstler und Journalisten ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.01.2003

Walter Klier hält es für eine Glück, dass Peter de Mendelssohn "Fertig mit Berlin?" siebzig Jahren nach seinem ersten Erscheinen nun im Berliner Elfenbein-Verlag neu verlegt worden ist. Klier beschreibt den damals 22-jährigen und heute kaum noch bekannten Autor Mendelssohn als "interessante Figur des Geisteslebens", der unter anderem nach dem Krieg maßgeblich beim Aufbau des "Berliner Tagesspiegels" und der "Welt" mitgewirkt habe. Klier gefällt de Mendessohns nach so langen Jahren wieder ausgegrabenes Buch. Für ihn ist es eine gelungene "Augenblicksbeschreibung der Zeit um 1930" und gleichzeitig eine Liebeserklärung an den Mikrokosmos der Zeitungswelt, den der Autor aus eigener Anschauung kannte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.01.2003

Hans-Peter Kunisch hat nach eigenem Bekunden diesen Romanerstling des Autors von 1930 "gern" gelesen. Er sieht im Ich-Erzähler Oswald, der aus einem bayrischen Internat nach Berlin in eine Zeitungsredaktion kommt, sowohl Ähnlichkeiten zum Autor als auch Übereinstimmungen zur "Position der Nachkriegsjugend", die das Vertrauen in die Vätergeneration verloren hat. Besonders schätzenswert findet es der Rezensent, dass der Roman nicht zu einem der vielen "schwülen Internatsromane" der Zeit geworden ist, sondern sich zur "Entwicklungsgeschichte" von Oswald wandelt. Der macht eine Entwicklung von sozialer Anpassung in der Redaktion zur Abwendung vom Journalistenberuf durch, fasst Kunisch zusammen. Der Rezensent erkennt in der Sprache des Autors zwar einige Anleihen an das "Pathos des Expressionismus" und Nachklänge an den "Symbolismus und die Neuromantik", insgesamt aber überwiege die Tendenz zur "neuen Sachlichkeit", stellt er angetan fest. Er preist die "Frische" und das "noch heute Bezwingende" dieses Roman und zeigt sich von der "geschliffenen Schärfe" mancher Wendungen und vom Humor des Autors begeistert. Dieser "fast vergessene" erste Roman Mendelssohns überzeugt ihn nicht zuletzt durch seine eigenwillige Mixtur aus "intellektuellen Verstiegenheiten, genauen Gedanken, Gefühlsschwulst und neugieriger Realitätsbesichtigung", die den im ersten Moment "überzogen" scheinenden Vergleich der Herausgeberin mit der jüngsten Pop-Literatur erlauben, so Kunisch zustimmend.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.08.2002

Der fmg. zeichnende Rezensent ist sehr angetan von diesem Roman, der 1930 erstmals erschien. Was an dem Buch "anhaltend Spaß macht" ist seiner Ansicht nach, dass der Autor den Mythos von der brodelnden Hauptstadt "entkernt", und die Leere hinter dem geschäftigen Treiben fühlbar macht. Da ist der Rezensent auch gerne bereit, über manches "krude" Erzählte und über mitunter unmotivierte Handlungsweisen der Protagonisten hinwegzusehen.
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