Petina Gappah

Aus der Dunkelheit strahlendes Licht

Roman
Cover: Aus der Dunkelheit strahlendes Licht
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783103974492
Gebunden, 432 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Annette Grube Fischer. Ein Roman über ein unbekanntes Stück afrikanischer Kolonialgeschichte, fiktionalisiert zu einer spannenden Abenteuerreise.Seit ihrer Jugend ist Petina Gappah von der Geschichte um David Livingstone besessen - dem berühmten schottischen Missionar und Afrikaforscher, der sich des großen geografischen Rätsels seiner Zeit verschrieben hatte, der Entdeckung der Nilquellen. Aus Faszination wurde ein Roman: Als Livingstone 1873 auf der Suche stirbt, will seine treue Gefolgschaft seinen Leichnam in seine Heimat zurückbringen. So machen sich 69 Gefährten auf den wagemutigen Weg, ihn quer durch Afrika zu tragen, angeführt von einer jungen Frau - Halima, Livingstones scharfzüngiger Köchin. Es ist eine abenteuerliche und lebensbedrohliche Reise über 1.000 Meilen, auf der ihnen Hunger, Krankheit und Tod begegnen - und immer wieder die Frage: Wie weit sind wir bereit für unsere Freiheit zu gehen?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.2019

Fridtjof Küchemann lässt sich von Petina Gappah ins Jahr 1873 entführen. Die Geschichte um die mühselige Rückführung des Leichnams des Nilquellenforschers David Livingstone nach England erzählt ihm die in Zimbabwe geborene Autorin mit wechselnden Erzählstimmen. Die 285 Tage dauernde Reise und die Begegnungen und Spannungen unter Livingstones Dienern machen laut Küchemann den Kern der Erzählung aus. Unter den "inbrünstigen", zugleich beschränkten Erzählperspektiven gefällt dem Rezensenten vor allem eine, die Bericht und Satire verbindet und den Text erst lesenswert macht, wie Küchemann findet.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.12.2019

Rezensentin Susanne Mayer hebt die schillernde Vielgestalt des Romans hervor, den sie nicht nur als Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit sieht. Gleichzeitig thematisiere er durch seinen strukturellen Bezug zu "The Pilgrims Progress" von John Bunyan (1678) auch ein Spiel mit der Beziehung der Afrikaner selbst zur kolonialen Kultur, und markiert damit die Uneindeutigkeit der Figuren, erklärt sie weiter. Nichts ist hier einfach, so die Kritikerin, alles hat einen komplexen Bezug zu der heillosen Geschichte der Weißen in Afrika, ihrer Missionierung, die das aus der Dunkelheit strahlende Licht des Titel, den Glauben, versprach und dabei Handelsrouten schuf. Die Kritikerin stellt fest, dass es für die Afrikaner nicht dieses Licht war - und die Autorin verdeutlicht dies mehrfach in ihrem Roman -, das sie dazu brachte, den Leichnam Livingstones 1.300 Kilometer durch Afrika an die Küste und zu seinen Leuten zu tragen; vielmehr gehorchten sie den eigenen, afrikanischen Werten, nämlich ihrer "Großherzigkeit". Wunderbar findet Susanne Mayer, wie Gappah auch den Schotten aus der Eindeutigkeit des kolonialen Gewaltzusammenhangs löst, indem sie ihn an gebrochenem Herzen sterben lässt, nachdem er ein Massaker mit ansehen musste. Die Kritikerin zieht tief den Hut vor dieser selbstbewussten Schriftstellerin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.10.2019

Bewegt liest Renate Wiggershaus diesen Roman, in dem die simbabwische Autorin Petina Gappah von der Rückführung des toten David Livingstone erzählt. Livingstone war auf der Suche nach der Quelle des Nils gestorben, seine afrikanischen Bediensteten bestatteten seine Organe und brachten den einbalsamierten Körper in einem achtmonatigen Gewaltmarsch zu den Engländern an die Ostküste Afrikas zurück. Gappah erzählt von diesem Unterfangen aus einer doppelten Perspektive, wie die Rezensentin berichtet: aus der Sicht der Köchin Halima und aus der Sicht des von Missionaren christianisierten Jacob Wainwright. Wiggershaus verfolgt gebannt die Anfeindungen, denen der Tross ausgesetzt war, die inneren Zerwürfnisse und das Schicksal, das Livingstones letzte Begleiter im Anschluss an die Reise erwartete. Bitter schließt sie mit Blick auf den Titel des Romans, dass das einzige Licht, das die Weißen ins angeblich afrikanische Dunkel brachten, das Feuer ihrer Gewehre war.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.10.2019

Hanna Engelmeier würde gern mehr wissen über die Beratertätigkeit der Autorin Petina Gappah für den Sicherheitsberater von Robert Mugabe. Gappahs penibel recherchierten Roman über die letzte Reise des Leichnahms des schottischen Forschers David Livingstone und seiner afrikanischen Begleiter hätte Engelmeier möglicherweise voruteilsfreier lesen können. Dass der Roman trotz seiner vor allem sprachlichen Lebendigkeit seine Längen hat, da die Autorin sich durchgängig Schilderungen aus zweiter Hand bedient, vermag Engelmeier allerdings auch so mitzuteilen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.09.2019

Petina Gappahs neuer Roman beruht auf einer wahren Geschichte erklärt Rezensentin Sieglinde Geisel - der Geschichte des Arztes und Forschungsreisenden David Livingston, oder besser gesagt: die Geschichte seiner Leiche, die von freigekauften Sklaven 1500 km durch Afrika bis zur Küste getragen wurde, um von dort nach Großbritannien verschifft zu werden, wobei 69 Menschen ihr Leben gaben. Erzählt wird aus der Perspektive zweier Begleiterinnen Livingstons, sowie dessen Assistenten Jacob Wainwright. Ihr fiktiver Bericht ist trotz der darin angelegten Dramatik frei von Moralinsäure und Kitsch und stellenweise von groteskem Humor, der vor allem aus der "Umkehrung der Klischees" entspringt, analysiert die Rezensentin. Vor allzu schnellen und einfachen Schuldzuweisungen schützt jedoch nicht nur der Humor, sondern auch auch die Komplexität und Ambivalenz der Figuren, so Geisel. An der Oberfläche ist "Aus der Dunkelheit strahlendes Licht" ein spannender und informativer historischer Roman, doch darunter liegt mehr: das "vielstimmige Selbstgespräch Afrikas über die Deutung der eigenen Geschichte", so die begeisterte Rezensentin.