Philipp Blom

Die zerrissenen Jahre

1918-1938
Cover: Die zerrissenen Jahre
Hanser Berlin, München 2014
ISBN 9783446246171
Gebunden, 576 Seiten, 27,90 EUR

Klappentext

Mit Schwarzweiß-Abbildungen. 1918 ist der Krieg zu Ende, aber die Welt findet keinen Frieden. Alle Gewissheiten sind ins Wanken geraten, und so geht der Kampf weiter: zwischen Linken und Rechten, Konservativen und Modernisten, Arbeitern und Unternehmern. Nach seinem Buch "Der taumelnde Kontinent" über Europas Jahre vor dem 1. Weltkrieg führt Philipp Blom die Geschichte nun weiter bis ins Jahr 1938 und erweitert den Horizont bis in die USA. Der Jazz verbreitet ein neues Freiheitsgefühl, gleichzeitig gerät die Demokratie unter Druck. Zeitung und Radio erleben ihre besten Jahre, trotzdem brennen in Berlin die Bücher. "Die zerrissenen Jahre" macht auf einmalige Weise jene Zeit anschaulich, die in den 2. Weltkrieg führte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.01.2015

Was Oliver Pfohlmann an Philipp Bloms Darstellung über das Europas der Zwischenkriegszeit auszusetzen hat, ist die "Scheinchronologie", eine vom Autor konstruierte Ereignisabfolge, die laut Pfohlmann nicht sinnvoll ist. Eine Orientierung nach Themen hätte dem Buch besser gestanden, meint er. Davon abgesehen jedoch scheint ihm der Nachfolgeband zu Bloms "Der taumelnde Kontinent" als großer Wurf. Bloms These von der "Zeit der inneren Konflikte", als sich der Krieg von den Schlachtfeldern in die Köpfe zurückzog und die Zukunft bestimmte beziehungsweise verbaute, scheint dem Rezensenten überzeugend. Ebenso Bloms Blick auf symptomatische Nebenschauplätze, -figuren und -episoden, um die kulturellen Folgen des Krieges plastisch werden zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.01.2015

Mehr als von diesem Buch möchte Jörg Baberowski von einer historischen Darstellung nicht verlangen. Auch wenn Philipp Blom seine Geschichte der Zwischenkriegszeit zwar chronologisch, doch, wie der Rezensent feststellt, ohne Kausalität und Zwangsläufigkeit und stattdessen episodisch erzählt, fühlt erscheint dem Rezensenten das Geschehen farbig und verständlich vor Augen geführt. Die 21 Kapitel des Bandes, erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven und mit einem Fokus auf eher wenig bekanntes Geschehen, geben Baberowski einen Eindruck von der Zeit, ihren Ideen, ihrer Nervosität, ihren Errungenschaften (Frauenbewegung, Gewerkschaften, Verkehr) und Bürden (Kriegstraumata, Anonymität, Lärm etc.). Dieses Panorama des Lebens "in all seinen Möglichkeiten", das Blom entfaltet, enthält zwar laut Rezensent nichts Neues, eröfffnet aber "überraschende Zusammenhänge".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.10.2014

Philipp Blom mag zwar ein promovierter Historiker der Universität Oxford ein, seine Geschichte der Jahre zwischen den Weltkriegen bewegt sich aber ganz jenseits "wissenschafts-institutioneller Korsette", was sie zu einer wirklich spannenden Lektüre macht, verspricht Rezensentin Louisa Reichstetter. Statt sich in den Jahren 1918 und 1919 dem Versailler Vertrag zu widmen, erzählt Blom von den präfaschistischen Exzessen des Dichters Gabriele D'Annunzio, so die Rezensentin, statt der Weltwirtschaftskrise behandelt er Marlene Dietrich und das Ende seines Buches bildet nicht der neuerliche Kriegsausbruch sondern ein Konzert des Dirigenten Bruno Walter, fasst Reichstetter zusammen, die der Kombination von Geschichte und erzählerischer Originalität viel abgewinnen kann.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 23.08.2014

Den Sinn für Zusammenhänge hat sich Wolfgang Schneider mit dem Buch des Historikers Philipp Blom schärfen lassen. Auch wenn der Autor einem historischen Panorama der Jahre 1918 bis 1938 eigentlich nichts Neues hinzuzufügen hat, wie Schneider betont, lernt der Rezensent anhand von Bloms Hauptthese doch manches über eine mögliche Kontinuität zwischen Vor- und Nachkriegszeit und die Zerrissenheit zwischen den Weltkriegen. Dass der Autor seine Darstellung nicht nur auf Deutschland fokussiert, sondern auch die Siegermächte miteinbezieht, erscheint Schneider überzeugend. Aus der Multiperspektive entsteht so für ihn tatsächlich das Bild einer insgesamt taumelden Welt, deren Irrlichtern der Rezensent in den einzelnen Kapiteln des Bandes dargestellt findet, mal mit kulturhistorischer, mal mit politischem Schwerpunkt, von der Hungesnot in der Ukraine bis zur Prohibition in den USA. Spannung, wie bei Bloms Ausführungen über Cyborgfantasien, tröstet Schneider über so manchen Sachfehler im Text hinweg.