Heinrich August Winkler

Geschichte des Westens

Die Zeit der Weltkriege. 1914-1945
Cover: Geschichte des Westens
C.H. Beck Verlag, München 2011
ISBN 9783406592362
Gebunden, 1350 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Kriege, Krisen, Katastrophen - die Jahre zwischen 1914 und 1945 erscheinen manchen Zeitgenossen wie ein zweiter dreißigjähriger Krieg. Sie sind das "deutsche Kapitel" in der Geschichte des Westens und das schrecklichste Kapitel in der Geschichte der Menschheit. Heinrich August Winkler schildert mit meisterhafter Darstellungskunst die dramatischsten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts - vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs bis zur deutschen Kapitulation im Mai 1945 und den Atombomben von Hiroshima und Nagasaki drei Monate später. Kein anderes Land brach so radikal mit dem normativen Projekt des Westens wie Deutschland im Jahr 1933. Zugleich wurde das Land durch die Machtübertragung an Hitler zum stärksten Unruhefaktor der ganzen Welt. Die freiheitlichen Kräfte Europas überlebten den vom Dritten Reich entfesselten Weltkrieg schließlich nur mit Hilfe der USA und der britischen Dominions. Warum aber waren die westlichen Demokratien in den zwanziger und dreißiger Jahren überhaupt in die Defensive geraten? Weshalb bestimmte ein radikaler Nationalismus in den meisten Ländern Europas zunehmend die Politik?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2011

Ein Meisterwerk!, versichert der Historiker Ulrich Herbert, der für die FAZ das Werk seines Kollegen Heinrich August Winkler bespricht. So souverän, so kenntnisreich und so glänzend hat noch niemand die politische Geschichte Europas und der USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben, meint Herbert, der auch noch nicht die Verbrechen der beiden großen totalitären Diktaturen in Deutschland und Russland so konzise und eindringlich dargestellt gefunden hat. Mit ihrer Wucht und Dramatik bilden die Kapitel über Nationalsozialismus und Stalinismus denn auch für Herbert das Zentrum des Buches, auch wenn die Kapitel über die Faschismen in anderen Ländern, den Kolonialismus oder Spanischen Bürgerkrieg ebenso solide sind. Hier meldet Herbert denn auch Einspruch gegen Winklers Konzept des Westens an. Wenn die Geschichte dieses Westens vor allem in Verbrechen und Verstößen gegen die eigene Werte besteht, überlegt Herbert, ist der Begriff vielleicht als theoretische und historische Kategorie nicht wirklich tauglich. Dies ändert jedoch nichts daran, dass er dieses Geschichtswerk mit großem Gewinn gelesen hat, das klüger kaum hätte ausfallen können. Und ja, ruft er fidel: "Selbstverständlich ist das konventionell."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2011

Schon der vor zwei Jahren erschienene erste Band von Heinrich August Winklers "Geschichte des Westens" von der Antike bis zum Ersten Weltkrieg hat Cord Aschenbrenner Respekt und Bewunderung abgerungen. Der zweite Band, der vom Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg reicht, steht in seinen Augen dem vorangegangenen Werk in nichts nach. Mit großer Souveränität, in pointierter Knappheit und gut lesbar stellt er darin die beiden Kriege, russische Revolution und die Shoah dar und widmet sich intensiv auch der Zwischenkriegszeit, stellt der Rezensent beeindruckt fest. Dass Winkler darin ein besonderes Augenmerk der deutschen Geschichte widmet, geradezu von einem "deutschen Kapitel der Weltgeschichte" spricht, leuchtet dem Rezensenten ein. Trotz der Kürze ist dieses Werk äußerst fesselnd und handelt seine Punkte niemals rein "lexikalisch" ab, lobt Aschenbrenner, der auch sehr angetan bemerkt, dass der Autor nirgends mit erhobenem Zeigefinger argumentiert. Den Rezensenten hätte allenfalls näher interessiert, wie die "Ideen des Westens" außerhalb seines Wirkkreises gesehen wurde, das bleibt aber sein einziger, leiser Einwand gegen dieses seiner Einschätzung nach "vorzüglichen" Bandes.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.10.2011

Angesichts der kriselnden Lage, in der sich die USA und Europa gerade befinden, kommt dem Rezensenten Volker Ullrich der zweite Teil von Heinrich August Winklers "Geschichte des Westens" gerade recht. Denn eine große Stärke des Westens als "normatives Projekt", lernt der Rezensent, ist seine immer wieder notwendige und immer wieder erprobte Fähigkeit zur Selbstkorrektur. Denn so emphatisch Winkler den Westen auch betrachtet, baut Ullrich eventuellen Einwänden vor, so betrachtet er ihn doch nicht kritiklos, die Verstöße gegen seinen eigenen Werte lässt Winkler beileibe nicht unter den Tisch fallen. Im Gegenteil. Wie auch im vorigen band nimmt die deutsche Geschichte einen großen teil ein, aber diesmal mit mehr recht, denn leider muss der Rezensent ja feststellen, dass die beiden Weltkriege, um die es hier geht, der alles übertreffende deutsche Beitrag zur Geschichte waren. Ebenso präzise wie die deutschen Verbrechen findet Ullrich aber auch die stalinistischen beschrieben, und Ähnlichkeiten wie Unterschiede zwischen den beiden großen totalitären Diktaturen deutlich herausgearbeitet. Als weiteres "Glanzstück" in dieser Darstellung nennt der Rezensent Roosevelts New Deal, aber auch den italienischen Faschismus sieht er angemessen behandelt. Für Ullrich ein monumentales Werk "reifer Gelehrsamkeit", von klugem Urteil und souverän geschrieben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.09.2011

Als "Standardwerk" empfiehlt Dirk Schumann den zweiten Band von Heinrich August Winklers "Geschichte des Westens", der sich der Epoche der Weltkriege 1914-1945 widmet. Neben der Geschichte der totalitären Systeme in Deutschland, Sowjetrussland und Italien in ihren Entstehungs- und Wirkungsbedingungen hebt er als weiteres zentrales Thema des Bands die Geschichte des Nationalstaats und der Übernahme westlicher Prinzipien in den neuen Nationalstaaten hervor. Winklers Erklärung des Überlebens der westlichen Demokratie in ihren Kernländern und ihrem Scheitern in Deutschland bleibt in Schumanns Augen allerdings etwas unscharf. Auch sonst hat er einige kritische Anmerkungen. So erscheint Winklers Beschreibung der Verwirklichung des "normativen Projekts" des Westen in den letzten beiden Jahrhunderten zu abgeschlossen. Nichtsdestoweniger lobt er das als traditionelle Geschichte Politik machender Staatsmänner konzipierte Werk als große Synthese der Forschung, souverän im Urteil und mitunter geradezu spannend zu lesen.
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