Reinhart Koselleck

Vom Sinn und Unsinn der Geschichte

Aufsätze und Vorträge aus vier Jahrzehnten
Cover: Vom Sinn und Unsinn der Geschichte
Suhrkamp Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783518585399
Gebunden, 388 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit einem Nachwort von Carsten Dutt. In diesem Band, der Aufsätze und Vorträge aus vier Jahrzehnten versammelt, werden die Entwicklung und die Reichweite der Koselleckschen Historik sichtbar. Neben verstreut publizierten Arbeiten wie der längst in den Rang eines modernen Klassikers aufgestiegenen Studie zur Beantwortung der Frage "Wozu noch Historie?" versammelt der Band erstmals unveröffentlichte Texte aus dem Nachlaß.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.02.2011

Wer nicht bloß wissen will, wie es war, sondern sich auch für die Abgründe sogenannter geschichtlicher Wirklichkeit interessiert, dem empfiehlt Martin Meyer einen neuen Sammelband von Reinhart Koselleck mit Aufsätzen, Vorträgen, Essays und Porträts (Jaspers, Gadamer). Kosellecks Skeptizismus jeglicher teleologischen Geschichtsschreibung gegenüber ist Lab für den Rezensenten. Ebenso seine interpretatorische Genauigkeit etwa bei der Betrachtung von Goethes Geschichtsbewusstsein. Eins allerdings gibt der Rezensent zu bedenken: Brillanz, hermeneutisch, stilistisch, ist für den Leser bei diesem Autor nicht zu haben ohne die Bereitschaft, sich auf ein hohes Reflexionsniveau zu begeben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.09.2010

Der letzte Band mit Vorträgen und Aufsätzen von Reinhard Koselleck, der nun aus dem Nachlass publiziert worden ist, bestärkt Gustav Seibt in seiner Hochachtung für den Historiker. Wie kein Zweiter habe Koselleck die "Beziehungen zwischen Sprache und Geschichte" ausgeleuchtet und dabei dennoch die konkrete Alltagserfahrung nicht aus dem Blick verloren, preist der Rezensent. Ob es um eines seiner "Lebensthemen", den Preußischen Staat, ginge oder um politische Entscheidungen wie das Holocaust-Mahnmal in den 90er Jahren: Stets argumentiere der Historiker nüchtern und in seiner Begrifflichkeit präzise im Wissen, dass sie "von außen kommt", also gemacht ist, so Seibt eingenommen. Als brillante Aufsätze hebt er Kosellecks Vortrag "Wozu noch Historie" von 1971 und seine Studie "Goethes unzeitgemäße Geschichte" von 1993 hervor und hat diesen in seinen Augen außerordentlich gelungenen Band als glänzendes "Abschiedswort" nicht nur dieses "großen Historikers", sondern seiner ganzen Generation gelesen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.05.2010

Auch der jetzt erschienene Sammelband "Vom Sinn und Unsinn der Geschichte" des 2006 verstorbenen Historikers Reinhart Koselleck kreist um dessen Auffassung von Geschichte als kohärente Erzählung mit subjektiven und objektiven Anteilen, die stets nur als "Angebot" zu verstehen ist, erklärt Thomas Meyer. Geschichte war für den Autor demnach allenfalls ein "moderner Reflexionsbegriff", betont der Rezensent, der diese Position insbesondere im Titelaufsatz "wunderbar" auf den Punkt gebracht sieht. Auch die bereits an anderer Stelle abgedruckten Porträts, wie das von Chladenius oder Gadamer, faszinieren ihn wegen Kosellecks Augenmerk auf ihre spezifische "Vermittlungsfähigkeit" historischer Sachverhalte, auch wenn er sie ganz unterschiedlich gelungen findet. Für Meyer lässt sich dieser Sammelband als Vorbereitung einer "Theorie der Wahrnehmung" lesen, die das Selbstverständnis von Historikern als unbeirrbaren Chronisten demontiert und ihren "erkenntnistheoretischen Status" einer radikalen Prüfung unterzieht, so der Rezensent gefesselt. Und er ist jetzt schon darauf gespannt, was Kosellecks Nachlass noch alles zu einer solchen Wahrnehmungstheorie hergibt.