Richard Russo

Jenseits der Erwartungen

Roman
Cover: Jenseits der Erwartungen
DuMont Verlag, Köln 2020
ISBN 9783832181154
Gebunden, 432 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Monika Köpfer. An einem Spätsommertag auf Martha's Vineyard treffen sie sich wieder: Lincoln, Teddy und Mickey. Die drei Männer planen, das Wochenende in einem Ferienhaus auf der Insel zu verbringen - um der alten Zeiten willen. Seit dem Studium zu Vietnamkriegszeiten sind sie miteinander befreundet. Sie sind sehr unterschiedliche Wege gegangen, doch alle waren sie einst in dasselbe Mädchen verliebt, Jacy Calloway. Kurz nach ihrem Abschluss verschwand Jacy spurlos. Aber keiner von ihnen hat die Freundin vergessen - oder die Frage, wen von ihnen Jacy eigentlich liebte. Schließlich beginnt Lincoln, sich erneut mit den Umständen ihres rätselhaften Verschwindens zu beschäftigen. Was ist damals wirklich passiert?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.07.2020

Katja Lückert liest Richard Russos Roman über das durch einen lange zurückliegenden ungelösten Kriminalfall belastete Wiedersehen dreier Freunde anderthalb Jahre vor Trumps Wahl mit Vergnügen. Ein wenig kommt ihr der Text wie die Karikatur eines Detektivromans vor, wenn der Autor mit Zeitebenen jongliert und erst gegen Ende fehlende Details zur Geschichte liefert. Wie Russo Kleinstadtatmo entwirft und zugleich abschweift, um überflüssig wirkende Lebensgeschichten der Babyboomer-Figuren zu erzählen, gefällt Lückert. Was gemütlich anfängt, endet atemlos, warnt sie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.07.2020

Rezensent Martin Ebel blickt zurück ins Amerika vor Trump mit dem neuen Roman von Richard Russo. Trump spielt erst eine kleine Rolle: Es ist das Wahlkampfjahr 2015, in dem die Freunde Lincoln, Teddy und Mickey nach vierzig Jahren wieder zusammentreffen und sich an den Memorial Day 1971 zurückerinnern - den Tag, als ihr Schwarm Jacy spurlos verschwand, resümiert der Kritiker. Zwischen den Jahren und den Zeilen aber erzählt Russo von der "Kluft zwischen Arm und Reich", von Schicksal, Chancenungleichheit und Lebensentscheidungen und nicht zuletzt von dem in Teilen der USA "schwelenden Hass", fährt der Kritiker fort. So brillant hat zuvor nur John Updike die amerikanische Mittelschicht analysiert, meint Ebel und schließt: "Große Literatur".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.05.2020

Judith von Sternburg begegnet alten weißen Männern mit ihren Makeln und all ihrer Verwundbarkeit in Richard Russos Roman über drei Vietnam-Veteranen und ihr Wiedersehen fünfundvierzig Jahre später. Den 2019 im amerikanischen Original erschienenen Text deutet sie als Geschichte von Zufällen und Entscheidungen, unvollendeter Vergangenheit und einem Kriminalfall. Wie der Autor mit Perspektiven, Rückblenden, Dialogen und Dramaturgie umgeht, findet sie gelungen. Monika Köpfers Übersetzung scheint ihr den Wortschatz von Mittsechzigern gut zu treffen.
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