Richard Shusterman

Philosophie als Lebenspraxis

Wege in den Pragmatismus
Cover: Philosophie als Lebenspraxis
Akademie Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783050035093
Gebunden, 220 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Was bedeutet es, Philosoph zu sein? In Shustermans Werk lebt die uralte Idee von Philosophie als einer bewussten Lebenspraxis, die ein Leben voller Schönheit und Glück für die sie Praktizierenden mit sich bringt, wieder auf, eine Idee, die er bis in die Antike zurückverfolgt. Selbst wenn wir bezweifeln, dass jede Lebenskunst eine umfassende philosophische Theorie in sich birgt und jede Theorie eine Lebensweise ausdrückt, so sollten wir dennoch unsere Lebenskunst auf unserem Wissen und unserer Weltsicht aufbauen, und umgekehrt nach dem Wissen streben, welches unserer Lebenskunst dient. Philosophie ist dann am stärksten, wenn sie beide Formen einer Praxis miteinander kombiniert, damit sie sich wechselseitig ergänzen. Eine wesentliche Quelle für Shustermans Konzept bildet der Pragmatismus, eine Tradition, in der die Theorie als nützliches Instrument für eine höherstehende philosophische Praxis angesehen wurde - für die Kunst, gut und weise zu leben...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2002

Trotz mancher Schwäche erblickt Rezensent Dieter Thomä in Richard Shustermans "Philosophie als Lebenspraxis" ein sympathisches Buch. Durchaus im Sinn antiker Lebenslehren empfehle Shusterman die Philosophie als Schlüsseldisziplin für das große Projekt der "Selbstverbesserung". Im Unterschied zu traditionellen Vorläufern geht es Shusterman laut Thomä allerdings nicht um die Vergeistigung des Lebens. Vielmehr plädiert der Autor für eine philosophische Hinwendung zum Körper, für eine "körperbezogene Ästhetik" auf Grundlage von Atemübungen und Meditation, berichtet Thomä. Der Rezensent sieht darin eine "großzügige Art, die Grenzen herkömmlicher Philosophie" zu überschreiten. Damit tritt für Thomä aber auch eine "merkwürdige Begrenztheit" von Shustermans Ansatz zutage, denn mit der Rehabilitierung des Körpers ist die von Shusterman beschworene "Körper-Ästhetik" nach Ansicht von Thomä keineswegs erreicht. Thomä bemängelt in diesem Zusammenhang insbesondere, dass Shusterman die medizinische Sorge um den Körper weitgehend ausklammert, und übersieht, dass die Standards für die körperliche "Selbsterschaffung" heute zuallererst von Disziplinen, wie Gentechnologie und Schönheitschirurgie gesetzt werden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.02.2002

Den angeblich blutleeren, ausgedörrten, überintellektualisierten Professionalismus der akademischen Philosophie mit ihrem immer gleichen Arsenal von abgedroschenen Themen hat Richard Shusterman gründlich satt. Dagegen setze er in seinem Essayband "Philosophie als Lebenspraxis" alle Hoffnung auf eine "zutiefst verkörperte philosophische Praxis", kurz: auf sein Programm der "Somaästhetik", als deren Ziel die Kunst "gut und weise, zu leben" genannt wird, schreibt Rezensent Manfred Geier. Er findet die Idee erst mal gar nicht so "unsympathisch" und wünscht dem Autor etwas scheinheilig "alles Gute". Bei der Ausführung der Idee nämlich mangelt es gewaltig: "eigentümlich unkonzentriert und vage" bleibe Shustermans Programm der "verkörperten Praxis"; sie gewinne "kein klares Profil", besitze "keine gedankliche Radikalität", moniert Geier. Letztlich entpuppt sich Shustermans Band als Mogelpackung: als philosophisch-lebenspraktische Heilmittel werden, schön und gut, Übungen des Oberkörpers und eine veränderte Atmung empfohlen. "Für ein Leben, das sich der reflexiven Radikalität des philosophischen Denkens verschreibt", urteilt Geier, ist das "zu wenig".
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