Richard Wagner gepfändet

Ein Leipziger Denkmal in Dokumenten 1931-1955
Cover: Richard Wagner gepfändet
Forum Verlag, Leipzig 2003
ISBN 9783931801359
Kartoniert, 264 Seiten, 14,80 EUR

Klappentext

Ausgewählt und begleitet von Grit Hartmann. Mit 34 Abbildungen. Am 6. März 1934 legt "der Führer" Adolf Hitler den Grundstein für das "Richard Wagner-Nationaldenkmal des Deutschen Volkes" - in Leipzig. Hier entstehen und vergehen seit Jahrzehnten Pläne für ein solches Monument - als Wiedergutmachung der Vaterstadt, die den Komponisten zu Lebzeiten nicht besonders geschätzt hat. Für Hitler ist Wagner nicht nur Musikgenie, sondern Prophet. Wagners Werk wird zur Leitkultur des Nationalsozialismus. Mit dem Dritten Reich wächst und fällt das gigantische Denkmal des Bildhauers Emil Hipp - aber es verschwindet nicht. Die seltsame Geschichte über Kultur und Diktatur reicht bis in die Gegenwart. Die im Original dokumentierten Korrespondenzen und Notizen aus dem Leipziger Rathaus und der Berliner Reichskanzlei - eine zeitgeschichtliche Entdeckung - sind begleitet von Reportagen über das alltägliche Funktionieren des NS-Totalitarismus und die Verdrängung in Deutschland Ost wie West nach 1945.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.2003

Leipzig, berichtet Andreas Platthaus, wollte Richard Wagner schon eine geraume Zeit vor Hitlers Machtergreifung ein Denkmal setzen, doch erst nach 1933 steigerte sich das Unternehmen zu einem "gewaltigen Satyrspiel, in dem sich die Hybris jener Jahre ebenso zeigt wie deren ideologische Vergiftung". Hitler machte aus den Plänen das riesige Projekt eines "Nationaldenkmals des Deutschen Volkes", das 1940 kriegsbedingt eingestellt wurde. Davor und danach gingen jene Briefe zwischen Berlin und Leipzig, zwischen Bildhauer und Marmorlieferant hin und her, die Platthaus zufolge den Verlauf und Charakter des Unternehmens - und damit zugleich auch viel mehr - deutlich machten und die in diesem Band zugänglich gemacht werden. Mendelssohn-Bartholdys Statue vor dem Leipziger Gewandhaus wurde 1936 in Nacht und Nebel geschleift - das Wagner-Denkmal aber dennoch nie gebaut, und ein enttäuschter Künstler (Emil Hipp) schaute noch 1955 über einen bayrischen Zaun auf die Übererste seiner gigantomanischen Reliefs. Eine überaus "verdienstvolle" Dokumentensammlung, findet Platthaus und ist froh, dass die Kommentare "knapp und informativ" ausfallen - die Archivfunde erzählen ihre eigene Geschichte.
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