Roberto Bolano

Der unerträgliche Gaucho

Cover: Der unerträgliche Gaucho
Antje Kunstmann Verlag, München 2006
ISBN 9783888974465
Gebunden, 191 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Hanna Grzimek und Peter Kultzen. Ein ehemaliger US-Mariner erliegt den Zaubermächten Mexikos. In der argentinischen Pampa, wo kannibalische Kaninchen wüten, endet ein pensionierter Anwalt als unerträglicher Gaucho. Ein falscher Mönch, der in einer spanischen Kleinstadt brutal mordet, wird für kurze Zeit zu einem Heiligen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2007

"Der unerträgliche Gaucho" ist so vielschichtig und anspielungsreich, dass Katharina Döbler ihn als beispielhaft für des gesamte literarische Schaffen Roberto Bolanos sieht. Immer gehe es implizit um die Literatur, was den Vergleich mit Borges unausweichlich mache. Bolano erzähle "schräge und ziemlich wüste" Geschichten und gebe gleichzeitig "interessante" Antworten auf die Frage, was in Lateinamerika gegenwärtig so geschrieben wird. Immer gebe es auch biografische Spuren, betont die Rezensentin, auch zu der schweren Krankheit, an der Bolano fünfzigjährig starb. Bolano habe sich als einer der Wenigen an das Thema der Krankheit herangetraut und bewiesen, dass man ihr mit einer Kombination aus rüder Umgangssprache und "samtiger Poesie" durchaus Herr werden kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.12.2006

Joseph Hanimann ist von den Erzählungen des chilenischen Autors Roberto Bolano fasziniert. Ihn erinnern sie unter anderem an die Texte Franz Kafkas. Die Geschichten zeichnen sich für ihn dadurch aus, dass in die Wirklichkeit immer wieder unwillkürlich das "Grauen" einbricht, sei es durch plötzlich massenhaft auftauchende Kaninchen, die die Rinder einer Ranch verdrängen, oder unheimlicher Rattenmorde, denen "der Rattenpolizist" in der gleichnamigen Erzählung nachgeht. Die Texte blieben stets in der Schwebe und selbst die Ich-Erzähler der Geschichten wirkten distanziert, stellt Hanimann fest. Ihm scheint das zu gefallen und er notiert beeindruckt, wie der Autor Genregrenzen mühelos und kunstvoll übersteigt. Die "Tonsicherheit" bleibe dabei auch in der Übersetzung ins Deutsche erhalten.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.11.2006

Als typischen Bolano in Bestform feiert Rezensent Uwe Stolzmann dieses aus dem Nachlass des Autors publizierte Buch. Es sei ein trauriges Buch, das von Abschiednehmen und Fortgehen handelt. Trotzdem findet der Rezensent die dem Tod abgerungenen Texte hell und lakonisch. Es handelt sich Stolzmann zufolge um zwei Essays und eine Handvoll "skurriler, gut erzählter" Geschichten, in denen meist "einsame Helden in verständnisloser, oft feindseliger Umgebung" die Hauptrolle spielen. Den Rezensenten ergreift das Buch besonders wegen seiner Poesie, Wehmut und seinem Galgenhumor, zudem mit "genauen Porträts" und "kunstvoller Absichtslosigkeit".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.09.2006

Recht angetan ist Rezensent Kersten Knipp diesen Erzählungen gefolgt, die er als realistisches "Spiel an den Rändern des Wahns" gelesen hat. Als Grundthese der Prosa des chilenischen Schriftstellers betrachtet Knipp die Annahme, dass die Wirklichkeit mindestens so fiktiv wie der "fantastischste Roman" sein kann. Unter Zuhilfenahme einiger Inhaltsskizzen von Erzählungen, in denen der Rezensent Realität und Fiktion eng verzahnt fand, spielt er einmal durch, was Autor Roberto Bolano damit meinen könnte. Es geht, wie wir lesen, um Schriftsteller und ihre Bücher. Um Autoren, die von den Regeln des Marktes korrumpiert sind und die Literatur verraten haben. Und um das unsterbliche Verlangen des Menschen und Lesers nach Authentischem, seine ewige Gier "zu lesen und zu vögeln".
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