Roberto Mangabeira Unger

Wider den Sachzwang

Für eine linke Politik
Cover: Wider den Sachzwang
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783803125552
Kartoniert, 170 Seiten, 11,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Matthias Wolf. Ein dringlicher Appell an den Gestaltungswillen einer in politischer Duldungsstarre verharrenden Linken: Wenn es um nationale Alleingänge oder globale Lösungen für aktuelle Probleme geht, betonen die Politiker gern, dass ihnen aufgrund der wirtschaftlichen Gegebenheiten die Hände gebunden seien. Der Politikwissenschaftler Robert Mangabeira Unger weist nach, dass Alternativen oft erst gar nicht gedacht werden und beschreibt in seinem Buch, wie es im Dialog mit den Bürgern gelingen kann, neue Ideen zu entwickeln und neue Handlungsspielräume zu eröffnen. Vor allem den europäischen Sozialdemokraten wirft er vor, unter dem vermeintlichen Diktat des Sachzwangs linke Positionen in einem unheilvollen Wettbewerb mit ihren konservativen und neoliberalen Konkurrenten aufgegeben zu haben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.05.2007

Hohe Originalität bescheinigt Rezensent Robert Misik den Überlegungen zur Neubestimmung der Linken, die der brasilianische Sozialtheoretiker Roberto Mangabeira Unger in seinem Buch "Wider den Sachzwang" anstellt. Ungers Kritik am sozialdemokratischen Modell, das mit seinen nachträglichen Versuchen, Ungerechtigkeiten zu vermindern, eigentlich die Ursache der Krise sei, hält Misik für recht plausibel. Untypisch, aber sehr bedenkenswert scheinen ihm die nicht neoliberal gemeinten Forderungen des Autors nach "mehr Markt", einem Markt, der neu gestaltet, demokratisiert und politisch werden soll. So plädiere Unger für dezidierte staatliche Eingriffe, um einen Markt zu organisieren, in dem viele kleine, innovative Unternehmen miteinander kooperieren, statt zu konkurrieren. Insgesamt findet Misik die Überlegungen des Autors überaus anregend, wenn auch hin und wieder etwas vage. Die Frage nach der Realisierbarkeit von Ungers Vorschlägen scheint ihm natürlich berechtigt. Demgegenüber hebt er hervor: "Unger hat wenigstens eine Idee. Das kann nicht jeder von sich behaupten, der heute als großer Neubegründer der Linken durch die Gegend läuft."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.04.2007

Mit diesem Buch hat der an der Harvard Law School lehrende Roberto Magabeira Unger ein Manifest zur Besinnung der Linken auf alte Tugenden verfasst. Selbst im lange an linken Werten festhaltenden Europa seien nun die "Sachzwänge der globalisierten Wirtschaft" dabei, das Kommando über die Politik zu übernehmen. Genuine Aufgabe einer neuen, "einer anderen Linken" sei es, den Sachzwängen gerade angesichts der drohenden Klimakatastrophe mit ihren gesellschaftspolitischen Folgen wieder eigene "Fantasien" von einer besseren Gesellschaft entgegenzustellen. Ins Detail geht jedenfalls Hans-Martin Lohmanns weitgehend referierende Rezension dabei nicht - wir erfahren vor allem, dass sich der Autor Staat und Gesellschaft als "Maschine für die permanente Erfindung der Zukunft" vorstellt.