Roberto Zapperi

Eine italienische Kindheit

Cover: Eine italienische Kindheit
C.H. Beck Verlag, München 2011
ISBN 9783406620928
Gebunden, 176 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Ein acht Jahre alter Junge erlebt erst in Sizilien, dann in der italienischen Hauptstadt die Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Seine Erfahrungen mit deutschen Soldaten, die keineswegs nur negativ waren, eröffneten ihm einen Zugang zur deutschen Kultur, die sein ganzes Leben prägen sollte. Roberto Zapperi schildert den Zusammenprall zweier Welten, den Eindruck, den die technisch perfekten Deutschen in der vormodern geprägten Vorstellungswelt eines Jungen hinterließen, der in Catania, einer armen und provinziellen sizilianischen Stadt geboren wurde und dort aufwuchs; er führt uns über die Flucht von der Insel in die Toskana und dann ins von den Amerikanern bombardierte Rom. Seine Erlebnisse verschränken sich mit denen des immer verheerenderen Krieges und differenzieren seine ursprünglich uneingeschränkte Bewunderung für die deutschen Soldaten. Eine bewegende Geschichte, die das Leben einfacher Leute im Italien der 40er Jahre wiederaufleben lässt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.10.2011

Gustav Seibt ist gerührt. Der italienische Historiker Roberto Zapperi ist in Deutschland noch berühmter als in Italien. Das liegt nicht zuletzt an seinem großen Interesse für Deutschland - er hat "eines der wichtigsten Bücher über Goethe" geschrieben, so Seibt. In "Eine italienische Kindheit" erzählt Zapperi, wie es zu diesem Interesse für Deutschland kam: Schuld war ein deutscher Soldat, der sich mit "athletischem Schwung" den Balkon des Elternhauses hievte, um eine Telefonleitung zu verlegen. Grazie und Ordnungssinn - diese Kombination hat Zapperi offenbar nie vergessen. Er musste erst lernen, so Seibt, dass sich die Deutschen während des Zweiten Weltkriegs in Italien auch unglaublich brutal verhielten. Dann wiederum lernte Zapperi an der Universität deutsche Historiker wie Ranke kennen. Seibt lobt vor allem das Kapitel über Rom im Jahr 1944. Für die Deutschen, meint er, ist Zapperi ein Gewinn.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2011

So vertrackt diese Kindheitsgeschichte dem Rezensenten erscheint, so schön kommt ihm die darin enthaltene Liebeserklärung an Deutschland vor. Vertrackt bedeutet hier verschlungen, weil der Autor Roberto Zapperi als Kind eines Sizilianers erst nach Rom und später nach Deutschland kam, wo er lernte, dass seine Bewunderung für die deutschen Besatzer eine Fehleinschätzung war. Den Autor kennt Dirk Schümer zwar als Historiker, wenn Zapperi jedoch sein Heranwachsen im Faschismus memoriert, genügt dem Rezensenten das anschauliche, von informiertem Wissen gelegentlich unterbrochene Erzählen und leise Plaudern voll und ganz. Von der Erkenntnis, dass weder Historie noch Biografie sich ohne Brüche vollziehen, meint Schümer, profitieren alle, der Wissenschaftler, der Autobiograf und der Leser.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.10.2011

Als einen sehr feinsinnigen Autor hat Rezensentin Maike Albath den italienischen Kunsthistoriker Roberto Zapperi hier kennengelernt, der ganz unaufgeregt, aber mit unglaublichen Sinn fürs Detail von seiner Kindheit erzählt. Es war eine Kindheit in Sizilien, und wie eisern das feudale System dort selbst in den vierziger Jahren noch war, macht Zappero dadurch deutlich, dass er es mit dem kommunalen System in Norditalien vergleicht, das er bei einer Reise in die Toskana kennenlernt. Mit viel Wärme erzähle Zapperi von seiner Familie, versichert die eingenommene Rezensentin, und er spare dabei auch nicht seine frühe Bewunderung für die deutschen Wehrmachtssoldaten aus, die er zum Glück in eine Liebe zur deutschen Kultur sublimierte.