Ror Wolf

Raoul Tranchirers Enzyklopädie für unerschrockene Leser

Ror Wolf Werke. Band II
Cover: Raoul Tranchirers Enzyklopädie für unerschrockene Leser
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783895619199
Gebunden, 320 Seiten, 75,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Thomas Schröder. Ratschläge, Erklärungen und Hinweise für die unterschiedlichsten Anlässe in Ober- und Unterwelt, geordnet von A wie Aal bis Z wie Zwischenträger; darunter Einträge über Apfelschwindel, Gummimänner, Knallsilber, Lebensverkürzungsmittel, Patentnussknacker, Roßmäßlers Werke, Schwungmaschinen, Wölbungsverhältnisse und Zuhörerpflichten. Denn: Nicht nur der Körper soll ruhen, auch das Gemüt muss vor jeder Aufregung und Unruhe geschützt werden (Ror Wolf). Band II der Enzyklopädie für unerschrockene Leser fasst Raoul Tranchirers Mitteilungen an Ratlose (1988/1997) mit Raoul Tranchirers Welt- und Wirklichkeitslehre (1990) zusammen. Integriert wurden zudem die Reste aus dem Stichwortleben des fünften, 2002 erschienenen Tranchirer-Bandes sowie 79 bislang unveröffentlichte Einträge (2006/07).

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.01.2010

Frank Schäfer fasst seine Besprechung der beiden ersten Bände der "splendide aufgemachten" Werkausgabe zu Ror Wolf etwas allgemeiner auf. Vielleicht ist der Autor nicht jedem geläufig. Sollte er aber, findet Schäfer. Wolfs vielgestaltige Versuche, die ästhetischen Konventionen über den Haufen zu werfen, sind dem Rezensenten eine Herzenssache, das merkt man. Was die jetzt als Teilausgabe vorliegende "Enzyklopädie" betrifft, so erklärt uns der Kenner, sollte man nicht unbedingt Substanzielles erwarten, gern aber Grillenhaftes, Irr- und Aberwitz. Als Parodie positivistischer Aufklärerliteratur bezeichnet Schäfer dieses Langzeitprojekt und erklärt, wie Parodie hier begriffen werden könnte: Im Sinne Rühmkorfs als dialektische Fortführung des anvisierten Gegenstands. Logisch, meint Schäfer, dass dem Autor sein stilmimetisches Talent dabei zur Seite steht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.12.2009

Ganz ohne Jubiläumsanlass gibt der Schöffling Verlag die Werke Ror Wolfs neu heraus, freut sich Rezensent Sven Hanuschek und versichert, dass es Wolf hiermit nicht ins "Editionsgrab" verfrachtet. Die bisher erschienenen ersten beiden Bände der auf insgesamt zwölf angelegten Edition haben Hanuscheks Erwartungen schon einmal voll und ganz erfüllt. Wieder begegnet er Ror Wolf als einem "perfektionistischen, individualistischen, vor allem aber zutiefst rätselhaften Autor", der die Pointen konsequent vermeide und niemals die Unverbindlichkeit oder Willkür der Surrealisten an den Tag legen würde. Außerdem konnte Hanuschek hier noch einmal sehr schön nacherleben, dass die Fußballsonette, "Hans Waldmanns unendliche Abenteuer" und "Pfeifers Reisen" niemals dünnblütig-selbstreflexive Gedichte sind, sondern Wortmusik. Die Abschaffung der Langeweile durch Musik nennt der Rezensent in Anlehnung an einen Wolf'schen Gedichttitel dieses literarische Programm. Und freut sich: "Der Himmel knirscht, kein Rost, kein Bodenfrost. / Nur oben brennt das Ministerium."