Sabine Rückert

Unrecht im Namen des Volkes

Ein Justizirrtum und seine Folgen
Cover: Unrecht im Namen des Volkes
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2007
ISBN 9783455500158
Gebunden, 287 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Eine junge Frau beschuldigt Vater und Onkel, sie vergewaltigt zu haben. Ein Landgericht schickt die Männer für viele Jahre ins Gefängnis - zu Unrecht, wie sich jetzt herausgestellt hat. Ein haarsträubendes Lehrstück über Richter, die im blinden Glauben an die Behauptungen eines "Opfers" die Fakten verkennen. Sabine Rückert erzählt eine unglaubliche und doch wahre Geschichte: die des ersten Justizirrtums in Deutschland, der aufgrund journalistischer Nachforschungen aufgedeckt wurde. In den Jahren 2001/2002 recherchiert die Gerichtsreporterin der Zeit die Fälle nach und erkennt: Die Frau lügt. Ein Rechtsanwalt nimmt sich der unschuldig Verurteilten an und erwirkt nach langem Kampf gegen die Strafjustiz den Freispruch - da haben die beiden Männer ihre Haftstrafen schon abgesessen und stehen vor dem Ruin. Nun will der Anwalt die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Ein Einzelfall? Wohl eher ein ganz normaler Justizirrtum.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2007

Sabine Rückerts Analyse eines "extremen Justizirrtums" hat Rezensent Andreas Zielcke rundum überzeugt. Der Fall um zwei Männer, die wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurden und für viele Jahre hinter Gitter wanderten, obwohl sie völlig unschuldig waren, scheint ihm so unglaublich, dass er ihn fast schon wieder tröstlich findet, denn: "So übel versagt die Justiz dann doch selten." Er bescheinigt Rückert, die ganze Geschichte akribisch recherchiert und in allen Aspekten beschrieben zu haben. Bei Rückerts Rekonstruktion der Wahrheit sieht er das vermeintliche Opfer, ein am Borderline-Syndrom leidendes 18-jähriges Mädchen, im Mittelpunkt. Deutlich wird für ihn, wie der Hilfsreflex auf Seiten der Justiz dazu führte, größte Widersprüche zu ignorieren und aus der Racheabsicht des Mädchens, das ihrem Vater und ihren Onkel wegen der lieblosen Erziehung eins auswischen wollte, eine "Hilfe- und Genugtuungsorgie der Gutmeinenden" wurde. Zielckes Fazit: "eine Anleitung zur juristischen Selbstdisziplin".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.02.2007

Ein zwiespältiges Gefühl hat Sabine Rückerts Buch über einen Justizirrtum bei Michael Stolleis hinterlassen. Der von der Journalistin geschilderte Fall zweier zu Unrecht wegen sexuellen Missbrauchs verurteilter Männer verdeutlicht für ihn die besonderen Schwierigkeiten der Justiz im Umgang mit Kindesmissbrauch und Vergewaltigung. Er bescheinigt der Autorin, eindringlich zu zeigen, wie in einem aufgeheiztem Klima der Hysterie strukturelle Blindheit entsteht und Regeln der Spurensicherung, der Begutachtung und der Pflicht zur Sammlung von entlastenden Umständen missachtet werden. Stolleis sieht hierbei durchaus Parallelen zu den Hexenprozessen mit ihren Fremd- und Selbstbezichtigungen, mit ihrer Hysterie und ihren kollektiven Verdächtigungen. Auch äußert er Verständnis für eine "gewisse Einseitigkeit der Perspektive" und den "bisweilen polemischen Ton" bei Rückert. Allerdings unterstreicht er die hohe Dunkelziffer bei Kindesmissbrauch und Vergewaltigungen und hebt hervor, dass ohne Aufmerksamkeit in diese Richtung viele Fälle unentdeckt bleiben würden.
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