Salman Rushdie

Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte

Roman
Cover: Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte
C. Bertelsmann Verlag, München 2015
ISBN 9783570102749
Gebunden, 384 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier. Salman Rushdie erzählt in seinem neuen Roman eine zeitlose Liebesgeschichte in einer Welt, in der die Unvernunft regiert. Dunia, die Fürstin des Lichts, verliebt sich in den Philosophen Ibn Rush und zeugt mit ihm viele Kinder, die in die Welt hinaus ziehen. Ibn Rush gilt als Gottesfeind, sein Gegenspieler ist der tiefgläubige islamische Philosoph Ghazali. Die Geister der beiden geraten in Streit. Der Kampf des Glaubens gegen die Vernunft beginnt und entfacht einen so furchtbaren Sturm, dass sich im Weltall ein Spalt öffnet, durch den die zerstörerischen Dschinn zu uns kommen. Die Existenz der Welt steht auf dem Spiel. Dunia entschließt sich, den Menschen zu helfen. Mit großer Fabulierlust verwebt Salman Rushdie Märchenwelten mit unserer heutigen Wirklichkeit.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.2015

"Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte" ergibt, wie Shirin Sojitrawalla zusammenrechnet, eben jene tausendundeine Nacht, die Sheherazade sich erzählend am Leben halten musste. Ironischerweise geht es im Buch allerdings um einen Erzähler, dessen Geschichten ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringen, was Sojitrawalla, weniger ironisch, an Rushdie selbst erinnert. Das Buch ist eine wahre Explosion aus mythisch und fantastischen Elementen, Science-Fiction und hochpolitischer Gegenwartsanalyse, vorgetragen von einem Erzähler, der aus einer fernen Zukunft staunend auf unsere heutige Welt zurückblickt, erklärt der Rezensent begeistert, die selten so wüst und hinreißend das Zeitalter der Vernunft beschworen fand.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.09.2015

Angela Schader weiß, dass sich Salman Rushdie auf dem "Tummelplatz orientalischen Erzählens" wohler fühlt als auf den engen Bahnen theologisch-philosophischer Diskurse. Wenn Rushdie also in seinem märchenhaften Roman von den Zusammenstößen der Dschinns und der Menschen erzählt, deren Reiche in einer "Periode der Seltsamkeiten" kollidieren, dann sieht sie den Erzähler in seinem Element, dann findet sie Geistreiches, Zärtliches und Amüsantes. Wenn Rushdie jedoch Ibn Rushd beschwört als den hellsichtigen Denker des Mittelalters und al-Gazali als dessen finsteren Gegenspieler, dann ist ihr der Antagonismus von Aufklärung und Islam zu simpel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.09.2015

Jochen Hieber weitet seine Besprechung zum neuen Roman von Salman Rushdie zu einem Plädoyer: Dem Autor gebührt der Nobelpreis, doch nicht für diesen Text, den Hieber für verqueren Mythenschabernack hält, sondern für die tatsächlich weltliterarischen Texte wie "Mitternachtskinder" oder "Die Satanischen Verse". Zwar probiert Rushdie mit diesem Buch wiederum das freischwebende Fabulier- und Fantasyspektakel, doch fehlt dem Text alles, was Hieber sonst so bewundert hat an Rushdies Kunst: Maß, Empathie, luzide Gegenwartsdarstellung, brillanter Stil und Humanität. Rushdies neue Scheherazade zwingt das 12. Jahrhundert, Magie und Liebe und die westliche Welt nach 9/11 zusammen auf eine Art, die Hieber sichtlich kalt lässt, und das liegt nicht nur an einem völlig konturlosen Erzähler.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.09.2015

Rezensent Lothar Müller sieht sich in seiner langen Besprechung zu Salman Rushdies neuem Roman "Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte" zunächst zu einigen Erklärungen genötigt: Der mathematisch verschlüsselte Titel bezieht sich auf die Geschichten aus "Tausendundeiner Nacht", informiert der Kritiker; Protagonist Ibn Ruschd ist nicht nur ein spanisch-arabischer Philosoph des zwölften Jahrhunderts, sondern auch namengebendes Vorbild von Rushdies Vater, fährt Müller fort. Darüber hinaus liest der Rezensent hier einen auf drei Zeitebenen angesiedelten Roman, der nicht nur die Welt der Dschinns und fliegenden Teppiche heraufbeschwört, dabei Mythen und Märchen mit "Aufklärung" und "Vernunft" verknüpft, sondern auch als Liebesgeschichte und Philosophenstreit angelegt ist und nicht zuletzt in einem an Katastrophenfilme erinnernden, im New York der Zukunft spielenden "Kampf der Welten" mündet. Dieser durchaus pointenreiche, zwischen Actionszenen, Science-Fiction, Märchen und philosophischer Erzählung mäandernde Roman, der in seinen drastischsten Schilderungen an Nachrichten über den IS erinnert, erscheint dem Kritiker, der sich ansonsten mit einem Urteil zurückhält, wie eine "Geisterbahnfahrt" durch alle Genres und Stile.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 19.09.2015

Hannes Stein zeigt sich enttäuscht von dem schlichten Manichäismus (hier Aufklärung und Licht, dort die Finstermänner), den Salman Rushdie in seinem neuen Roman verbaut. Was, wenn am Anfang des Bösen nicht, wie im Buch, das Böse steht, sondern das Gute, denkt Stein. Allerdings scheint ihm der Text, den er mitnichten für ein neues Märchen aus 1001 Nacht hält, sondern für ein Hollywoodprodukt voller Sonderlinge und Magie, passagenweise durchaus mit Genuss zu lesen. Dafür sorgen Rushdies Humor im Kampf gegen die Dummheit des Totalitarismus und sein erzählerisches Talent. Die mit Übernatürlichem, Wurmlöchern, Hinweisen auf den Philosophen Ibn Rushd und allerlei Kinoeffekten gespickte Story um den Endkampf zwischen Unvernunft und Licht erscheint Stein wie ein fantastischer Traum von Gut und Böse.
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