Sarah Kuttner

Mängelexemplar

Roman
Cover: Mängelexemplar
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783100422057
Kartoniert, 261 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Karo lebt schnell und flexibel. Sie ist das Musterexemplar unserer Zeit: intelligent, liebenswert und aggressiv, überdreht und erschöpft. Als sie ihren Job verliert und mutig ihre feige Beziehung beendet, helfen auch die cleversten Selbsttäuschungen nicht mehr. Plötzlich ist diese Angst da. Sie verliert den Boden unter den Füßen. Dem Wahnwitz unserer Gegenwart zwischen Partylaune und Panikattacke gibt Sarah Kuttner in ihrem Debütroman eine Stimme: vom Augenzwinkern zum Ernstmachen, vom launigen Plaudern zur bitteren Selbstkritik. Lustig und tieftraurig, radikal und leidenschaftlich erzählt sie von dem Riss, der sich plötzlich durch das Leben zieht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.04.2009

Sarah Kuttners Debütroman lässt die Rezensentin Kristina Maidt-Zinke die Hände überm Kopf zusammenschlagen. Dabei mag sie noch nicht einmal als "aufgekratzte Mädchen-Unterhaltung" durchgehen lassen, was Kuttner hier in unnachahmlichem Jargon und einer Mischung aus Fallgeschichte und Ratgeber zum Thema Depression präsentiert. Die 27-jährige Karo, für Maidt-Zinke eine "Ich-Erzählerin in des Wortes penetrantester Bedeutung", ist arbeits- und beziehungslos und also etwas angeschlagen. Als Lösungsvorschlag präsentiert Kuttner: Therapie, Psychopillen und sich neu zu verlieben. Abgesehen davon, dass nicht jede Verstimmung oder Melancholie auf die Couch führen muss, sondern auch zu künstlerischer Produktivität führen könnte, hält es Maidt-Zinke eigentlich eher für ein gutes Zeichen, dass sich angesichts "chronischer Infantilität, Egomanie und popkulturellen Plapperzwangs" bei dieser Ich-Erzählerin ein Unbehagen einstellt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.04.2009

Den "Jargon aufgekratzter Uneigentlichkeit" macht Rezensentin Ursula März als Essenz dieses Bestsellers aus, dessen Erfolgsrezept sie ein wenig unter die Lupe nimmt. Der Plot selbst ist für sie lediglich die halbe Miete, denn das Buch lebe von seinem Jargon, einem "Tonfall exaltierter Rotzigkeit". Zwar fragt sich die Rezensentin immer wieder, wieso sie sich mit dieser "Adrenalinprosa" und dem "überdrehten Huhn von Icherzählerin" überhaupt befasst und ob sie eventuell selbst schon "literarisch nicht mehr seriös wahrnehmungsfähig" ist. Am Ende stellt sie fest, dass die literarische Quereinsteigerin Sarah Kuttner tatsächlich etwas könne, nämlich die Asymmetrie zwischen Empfindung und Ausdruck kenntlich zumachen - Empfindung, für die Kuttner keine andere "Sprachbewegung" mehr finde, als das "hysterische Rasen über das anglofone Metaphernfeld des Bühnenauftritts".
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