Serge Aufdier, Jurgen Reinhoud

Neoliberalismus

Wie alles anfing: Das Walter Lippmann Kolloquium
Cover: Neoliberalismus
Kursbuch Edition, Hamburg 2019
ISBN 9783961960828
Gebunden, 320 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Sommer 1938: Knapp zehn Jahre nach dem Börsencrash an der Wall Street und dem Einsetzen der New-Deal-Politik ist der wirtschaftliche Liberalismus auf dem Rückzug. In der Sowjetunion, Deutschland und Italien hält der Faschismus Einzug. Angesichts dieser geopolitischen Lage lädt der französische Philosoph Louis Rougier 26 Ökonomen, Soziologen, Philosophen und Juristen zu einem Kolloquium nach Paris ein. Darunter auch Walter Lippmann, der gerade sein Werk "The Good Society" vorgelegt hatte, in welchem er die These aufstellt, dass die Marktwirtschaft gerade nicht das spontane Ergebnis einer natürlichen Ordnung sei, sondern Ergebnis einer Rechtsordnung, die das Eingreifen des Staates voraussetze. Steht ein neoliberales Denken also für ein Mehr oder ein Weniger an staatlichem Eingreifen?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2019

Thomas Biebricher hofft auf eine "Entgiftung" der Debatte um den Neoliberalismus durch den von Serge Audier und Jurgen Reinhoudt herausgegebenen und mit einer "hilfreichen" Einleitung versehenen Band, der das neoliberale Gründungstreffen 1938 in den Sitzungsprotokollen dokumentiert. Was die Runde um Ökonomen, Philosophen, Soziologen und Wirtschaftspraktikern diskutierte, wie sie der Krise des Liberalismus kurz vor dem Zweiten Weltkrieg begegnete, findet der Rezensent höchst aufschlussreich. Zu erkennen ist laut Rezensent, dass der Neoliberalismus nicht als Monolith in die Welt kam und dass er damals anders gedacht wurde als heute. Unproblematisch ist er deswegen noch lange nicht, auch das erfährt Biebricher aus den versammelten Reden.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.08.2019

Der Neoliberalismus, von dem hier die Rede ist, hat nichts zu tun mit dem heutigen Marktradikalismus, stellt Rezensent Gustav Seibt klar, ganz im Gegenteil: Auf dem berühmten Walter-Lippmann-Kolloquium von 1938 trafen sich führende Ökonomen, um selbstkritisch das liberale Denken in Frage zu stellen. Nicht nur sozialistische auf der einen Seite und faschistische Bewegungen auf der anderen hätten sich als Bedrohung für die freie Gesellschaft erwiesen, sondern auch der unregulierte Markt selbst mit seiner Härte und seinem Hang zur Monopolbildung. Dabei meldeten sich durchaus auch kulturkonservative Stimmen zu Wort, lernt Seibt, aber auch viele, die man aus heutiger Sicht eher sozialliberal nennen würde (hartleibig erzliberal, meint Seibt, blieb nur Ludwig von Mises). Auch die Ökonomie der Nachkriegszeit sieht Seibt hier schon antizipiert. Sehr aufschlussreich findet das der Rezensent. Nur mit dem quellenkritischen Laisser-Faire dieser Ausgabe ist Seibt gar nicht einverstanden.
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