Shalom Auslander

Eine Vorhaut klagt an

Erinnerungen
Cover: Eine Vorhaut klagt an
Berlin Verlag, Berlin 2008
ISBN 9783827007728
Gebunden, 352 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Robin Detje. "Ich glaube an Gott. Das ist mein Problem." Shalom Auslanders Jugend ist geprägt von einem schrecklichen Respekt vor Gott. Aufgewachsen" wie ein Kalb" in einem vollkommen abgeschotteten jüdisch-orthodoxen Umfeld in New York, hatte er sich den göttlichen Gesetzen und Traditionen seines Vaters und der Rabbis unterzuordnen, seit er denken kann. Über allen und allem thronte dieser Gott, der ihn nicht verstand und der sein Leben zur Hölle auf Erden machte. Shalom Auslander erinnert sich, wie er jeden Tag dagegen ankämpfen musste, sich vor Gott zu rechtfertigen, und warum er bis heute Gottes Zorn fürchtet wie den Tod: In der Schule wurde ihm vorgeschrieben, was er essen durfte und was nicht - und in welcher Kombination. Dafür musste er eine siebzigseitige Liste mit Hunderten von verschiedenen Speisen auswendig lernen. Später wurde er beim Klauen von Jeans erwischt und dafür ins Exil nach Israel geschickt, wo er auf einer orthodoxen Schule durch intensives Studieren der Tora und des Talmud richtiges Benehmen erlernen sollte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.02.2009

Ein komisches Buch hat Shalom Auslander geschrieben, man müsse es nur richtig zu lesen wissen, findet der Rezensent Christoph Bartmann. Die Schilderungen eines orthodoxen Juden, der versucht, sich im Erwachsenenleben vom "langen Schatten Gottes", sprich seiner jüdischen Vergangenheit und Erziehung, zu befreien, seien kein Roman, sondern eine "Fortsetzungskolumne" Auslanders, der auch sonst Kurzgeschichten, Kolumnen, aber keine Romane schreibt. Verständlich, was den Inhalt betrifft, aber absolut unzulässig findet der Rezensent den Vergleich mit Philip Roths "Portnoys Beschwerden". Auslander versuche Roth in seiner Komik zu übertreffen, und dies ginge gründlich daneben. Bartmann betont, dass diese "Klagen einer Vorhaut als literarische comedy im Gegenstandsbereich der jüdischen Religion" aufzufassen sind.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.12.2008

Margret Fetzer ist begeistert von diesem Buch. Sie findet es klug, sie findet es lustig und sie findet es auch ziemlich raffiniert. Den Original-Untertitel "A Memoir" hat der deutsche Verlag lieber weggelassen und war damit, glaubt sie, auch gut beraten. Denn zum einen geht es hier, anders als man vom autobiografischen Genre konventionell erwarten würde, wild durcheinander zwischen verschiedenen Zeit- und Sachebenen. Zum anderen sei auch niemals wirklich ganz klar, was hier an tatsächlich sich Ereignetem berichtet wird und was einfach nur gut dazuerfunden ist. Shalom - was Frieden heißt, aber auch einer der vielen jüdischen Gottesnamen ist - heißt der Held und aufgewachsen ist er in einer jüdisch-orthodoxen Familie. Der Regeln sind unendlich viele, aber der Tricks nicht weniger. So hilft es zum Beispiel zur Reinigung von der Sünde, die Pornohefte nach Lektüre (etc.) zu verbrennen. Erstaunlich gut verbinde Shalom Auslander so Pathos und Konflikte und Komik, resümiert die mit dem Buch restlos glückliche Rezesentin, die sich sogar an den Adam-Sandler Film "Don't Mess With the Zohan" erinnert fühlt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.2008

Den Ich-Erzähler hat der Thomas David ins Herz geschlossen. Und das Buch auch. Shalom Auslanders Erinnerungen an den 11-jährigen Shalom, der mit der jüdischen Tradition und ihren Fährnissen hadert, der Marshmellows liebt und Schweinefleisch und dafür die Strafe seines Gottes fürchtet, liest er als episodischen Bildungsroman eines Lebens, geschrieben mit Feuer und "lockerer Hand" (ebenso in der Übersetzung, so David) und mit deutlichen Spuren von politischer Unkorrektheit, wie der Rezensent spitzbübisch, hocherfreut anmerkt. Schade nur, dass David beim Lesen andauernd an Philip Roths "Portnoys Beschwerden" denken muss. Ein Schatten, aus dem sich der Autor lösen sollte, findet er. Auch, weil Auslanders Beschwerdeführung, für den Rezensenten überraschend, in ein ganz und gar friedliches Plädoyer mündet.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.07.2008

Beeindruckt bespricht Rezensent Georg Diez dieses Buch als "rabiaten biografischen Aufschrei" in der Tradition der "jüdisch-abendländischen Wutschule". Die Handlung ist den Informationen des Rezensenten zufolge im New York der siebziger Jahre im Milieu des orthodoxen Judentums angesiedelt und erzählt die Geschichte eines Jungen, der sich "Satz für Satz" von dieser Herkunft via Fastfood und Pornografie verabschiedet. Und zwar in einem recht schonungslosen Akt der Selbstentblößung und Selbstfindung, vor deren Konsequenz und Klarheit Diez tief seinen Hut zieht. Aufregend macht das Buch für den Rezensenten neben dem existenziellen Furor, mit dem sich Shalom Auslander darin jenem Dämon gestellt hat, "der Gott heißt", für den Rezensenten vor allem das "atemlose Stakkato" der Sprache, in dem es geschrieben ist.
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