Sina Arnold

Das unsichtbare Vorurteil

Antisemitismusdiskurse in der US-amerikanischen Linken nach 9/11
Cover: Das unsichtbare Vorurteil
Hamburger Edition, Hamburg 2016
ISBN 9783868543032
Gebunden, 488 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Das Verhältnis linker Bewegungen zum Antisemitismus ist ein polarisierendes Thema. Auch in den USA stehen nicht erst seit den Anschlägen vom 11. September 2001 Bewegungen wie Occupy Wall Street, die Friedensbewegung oder pro-palästinensische Gruppen unter Antisemitismusverdacht. Häufig sind es ihre Kritik an Israel und damit verbundene Positionen und Aktionen wie Boykottaufrufe, die Anlass für erhitzte Debatten in den Medien, an Universitäten oder innerhalb sozialer Bewegungen wie auch der jüdisch-amerikanischen Community geben. Sina Arnold analysiert die Sichtweisen von Aktivistinnen und Aktivisten der US-amerikanischen Linken auf Jüdinnen und Juden, das Judentum und Antisemitismus, aber auch auf Anschlussdiskurse wie Holocaust und Holocaustgedenken, Antirassismus, Kapitalismuskritik, die Politik der USA sowie Israel und den Nahostkonflikt. Sie bettet diese ein in die historische Entwicklung des Judentums und des Antisemitismus in den USA wie auch in verschiedene Epochen der Linken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.11.2016

Natürlich gab es immer auch in den USA Antisemitismus, aber historisch gesehen war das antijüdische Ressentiment dort eine unbedeutendere Größe, weiß Rezensentin Isabell Trommel, zumal es auch nie in die staatliche Politik Einzug gehalten hat. Aus Sina Arnolds Studie erfährt sie, dass sich jedoch mit dem 11. September die politischen Diskursen gewandelt haben. Trommel verweist leider nur sehr unkonkret auf propalästinensische NGOs, Occupy-Gruppen oder Sprüche auf Demonstrationen. Al Qaida und Irakkrieg, Nahost-Konflikt und Finanzkrise haben das Reden über Antisemitismus verändert, konstatiert die Rezensentin mit der Autorin, auch wenn diese glaube, dass "manifeste antisemitische Stereotype" aufseiten der amerikanischen Linken weiterhin die Ausnahme bilden.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.11.2016

Rezensent Michael Wolffsohn lernt den neuen Antisemitismus kennen mit Sina Arnolds Untersuchung der Linken in den USA nach 2001. Arnolds enthnografische Interviews und Analysen von Aktivisten der US-Antikriegs-, Pro-Palästina- und Occupy-Wallstreet-Bewegung und linksjüdischer Gruppen, die die Autorin mit theoretischen und historischen Hintergründen und Begriffsbestimmungen flankiert, mit der genauen Darstellung der Traditionslinien linksamerikanischer Antisemitismusdiskurse und einer Diagnose der nahostpolitischen Ansichten der Linken, offenbart Wolffsohn nicht nur die Vertrautheit der Autorin mit ihrem Stoff, sondern auch die geringe Repräsentativität ihrer Methode. 30 Interviews erscheinen dem Rezensenten dann doch zu wenig, um schlagende Aussagen zu erlangen, auch wenn Wolffsohn Arnolds interpretatorisches Können nicht anzweifelt und die Autorin ihm detaillierte, gut belegte, kritische und unpolemische Antworten auf die Frage gibt, wie es sein kann, dass Streiter für eine antirassistische Gesellschaft stolz darauf sind, antisemitisch zu sein. Auch eine stärkere Kontextualisierung der herausgearbeiteten Entwicklung in den USA mit Westeuropa hätte sich der Rezensent gewünscht.
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