Slavoj Zizek

Auf verlorenem Posten

Cover: Auf verlorenem Posten
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518125625
Kartoniert, 325 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

Der Kapitalismus, so Slavoj Zizek, gleiche einer Comicfigur, die stolz über den Dachfirst hinaus ins Leere läuft - um dann jäh abzustürzen. In seinem neuen, kämpferischen Buch setzt sich Zizek mit den Perspektiven der Linken auseinander: Er entlarvt die Widersprüche des Neoliberalismus, diskutiert die Positionen von Alain Badiou und Antonio Negri und untersucht, inwiefern die Debatte um den Klimawandel ein Indiz darstellt für ein "Unbehagen in der Natur". Dabei erweist er sich wieder als das externe Hirn seiner Leser: Er sieht die Filme, registriert die Nachrichten und macht sich darüber die Gedanken, für die wir keine Zeit haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.11.2009

Jens-Christian Rabe ist sich bewusst, dass der schwitzende, hoch nervöse Slavoj Zizek zu der raren Spezies unterhaltsamer Allesdenker gehört. Den sprunghaften Philsophenclown kann Rabe in diesem neuen Buch allerdings nicht entdecken, stattdessen gibt es sogar einen roten Faden, offenbar geht es um die Wurst. Und wie! Rabe spricht von einem beinharten, gar gewaltbereiten Plädoyer gegen den demokratischen Liberalismus und für den autoritären Kommunismus, das kein gutes Haar an linken Positionen von Giorgio Agamben bis Toni Negri lässt. Gut weg kommt bei Zizek eigentlich nur der chiensische Herrschaftsstil, aber auch den Moskauer Prozessen kann er noch Positives abgewinnen. So weit, so drastisch, wobei dem Rezensenten aufgefallen ist, dass das Stalin-Kapitel der amerikanischen Ausgabe nicht in die deutsche Eingang gefunden hat. Richtig zur Sache, meint Rabe, geht es allerdings erst im letzten Teil des Bandes. Hier nämlich schießt Zizek mit seinem radikalen Lösungsvorschlag einer Diktatur des Proletariats nach Rezensentenmeinung weiter über jedes Ziel hinaus.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.09.2009

Als höchsten Genuss für "jeden, der intellektuell abheben will, um humane Lebenswelten für das 'posthumane' Subjekt zu erfinden", bezeichnet Rezensentin Ingeborg Szoelloesi dieses Buch des "zornigen" Philosophen, für sie auch eine "gewagte Reise zu alten und neuen Horizonten". Doch ihr Glück ist bei weitem nicht ungetrübt, denn bei politisch engagierten Menschen kann dieses Buch aus ihrer Sicht nur als "ein großes Ärgernis, ja - der reinste Hohn" empfunden werden. Zwar sei das Buch aus linken Theorien souverän zusammenkomponiert. Doch denke Zizek damit gerade an jenen vorbei, die er, der eigenen Auskunft zufolge, erreichen wolle, "die links eingestellten Bürger". Weder nämlich sei das Buch wirklich als Anleitung zur Weltverbesserung zu gebrauchen, noch liefere es brauchbare Ansätze zum Verständnis akuter Ungereimtheiten wie das Verhalten von Menschen und Regierungen in der Klima- oder Finanzkrise. Weshalb man sich mit Slavoj Zizeks Buch "Auf verlorenem Posten" tatsächlich auf verlorenem Posten befinde.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.07.2009

Wer dieses Buch lesen will, dem empfiehlt Rezensent Thomas Assheuer, "viel hermeneutische Duldsamkeit" mitzubringen. Denn das Denken dieses "seltenen Originalgenies" sei "frech, sprunghaft und anekdotisch", es sei "witzig und seitenweise großes Vergnügen". Aus Assheuers Sicht ähnelt Slavoj Zizek einem Sprengmeister, der "mit der Kerze über die Zündschnüre stolpert" und den philosophischen Punkt doch zu treffen verstehe. Das Buch befasst sich Assheuer zufolge mit dem Denken und den Denkern sowie Denkerinnen der Postmoderne, die sich stets selbst als diskurskritisch betrachteten, tatsächlich aber die Welt nur als System aus "freischwebenden Zeichen und Diskursen" beschrieben  - und sich damit als "nützliche Idioten des Kapitalismus" betätigten. Daher gehe es darum, die postmoderne Philosophie zu dekonstruieren, die sich zum Kapitalismus, den sie zu kritisieren glaube, affirmativ verhalte und das "blutige Reale" verkenne, das sich hinter seinen Zeichensystemen verstecke. Mit großem Spaß zeichnet der Rezensent Zizeks Argumente und Beweisführungen nach, nicht ohne auch mal süffisant festzustellen, dass Zizek das Messer seiner "linken Demokratiekritik" mitunter am "Schleifstein des rechten Liberalismus" wetzt. Auch bedauert er aufrichtig manche Ungereimtheit in der Argumentation, und vermisst am Ende ein klares Bekenntnis zur Demokratie.