Sophie Lewis

Die Familie abschaffen

Wie wir Care-Arbeit und Verwandtschaft neu erfinden
Cover: Die Familie abschaffen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2023
ISBN 9783103975048
Gebunden, 160 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Lucy Duggan. Wer Glück hat, findet in der Familie Liebe und Fürsorge. Häufig ist sie jedoch Ursprung von Schmerz, Missbrauch und Gewalt. Selbst in so genannten "glücklichen" Familien ist das Zusammenleben harte Arbeit. In ihrem dringlichen und scharfsinnigen Essay fordert Sophie Lewis auf streitlustige Art: Sowohl die Sorgenden als auch die Umsorgten haben mehr verdient! Von Plato über Marx bis zu queeren Theorien der Gegenwart - Lewis zeichnet die Geschichte von Bewegungen nach, die über unsere klassischen Familienkonzepte hinausgehen, und räumt mit Missverständnissen über die Abschaffung der Familie auf. Eine feministische Kritik des idealisierten Konzepts Familie und ein leidenschaftliches Plädoyer für kollektive Care-Arbeit, das zeigt: Nur wenn wir beginnen über die Familie hinauszudenken, können wir uns ausmalen, was danach kommen könnte.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2023

Kann die Familie abgeschafft werden, fragt sich Rezensentin Sarah Pines mit Sophie Lewis' Text? Wobei sich direkt die Frage anschließt: Welche Familie? Die traditionelle europäische Kernfamilie beschreibt die Autorin als "Miniatur-Ökonomie des Schreckens" - konstitutiver Bestandteil und zugleich Kopie der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, in der zwischenmenschliche Liebe zwangsläufig korrumpiert wird durch die familiären Machtverhältnisse. Damit schließt die Autorin direkt an die Familienkritik der zweiten Welle des Feminismus in den 70ern an, weiß Pines. Als Alternative beschreibt Lewis eine Welt, in der statt der Kernfamilie die Kommune "erzieht und ernährt", in der jeder für jede Sorge tragen kann. Die Dekonstruktion der Kernfamilie müsse jedoch nicht bedeuten, alle verwandtschaftlichen Bande aufzulösen und zu verneinen. Lewis geht es viel mehr darum, neue Denkräume zu eröffnen, in denen es möglich wird, diese Band mit anderen zu ergänzen. Dies glingt ihr, lobt die Rezensentin, und das auf stets unterhaltsame und humorvolle Weise.