Sprachspeicher

200 Gedichte Gedichte auf deutsch von achten bis zum zwanzigsten Jahrhundert. Eingelagert und moderiert von Thomas Kling
Cover: Sprachspeicher
DuMont Verlag, Köln 2001
ISBN 9783770158133
Gebunden, 360 Seiten, 14,32 EUR

Klappentext

Mit "Sprachspeicher" legt Thomas Kling eine außergewöhnliche Sammlung deutscher Gedichte vor, die mit den althochdeutschen Zaubersprüchen beginnt und bis zu Paul Celan und in die unmittelbare Gegenwart reicht: eine strenge Auswahl.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.06.2002

Cornelia Jentzsch ist nahezu wunschlos, was diese Poesieanthologie angeht. Dass Gedichte einzigartige Zeugnisse ihrer Zeit sind, hat sie in dem Band mit 200 Gedichten aus der Zeit vom achten bis zum zwanzigsten Jahrhundert einmal mehr erfahren können. Seinem Handtaschen-Format entsprechend hat die Rezensentin das Buch "flexibel eingesetzt", darin geblättert und herumgelesen und festgestellt: Hat der Herausgeber auch das ein oder andere gewichtige Gedicht "vergessen", seine subtile und präzise Auswahl von Gryphius bis Papenfuß macht die "energetischen Hochfrequenzen" von Dichtung durch die Jahrhunderte spürbar und bietet ein für die gewählte Zeitspanne erstaunlich "homogenes, gleichwertiges Kraftfeld an Worten und Versen". Woran das liegen mag? Vermutlich an Klings Gespür für "jenes Hervorpulsende" in den Gedichten, "das sich in einer bedingungslosen sprachlichen und damit menschlichen Anwesenheit niederschlägt", und für "die Unterkellerungen der Sprache, dem tief in ihr Schürfenden". Na, wie auch immer - Sinnesfreude und stimmliche Präsenz, lässt Jentzsch uns wissen, bietet der Band genug. Was will man mehr.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2001

Das kann er nicht ernst meinen, findet Rezensent Wulf Segebrecht: nicht im Ernst, schreibt er, kann Thomas Kling Autoren wie Peter Rühmkorf, Nelly Sachs oder Robert Gernhardt aus dem Kanon deutscher Lyrik ausschließen wollen. Tut er aber - und daher hält der Rezensent diese autoritativ daherkommende Auswahl aus der Geschichte deutscher Lyrik für nicht allzu seriös. Aus seinen "Vorlieben und Idiosynkrasien" macht Kling, so Segebrecht, keinen Hehl und wenn man dies einberechnet, findet er dann, kann dieses gegen den Strich gebürstete Readers' Digest doch wieder Spaß machen, und zwar als "extrem subjektives, geschmäcklerisches und autoritäres Korrektiv zum herkömmlichen Lyrikkanon".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.10.2001

Joachim Sartorius weist gleich zu Beginn seiner Rezension darauf hin, dass der Herausgeber von "Sprachspeicher" selbst ein hervorragender Poet sei. Thomas Kling habe bei seinem Projekt die Chance genützt, in der von ihm zusammengestellten und moderierten Gedichtsammlung "die Traditionslinien der eigenen Dichtung hervorzukehren". Das Ergebnis findet Sartorius sehr gelungen. Er lobt vor allem die Auswahl, rund hundert Gedichte aus dem gewaltigen Zeitraum vom 8.bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, und verspricht vor allem vom 13. bis zum 17, Jahrhundert viele "trouvailles". Aber auch in der Epoche von Klopstock und Herder bis Storm und Liliencron werde der Entdeckungsnerv des Lyrikliebhabers gekitzelt, freut er sich. Etwas kritischer sieht Sartorius die Auswahl des 20. Jahrhunderts. Dort vermisst er einige ihm unverzichtbar erscheinende Lyriker wie z.B. Oswald Egger oder Brigitte Oleschinski, räumt aber ein, dass derartige Unzufriedenheiten bei allen Anthologien auftauchen. Nicht versöhnen kann er sich jedoch mit einer anderen Eigenheit der Sammlung. Dabei geht es um die Transponierungen Klings von mittelalterlichen Gedichten ins Neuhochdeutsche. Die Entscheidung selbst begrüßt Sartorius ausdrücklich, ihre praktische Umsetzung findet er jedoch häufig missraten: sie verunstalte den Charakter der Dichtung grob. Ingesamt bleibt Sartorius jedoch bei seinem begeisterten Urteil über den "Sprachspeicher und dankt ausdrücklich dem Verlag für dieses "liebevoll gemachte, schöne und vergleichsweise billige Buch" und wünscht ihm viele Leser.
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