T.C. Boyle

Blue Skies

Roman
Cover: Blue Skies
Carl Hanser Verlag, München 2023
ISBN 9783446276895
Gebunden, 400 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren. Der Countdown zur Apokalypse läuft: Kalifornien geht in Flammen auf, Überschwemmungen bedrohen Florida. "Der Planet stirbt, siehst du das nicht?", wirft Cooper seiner Mutter vor, die ihre Küche gehorsam auf frittierte Heuschrecken umstellt. Heftige Diskussionen gibt es auch mit Schwester Cat. Sie hat sich als Haustier einen Tigerpython namens Willie angeschafft, die sie sich wie ein glitzerndes Juwel um die Schultern hängt. Die Frage nach dem Verhältnis zur Umwelt geht wie ein Riss durch die Familie, bis eines Nachts Willie aus dem Terrarium verschwindet.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.06.2023

Todd ist Markenbotschafter für Bacardi und damit auch für das gute Leben, das aus Baden, blauem Himmel und Besäufnis besteht, erklärt Kritiker Christoph Schröder den Protagonisten von T.C. Boyles neuem Roman, der, soviel verrät er, sich aber eigentlich konstant selbst bescheißt. Der Zustand der Welt, um den sich die Geschichte dreht, ist katastrophal, das merken auch Todd und seine Freundin Cat, die versuchen, die Natur zu ignorieren, die mit Insektenplagen und Waldbränden zurückschlägt, so Schröder. Für ihn gelingt Boyle hier eine geschickte Verwebung von Apokalypse, Gegenwart und der Verweigerung der Realität, auch wenn der ideologische Impetus ihm manchmal allzu deutlich durchschimmert. Die Erzählweise ist denn auch eher konventionell, aber vielleicht ist es genau das, was Boyles Bücher so gut lesbar macht, mutmaßt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.06.2023

T.C. Boyle liefert mit seinem neuen Buch ein weiteres Mal, was er am besten kann, meint Rezensentin Katharina Granzin: einen "dezent satirischen Gesellschaftsroman". Es geht in naher Zukunft um eine Familie, die in der fortgeschrittenen Klimakatastrophe im Grunde so weiterlebt wie bisher - mit leichten Anpassungen, wie Granzin wiedergibt: In den Pool in Kalifornien muss wegen der andauernden Hitze nun noch mehr Chlor geschüttet werden, im Garten werden verzehrbare Insekten gezüchtet, aber wenn die Tochter in Florida in den Wehen liegt, muss man als Mutter eben kurz hinfliegen. Wie Boyle von diesen leichten Verschiebungen im alkoholdurchsetzten Alltag der überzeichneten Figuren erzählt, vom Gegeneinander düsterer Vorhersagen des Sohnes Cooper (Biologe) und der Weltvergessenheit der Lifestyle-versessenen Tochter Cat, findet Granzin "hoch unterhaltsam" und "schwungvoll" wie immer. Ein nahezu "perfektes Stück gehobener Unterhaltungsliteratur", das in seinem nur "leichten Katastrophenmodus" mehr Unbehagen zu stiften vermag, als es die mediale Dauerschleife tatsächlicher Katastrophen inzwischen tut, schließt die Kritikerin nachdenklich.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 17.06.2023

Schonungslos jagt T.C. Boyle den Rezensenten Rainer Moritz durch eine mit großer Personaldichte ausgestattete apokalyptische Szenerie: Besonders im Fokus stehen Cat und Todd, ein Paar, das sich wegen Todds Job in Florida niedergelassen hat, wo von Insektensterben bis wilden Unwettern alle drohenden Anzeichen eines nahenden Kollapses der Erde zu erkennen sind. Das hält Cat aber nicht davon ab, sich eine potentiell tödliche Schlange zuzulegen, quasi als exzentrisches Hobby, die dann letztlich die kleine Tochter erwürgt und zerquetscht. Lauter unheimliche Ereignisse, so Moritz, die aber nicht recht zusammenkommen wollen, eher wirkt die gesamte Romanhandlung auf ihn überspannt, der Witz, den Boyle einzuspielen versucht, rettet auch nicht vor dem etwas flachen Ende, resümiert er.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.05.2023

Rezensentin Irene Binal liest T.C. Boyles Romane wirklich gern, sie mag seinen bösen Witz und sein aufrichtiges, seit Jahrzehnten bewiesenes Interesse an Klimafragen. Aber "Blue Skies" kann mit Vorläufern wie "Sprich mit mir", "Hart auf Hart" oder "San Miguel" nicht mithalten, stellt Binal kategorisch fest. Viel zu unfokussiert und oberflächlich bleiben die Figuren und Katastrophen, die Boyle hier aneinanderreiht, als dass sie der Rezensentin ans Herz gehen könnten: Überschwemmungen und Hitzewellen, Insektensterben und entwischte Pythonschlangen, Influencerinnen und die Kinderfrage, das alles spult Boyle so routiniert herunter, dass es die Rezensentin bald schon ermüdet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.05.2023

Rezensent Felix Stephan hätte sich mehr Wagnis in der Form gewünscht in T. C. Boyles neuem Roman. Die Bücher des Wahlkaliforniers lesen sich für ihn wie Sitcoms mit ihren immergleichen Plottwists und Cliffhangern. Hätte der Autor seiner Geschichte über eine wohlhabende amerikanische Familie, in deren Alltag durch allerhand Ritzen der Klimawandel mit seinen mannigfachen Katastrophen hineinlugt, literarisch mehr gewagt und nicht jeden angedeuteten Horror sogleich wieder in gewohnter Bestseller-Manier in "anschmiegsame" Formen gegossen, der Rezensent hätte mehr von diesem Buch gehalten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.05.2023

Der hierzulande sehr geschätzte amerikanischen Amerika-Skeptiker T. C. Boyle weiß auch diesmal sein Stammpublikum zu bedienen, versichert Rezensent Andreas Platthaus. Es geht aus den drei Perspektiven der Mittzwanzigerin Cat, ihrer Mutter und ihres Bruders, eines Biologen, um extreme Wetterlagen und um eine Ereigniskette, die sich nach Cats Kauf einer Schlange entspinnt. Wie Boyle die Ereignisse im Kontext des Klimawandels entfaltet und gleichzeitig von der Beziehung zwischen Mutter und Tochter erzählt, mutet den Kritiker gewohnt "meisterhaft", stellenweise jedoch ungewohnt drastisch an: So ende der Roman nicht wie für Boyle typisch mit der Andeutung der großen Katastrophe, sondern lasse sie wirklich eintreten. Ebenfalls neu ist Platthaus die "Verzweiflung", die sich hier in den Boyle'schen "Spott" mische. Ein nur hinsichtlich Cats Trennung von ihrem Freund etwas klischeebehafteter, ansonsten gewohnt subtiler und kritischer Boyle-Roman, meint der Kritiker.
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