Tash Aw

Wir, die Überlebenden

Roman
Cover: Wir, die Überlebenden
Luchterhand Literaturverlag, München 2022
ISBN 9783630876238
Gebunden, 416 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Pociao und Roberto de Hollanda. Ah Hock ist ein einfacher, ungebildeter Mann aus einem malaysischen Fischerdorf, der sich Reichtum und Sicherheit wünscht - wie es allen Menschen in Südostasien versprochen, aber nur bei wenigen Privilegierten eingelöst wird. Während die Gesellschaft um ihn herum sich verändert, hangelt er sich von einem schlecht bezahlten Job zum nächsten und ermordet schließlich einen Wanderarbeiter aus Bangladesch. Einer Journalistin, die ihn nach dem Gefängnis in seiner ärmlichen Hütte besucht, erzählt er, wie es zu der Gewalttat kommen konnte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.07.2022

Rezensentin Anna Flörchinger ist überrascht, wie es Tash Aw gelingt, einen Mörder so zu zeichnen, dass der Leser am Ende Mitleid mit ihm hat. Die Geschichte eines von der Globalisierung ausgebooteten malaiischen Arbeiters, der mordet, erzählt der Autor laut Rezensentin so protokollarisch umfassend wie immer wieder auch lückenhaft und spannend. In einer Mischung aus Biografie und Sachbuch lässt Aw das Bild der globalisierten Gesellschaft entstehen, in dem sich auch der Leser schließlich wiedererkennt, erklärt Flörchinger.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.07.2022

Rezensentin Sonja Hartl gibt zu, dass es sich bei Tash Aws Roman gar nicht unbedingt um einen Krimi handelt. Die Geschichte um einen Mord im Zusammenhang mit den Zwängen des globalen Kapitalismus in Malaysia findet sie aber dennoch spannend wie einen Kriminalroman.  Wie der Autor über Menschenhandel und die Ausbeutung von Arbeitskraft in Südostasien schreibt, langsam und eindringlich, dem kann Hartl einiges abgewinnen, zumal dem Autor mit der Figur einer Soziologiestudentin, die den Mord recherchiert und analysiert, ein interessanter Twist gelungen ist, wie Hartl meint.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.06.2022

Für Rezensentin Eva Behrendt tun sich an Tash Aws Buch kritische Fragen um den Verdienst und die Rechte von Literatur auf. Es geht um den chinesischstämmigen Malayen Ah Hock, den die prekären Verhältnisse, in denen er in den industriellen Vororten Kuala Lumpurs lebt, in einen Mord treiben. Seine Lebensgeschichte erzählt er Su-Min, die in New York Soziologie studiert und über ihn ein Buch schreiben will. Neben der "melancholischen, fast schon resignierten" Geschichte aus der "globalisierten Arbeitswelt" findet die Kritikerin vor allem diese Erzählsituation und ihre Implikationen interessant: Natürlich habe Tash Aw, der selbst in Kuala Lumpur aufwuchs und in England Jura studierte, wie Behrendt weiß, dieses Buch selbst geschrieben und so gewissermaßen die Position Su-Mins eingenommen. Andererseits möchte die Kritikerin solche literarische Verarbeitung prekärer Körper nicht als trostspendenden Akt der Rettung begreifen, denn Literatur und Reflexion - das mache Tash Aws Buch sehr deutlich - seien "knallharte Privilegien".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 10.05.2022

Rezensent Fabian Wolff vergleicht Tash Aws Roman um einen Mörder und seine rätselhafte Tat mit Albert Camus' "Der Fremde". Allerdings gibt Aw dem Opfer einen Namen und vermutet den Kapitalismus als wahren Schuldigen, so Wolff. Insofern erkennt der Rezensent eine strukturelle Kritik in dem Buch. Das Setting in Malaysia und der Monolog des Täters erscheinen ihm spannend, Aws trockener Stil und seine "überwältigende" Sprache ziehen ihn rein. Leider verliert der Text mit seinen Referenzen ans südkoreanische Fernsehen und seinen Einsprengseln aus Malay und Chinesisch in der deutschen Übersetzung, meint Wolff. Das Glossar nimmt ihm Arbeit ab, die er als neugieriger Leser gern selbst besorgt hätte.
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