Ted Honderich

Nach dem Terror

Ein Traktat
Cover: Nach dem Terror
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518124376
Kartoniert, 241 Seiten, 9,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Eva Gilmer. Der kanadische Philosoph Ted Honderich zeigt mit diesem Traktat, was man als angewandte philosophische Ethik bezeichnen könnte. Der Anschlag vom 11. September 2001 wird zum Anlass genommen, um vergessene ethische Grundfragen neu zu stellen. Was bezeichnen wir als ein gutes Leben, was als ein schlechtes? Gibt es eine Skala, das herauszufinden? Ist ein kurzes Leben schlecht, und ist ein langes Leben, wie wir es in den Wohlfahrtsstaaten einfordern, per se ein gutes?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.08.2003

Die im Feuilleton geführte Debatte ergänzt Martin Hartmann jetzt auch durch eine ausführliche Besprechung, in der er zunächst mal auf einen "moralischen Rigorismus" stößt: Ted Honderich zufolge sei jeder, der armen Menschen nicht hilft, obwohl er könnte, genauso schlimm wie ein Mörder. Da geht es noch gar nicht um Israel und die Palästinenser, sondern um die reichen Länder und die armen, um die drastisch ungleiche Verteilung der Ressourcen, die dazu führt, dass die Lebenserwartung hier doppelt so hoch ist wie in vielen Teilen Afrikas. Und jedesmal, wenn wir nicht helfen, töten wir, wenn auch unbewusst. Das, meint Hartmann, ist eine streitbare, aber legitime Position des Philosophen. Von dort aus gehe es dann zum 11. September 2001, den Honderich als "falsch" bezeichne, und zwar unter anderem deshalb, weil die Täter "wissen mussten, dass ihre Taten Kriege nach sich ziehen würden". Was aber, fragt Hartmann, wenn die USA plötzlich die Entwicklungshilfe erhöht hätten, anstatt Krieg zu führen? Wären die Anschläge dann gerechtfertigt gewesen? Und was ist mit jener "Moral der Humanität", mit der der Autor selbst argumentiere? Richtig ablehnend steht er dem Buch dann gegenüber, als Honderich den Terror der Palästinenser in Israel als letzte Chance, ihr "Recht auf nationale Eigenständigkeit" einzufordern, rechtfertigt. Denn hier sei von Argumenten, wie streitbar auch immer, nichts mehr zu spüren, hier regieren Ressentiment und Verschwörungstheorie - "Honderichs antiisraelische Stellungnahmen ergeben sich keineswegs zwingend aus dieser philosophischen Position, die er hier zur Anwendung bringt."