Theophile Gautier

Die Jeunes-France

Spöttische Geschichten
Cover: Die Jeunes-France
Matthes und Seitz, Berlin 2011
ISBN 9783882215496
Gebunden, 316 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Melanie Grundmann. Theophile Gautiers 1833 veröffentlichte spöttische Geschichten sind das literarische Dokument einer Ära. Sie werden nun, anlässlich des 200. Geburtstags des Autors, auch den deutschen Lesern zugänglich gemacht. Die Erzählungen spiegeln den Aufbruch und die Enttäuschungen der romantischen Jugend im Frankreich nach der Julirevolution. Sie oszillieren zwischen Konformität und Wahnsinn, Originalität und Snobismus, Tugend und Heuchelei, Bürgerlichkeit und Dandysmus, Jugend und Ausweglosigkeit, Revolte und Ernüchterung. Die Satiren auf eine rein zweckbestimmte bürgerliche Gesellschaft sollten den ursprünglichen Leser zu eigenständigem Denken anregen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.09.2011

Unter den zahlreichen Neu- und Erstübersetzungen des Werkes Theophile Gautiers zu dessen 200.Geburtstag hat Thomas Laux auch die im Jahre 1833 erschienenen Kurzerzählungen "Die Jeunes-Frances" entdeckt und erhellende Einblicke in die "verschroben-exzentrische" Welt der jungen romantischen Künstler erhalten. Dem Rezensenten begegnen hier verschiedene sensible Helden, die noch ganz unter dem Einfluss von Victor Hugos antiklassizistischem Versdrama "Hernani" stehend, auf der Suche nach der leidenschaftlichen Liebe ihre frivolen Verführungskünste ausprobieren, um schließlich doch nur seelische Verwüstungen anzurichten. Laux lobt ausdrücklich Gautiers nahezu postmoderne Erzähltechnik: immer wieder unterbreche der nörgelnde Erzähler die Geschichte, indem er sich an den Leser wende und seine Helden mit wunderbar ironischer Distanz betrachte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2011

Zum 200. Geburtstag des Autors stellt uns Niklas Bender einen französischen Autor aus der zweiten Reihe vor, mithin den Erfinder der L'art pour l'art. Zweite Reihe aber bedeutet nicht: schlecht. Im Gegenteil. Bender erinnert an die hochkarätige Konkurrenz seiner Zeit und schätzt den erstmals auf Deutsch vorliegenden Band mit Geschichten wegen der charmanten Ironie, mit der Theophile Gautier die Romantik und ihre Leidenschaften mokant und doch sympathisch aufs Korn nimmt. Als Könner erweist sich Gautier für Bender bei den ins Groteske gehenden Figurenschilderungen. Für weniger gekonnt hält er die Übersetzung der mit, wie er findet, zweifelhaften Französischkenntnissen ausgestatteten Melanie Grundmann, die laut Bender auch im Nachwort daneben liegt, wenn sie den Libertin Gautier politisiert und zum Rebellen erhebt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.08.2011

Theophile Gautiers Erzählungen sind der romantischen Jugendbewegung der "Jeunes-France" gewidmet, der der Autor selbst anhing, weiß Simon Strauss. Junge französische Künstler rebellierten um 1830 gegen die Bourgeoisie, pflegten ihre Sehnsucht nach der Vergangenheit und gaben sich mit Begeisterung dem Rausch und der antibürgerlichen Geste hin, erfahren wir vom Rezensenten. Gautiers sechs Erzählungen lassen aber durchaus ein Bewusstsein dafür erkennen, wie schnell dieser Gestus ins Lächerliche umschlagen kann, meint Strauss. Und selbst in einer Geschichte wie "Punchbowle", in der Gautier mit autobiografischer Färbung von einer Versammlung der Jeunes-France erzählt, weiß man nie, ob die die Erzählung unterfütternde Ironie sich gegen sich selbst richtet oder den Leser nur provozieren soll, so der Rezensent. Ihn allerdings hat die Geschichte eines an der Gegenwart leidenden und sich ins 15. Jahrhundert zurücksehnenden Jeune-France noch am stärksten berührt hat, nicht zuletzt, weil hier Gautiers "Traurigkeit über ein Leben, das in Konventionen und Konformismus erstarrt keinen Platz mehr für Fantasie und Leidenschaft bietet", noch am ehesten zu spüren ist, wie er lobt.
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