Leon Bloy

Diesseits von Gut und Böse

Briefe, Tagebücher, Prosa
Cover: Diesseits von Gut und Böse
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2019
ISBN 9783957576927
Gebunden, 1259 Seiten, 68,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben und aus dem Französischen von Alexander Pschera. Keiner erhob seine Stimme um die Jahrhundertwende so laut, grundsätzlich und genial wie dieser wütende, schnaubende, angriffslustige Katholik - eine der Schlüsselfiguren der Moderne. Sein Leben war ein einziger Kreuzweg aus Armut, Verachtung und Krankheit, und umso radikaler seine Forderung nach striktem Gehorsam im Dienst der Sache Gottes. Die Bedingungslosigkeit seiner Überzeugung und die Tiefe seiner Einlassungen machen diesen Ausnahmeliteraten zum schwarzen Kontrapunkt im bunten Treiben des Fin de Siècle und zeigen ihn als ewigen Unzeitgemäßen. Dem deutschen Leser war Léon Bloy bislang nur durch vereinzelte Ausgaben von Prosabänden zugänglich. Mit der vorliegenden thematisch geordneten Ausgabe wird erstmals der ganze Bloy in seiner gedanklichen Schärfe und tragischen Genialität sichtbar. Zahlreiche historische Illustrationen ergänzen dieses Werk und machen es zu einem monströsen, in die Gegenwart irrlichternden Epochenkommentar.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 27.04.2020

Florian Felix Weyh legt das von Alexander Pschera herausgegebene Konvolut mit Briefen, Tagebüchern, Prosa von Léon Bloys getrost zum Altpapier. Gefahr geht laut Rezensent davon zwar nicht aus ("zu dick, zu abstoßend"), doch der Eindruck, es bei Bloy mit einem wutbürgerartigen klerikalen Giftmischer mit Vernichtungsfantasien zu tun zu haben, langt Weyh. Dass Pschera sich im Buch geschickt mit eigenen Passagen zu Wort meldet, und zwar als politischer Reaktionär, findet Weyh außerdem eher abstoßend.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.04.2020

Ist es nicht angenehm und recht bequem, den Gedanken eines Autors ohne Einschränkungen beipflichten zu können? Die Lektüre Léon Bloys bietet diese Annehmlichkeit nicht, zumindest nicht für Rezensent Ulrich Greiner. Dafür beschert sie ihm etwas anderes: Den Genuss einer geistigen Herausforderung - den unbequemen Widerspruch. Bloy war radikal in jeder Hinsicht, so Greiner. Radikal rebellisch, radikal reaktionär, radikal religiös. In seinen Texten lobt der 1846 geborene französische Autor die Armut, verurteilt den Reichtum, verteidigt die Juden und wünscht Häretiker-Kindern den Tod. Die klug kommentierte Auswahl Alexander Pscheras macht dessen Faszination für Bloy offenkundig für Greiner. Von "Liebe" spricht der Rezensent sogar und betont: Bloy zu lieben ist alles andere als leicht. Unweigerlich muss der Leser zwar die sprachliche Brillanz des Autors bewundern, so Greiner, die Stringenz der Gedankenführung und die Originalität der Ideen, gleichzeitig jedoch weckt der zunehmende Hass in den Texten einen starken Widerwillen beim Rezensenten. Gerade deswegen eine äußerst lohnenswerte Lektüre, findet der Rezensent. Denn sie bringe dem Leser die Gedankenwelt eines "exzessiven Radikalismus" näher.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.01.2020

Rezensent Wolfgang Matz macht klar: Léon Bloy ist nicht zu retten. Wie der Autor seinen revolutionären Katholizismus gegen alles und jeden schleudert, kann Matz in der von Alexander Pschera herausgegebenen Anthologie miterleben. Dass Pscheras Sammlung der Polemiken, Briefe, Notate die "Grenzen der einzelnen Werke sprengt" und die Teile chronologisch und thematisch ordnet, hilft laut Matz, Bloys Arbeit als Radikalkritik der Moderne und politisches Zeitbild, aber auch als Donquichotterie zu begreifen. Bloys Talent zur Pointierung und Provokation ist dabei laut Rezensent bis zum Abwinken erfahrbar. Dass sich das aphoristisch Provokante beim fortgesetzten Lesen wie ein Mosaik zu einem Bild mit "relativierendem zeitlichen Hintergrund" formt, scheint Matz zu verblüffen. Man kann diesen wütenden Katholizismus heute nur schwer verdauen, meint der Kritiker, aber wer sich davon nicht abstoßen lässt, dem verspricht er doch ein intellektuelles Abenteuer.
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