Thierry Lentz

1815

Der Wiener Kongress und die Neugründung Europas
Cover: 1815
Siedler Verlag, München 2014
ISBN 9783827500472
Gebunden, 432 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Frank Sievers. 1815 war ein Schicksalsjahr für das moderne Europa. Napoleons Armeen waren geschlagen, ein ganzer Kontinent musste neu geordnet werden. Thierry Lentz wirft in seinem großen Buch einen einzigartigen Blick auf jenes Schlüsselereignis, das eine epochale Wende einläutete: Der Wiener Kongress war nicht nur ein schillerndes Tanzvergnügen er war Fundament und Ausgangspunkt einer gewaltigen Neugründung Europas. Thierry Lentz, einer der führenden französischen Historiker und ein profunder Kenner der Zeit, schaut hinter die Kulissen der offiziellen Diplomatie, dorthin, wo die wichtigsten Entscheidungen von Metternich, Hardenberg und Talleyrand ihren Ausgang nahmen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.06.2015

In einer umfangreichen und gelehrten Besprechung widmet sich Gustav Seibt mehreren Neuerscheinungen zu Napoleons Untergang, der nicht in Waterloo besiegelt wurde, sondern beim Wiener Kongress. Seibt ist ein großer Anhänger jener Friedensordnung, die Europas Dynastien wieder zur Basis legitimer Herrschaft machten - und eben nicht Volkssouveränität und Selbstbestimmung: "Eine hundertjährige Struktur kann nicht ganz verfehlt gewesen sein." Das Buch des französischen Historikers Thierry Lentz imponiert ihm jedoch durch die Klarheit, mit der er den "grundlegenden Webfehler" der Wiener Vereinbarungen herausarbeitet: Es blieben alle Völker unvertreten, die keine Dynastien vorzuweisen hatten, zum Beispiel die Italiener und vor allem die Polen, deren Teilung ebenfalls hundert Jahre anhielt. Bemerkenswert findet Seibt auch an diesem Buch, wie positiv der Franzose Lentz insgesamt die Ergebnisse des Wiener Kongresses bewertet, die zur Einhegung Frankreichs, zum Aufstieg Preußens und zur Vormacht Englands führten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.01.2015

Zum Auftakt des Gedenkjahres 2015 nimmt Harro Zimmermann die einschlägigen Erscheinungen zum Wiener Kongress in den Blick. Ausführlich referiert der Rezensent die geschichtlichen Hintergründe und Folgen der Neuordnung Europas, wobei er auf die einzelnen Bücher eher am Rande eingeht. Im Gegensatz zu den eher analytischen Studien von Eberhard Straub und Adam Zamoyski sieht Zimmermann in David King und Thierry Lentz eher "Geschichtserzähler", deren Schilderungen an den handelnden Personen als an trockenen historischen Fakten ausgerichtet ist - im Fall des Wiener Kongresses ein durchaus fruchtbarer Zugang, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.12.2014

Stephan Speicher bespricht eine ganze Reihe von Büchern zum 200. Jubiläum des Wiener Kongresses. Allgemein werde das Ereignis positiver gesehen als noch vor Jahrzehnten. Die Modernisierung der Diplomatie, die Erstellung einer europäischen Friedensordnung ohne Ranküne gegen den Verlierer Frankreich werden als historische Errungenschaft gewürdigt. Thierry Lentz entfalte aus französischer Sicht allerdings einen weniger optimistischen Ansatz: Für ihn, so Speicher nicht ohne Verständnis, ist Großbritannien der Sieger in dem Spiel. Die britische Politik ziehe ihre Kraft aus einem "Gefühl machtpolitischer und moralischer Unbelangbarkeit", und so siege trotz der Internationalität der Kongress-Ergebnisse zugunsten eines einzigen Akteurs doch nationales Interesse.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2014

Thomas Speckmann räumt gleich einen ganzen Stapel Bücher von seinem Schreibtisch, der sich mit dem aufziehenden Gedenken zweihundert Jahre nach dem Wiener Kongress vor ihm aufgetürmt hatte. In Thierry Lentz' Buch "1815" kann nachverfolgen, wie der Wiener Kongress Europa eine neue Sicherheitsarchitektur gab. Der Direktor der Fondation Napoléon zeige ein gewisses Verständnis für das Ansinnen, Frankreich in seine Grenze zu weisen, da schließlich auch Russland, Preußen und Österreich in ihre Schranken gewiesen wurden. Nichts zu beanstanden hat Speckmann an der Darstellung von Lentz, der die "Umsicht und Besonnenheit" der europäischen Diplomatie lobt und Londons Kaltherzigkeit für das Scheitern dieser Ordnung verantwortlich macht.
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