Tilman Rammstedt

Wir bleiben in der Nähe

Roman
Cover: Wir bleiben in der Nähe
DuMont Verlag, Köln 2005
ISBN 9783832179397
Gebunden, 237 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Felix, Konrad und Katharina sind Freunde gewesen. Aber sie haben sich aus den Augen verloren, wie man mit den Jahren vieles ungewollt aus den Augen verliert. Man zweifelt immer öfter, ob man sich für das Leben, das man führt, wirklich entschieden hat. Da bekommen Felix und Konrad einen Brief: Katharina lädt sie zur Hochzeit ein. Sie heiratet einen Tobias, von dem die beiden noch nie gehört haben. Jetzt kommt es darauf an: Überstürzt brechen sie auf, um Katharina davor zu bewahren, sich in einem Leben zu verlaufen, das womöglich nicht ihr eigenes ist. Und sich selbst hoffen sie am besten gleich mit zu retten. In einer kuriosen Verfolgung lauern sie Katharina auf und entführen sie in ein Haus am Meer. Nach ein paar Tagen hat die klarsichtige Katharina genug von dem Spiel und stellt ein Ultimatum. In einer schlaflosen Nacht muss Felix das Ziel finden, für das sich ein Neuanfang lohnt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.01.2006

Der Rezensent Helmut Böttiger ist gehörig genervt von diesem Roman, den er auf keinen Fall als Generationenporträt der heute 30-jährigen verstanden haben will, eher als ganz "kleinen Ausschnitt der Welt". In seinen Augen sind die Geschichte und die "pseudophilosophischen Anwandlungen" seiner Protagonisten im schlimmsten Fall "banal" und im besten Fall "diffus": "Es geht also um irgendeine Sehnsucht" und " ein bisschen Melancholie ist dabei, das ist gut für den Teint". Aber gewisse Metaphern und Bilder, derer sich Rammstedt bedient, kennt man nach Meinung des Rezensenten eben auch schon von "Freddy Quinn oder Nana Mouskouri." Böttiger stört sich auch daran, dass die verwöhnt wirkenden Protagonisten nie sozial verortet werden.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.12.2005

Die Rezensentin Barbara von Becker ist angetan von diesem Buch über drei Freunde, die verzweifelt nach einem Entwurf suchen, wie man zusammen alt werden könnte. Dass der Hauptprotagonist selber weiß, dass es im Kern eigentlich nur darum geht, nicht erwachsen werden zu wollen und dies auch reflektiert, "lässt ihn als sympathischen Romantiker, nicht als verantwortungslosen Phantasten erscheinen." Auch die ebenso komplexe wie unterhaltsame Art, mit der Tilman Rammstedt das Thema aufbereitet, gefällt der Rezensentin ausgesprochen gut. "Leichthändig" wandle der auf dem schmalen Grat zwischen Drama und Komödie, Spiel und Eskapismus, immer wieder unterbrochen von "durchaus realitätsbezogenen Einsichten".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.10.2005

Tilman Rammstedts Figuren spüren allesamt den "Wunsch nach Veränderung" in sich, schreibt Rezensentin Ulrike Meitzner. Eine Frau, die in Jugendjahren in zwei Männer zugleich verliebt war, lädt eben diese zu ihrer Hochzeit ein. Getrieben von Erinnerungen und dem Wunsch nach einem neuen Anfang entführen die Freunde die Frau ans Meer. Dass die Geschichte an diesem Punkt einsetzt und einer der Männer rückblickend die Vergangenheit erzählt, macht das Buch so spannend: Ein "schöner Kunstgriff" ist dem Autor da gelungen, findet die Rezensentin, weil "der Erzähler bis zum Schluss nicht mehr weiß als die Leser". Zusammengesetzt ist das Buch aus "klassischen Zutaten von Selbstfindungstrips" - die Flucht ans Meer, die Grenzüberschreitung der Freunde - und dem "Unbehagen am eigenen Leben", das Rammstedt "diffus" und frei von Ideologie im Raum stehen lässt. Schön findet die Rezensentin, dass der Autor nicht das Gefühl vermittelt, die Hilflosigkeit seiner Protagonisten werde übermächtig. "Existenzielle Langeweile" sei bei ihm kein Anlass zu Resignation.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2005

Besonders der "melancholische Witz", mit dem Tilman Rammstedt die Frage stellt, warum sich eigentlich nur zwei Menschen lieben können, begeistert den Rezensenten Ulrich Greiner. In Rammstedts Roman geht es um zwei Männer und eine Frau, die in ihrer Jugend das Wagnis eines "erotisch verflochtenen" Freundestrios eingehen, als Erwachsene diese Konstellation aber auflösen müssen. Der Kritiker fühlt sich bei der Lektüre ein wenig an Coline Serreaus Dreieckskomödie "Pourquoi pas?" aus den Siebzigern erinnert, doch seiner Meinung nach ist Rammstedts Buch noch besser. Er schreibe nicht so "selbstgefällig", sondern mit "lakonischem Humor", was den Roman ganz "leicht daherkommen" lässt.