J. M. G. Le Clezio

Bretonisches Lied

Cover: Bretonisches Lied
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2022
ISBN 9783462001709
Gebunden, 192 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Ein Lied der Erinnerung an eine Kindheit zwischen Meer und Krieg.Der französische Nobelpreisträger Jean-Marie Gustave Le Clézio erinnert sich in "Bretonisches Lied" an seine Kinder- und Jugendzeit. An die Urlaube mit der Familie in der Bretagne und in "Das Kind und der Krieg" an seine frühe Kindheit im besetzten Süden Frankreichs. Zwei eindrückliche autobiografische Erzählungen aus einem anderen Jahrhundert, die in Frankreich die Bestsellerlisten gestürmt haben.Nostalgisch, aber nie sentimental, so erinnert sich J.M.G. Le Clézio an die Bretagne seiner Kindheit und Jugend. Von 1948 bis 1954 hat er hier mit seiner Familie die Sommerferien verbracht. In einem von berückender Schönheit, aber auch von großer Armut geprägten Landstrich. In poetischen Bildern beschreibt Le Clézio diesen Kindheitsort, die Feste, die Natur, die Sprache, aber auch die Veränderungen, denen die Bretagne immer wieder unterworfen und deren Zeuge er zum Teil war.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.08.2022

Zwei autobiografische Erzählungen, die bis in die Kindheit des Autors zurückgehen, hat Rezensent Niklas Bender in diesem Band gelesen: Einmal geht es um Sommerferien im bretonischen Sainte-Marine und dann um das Kriegsjahr 1943/44 in dem Gebirgsweiler Roquebillière. Beide Texte sind von Melancholie geprägt, so Bender. Aber Le Clézio gebe der Nostalgie keinen Raum. Vor allem die zweite Erzählung, die den Schrecken des Krieges aus der Perspektive eines Kindes festhält, hilft Bender, die exotischen Romane des Autors besser zu verstehen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.05.2022

Rezensentin Frauke Meyer-Gosau lauscht dem Lied einer untergegangenen Welt mit den beiden in diesem Band versammelten Erzählungen von J. M. G. Le Clezio. Wenn ihr der französische Literatur-Nobelpreisträger von Urlauben in den Fünfzigern in der Bretagne, vom Landleben, der Fischerei, Traditionen und alten Adligen erzählt, hat die Kritikerin mitunter das Gefühl, selbst aus den kindlichen Augen Le Clezios zu blicken, so sinnlich schreibe er. Zugleich wird der Autor nie nostalgisch, versichert die Rezensentin: Anhand eigener Recherchen verweist er etwa darauf, dass nicht jede Entwicklung der Landwirtschaft den Bewohnern der Region nur Nachteile gebracht hat. Nicht zuletzt erfährt die Kritikerin hier allerhand über die Familiengeschichte der Le Clezios, dem Leben unter deutscher Besatzung und den frühen Kriegserinnerungen der Kinder. Gerade durch letzteres bekommt der 2020 in Frankreich veröffentlichte Band eine ungeahnte Aktualität, schließt Meyer-Gosau.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 30.04.2022

Rezensent Dirk Fuhrig preist die beiden Erzählungen im Band des französischen Literaturnobelpreisträgers J. M. G. Le Clézio. Mit viel selbst eingestandener Nostalgie und Feingefühl gehe der in Nizza und Umgebung aufgewachsene Autor seinen Kindheitserinnerungen an die bretonische, noch unberührte Stadt Sainte-Marine nach, die zwischen 1948 und 1954 regelmäßiges Urlaubsziel der Familie war. Den leicht "idealisierten" Blick auf diesen Sehnsuchtsort verzeiht der Kritiker dem 82-jährigen Schriftsteller gerne; lieber staunt er über Le Clézios "hochsensibel ausgearbeitete" Sprache, die auch die zweite Erzählung prägt - hier geht es um die angsterfüllte Phase in einem Bergdorf bei Nizza, in das die Familie vor den deutschen Besatzern geflohen war. Einzig eine gewisse Nähe des links verorteten Le Clézio zum laut Fuhrig nach rechts neigenden Houellebeque in der geteilten Sehnsucht nach einem "alten Frankreich" lässt den Kritiker kurz aufhorchen - letztlich bleibt sein Lob aber bestehen: "literarischer Hochgenuss", meint er.
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