Timo Dorsch

Nekropolitik

Neoliberalismus, Staat und organisiertes Verbrechen in Mexiko
Cover: Nekropolitik
Mandelbaum Verlag, Wien 2020
ISBN 9783854767008
Kartoniert, 288 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Wir schauen uns Netflix-Produktionen über den Krieg gegen Drogen in Mexiko an und fragen uns vielleicht, ob das Drogengeschäft auch heute noch das einzige Business des organisierten Verbrechens ist. Wir lesen Medienberichte über die grausame Gewalt und fragen uns vielleicht, ob das alles nur tragische Einzelfälle sind. Wir erfahren, dass Mexiko ein G20-Land und beliebtes internationales Reiseziel ist und sich seit fast einem Jahrhundert über ein funktionierendes demokratisches Regierungssystem erfreuen kann.Vielleicht fragen wir uns auch, wie ist das überhaupt möglich, diese Gleichzeitigkeit zwischen staatlicher Demokratie, organisiertem Verbrechen und Gewalt? Und warum ist letzteres ausgerechnet im 21. Jahrhundert so ausufernd geworden?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.05.2021

Rezensent Wolf-Dieter Vogel entnimmt diesem Report erschreckende, aber auch erhellende Einblicke in die Gewaltstrukturen Mexikos. Dass sich der Humangeograf Timo Dorsch auf den Bundesstaat Michoacán konzentriert, ergibt für den Rezensenten Sinn, denn hier konkurrieren gerade zwei Kartelle um die Vorherrschaft. Die Korrumpierung der mexikanischen Politik, die Tatenlosigkeit des Militärs und die Hilflosigkeit der Bevölkerung, die sich dem einen Kartell anschließt, um Schutz vor dem anderen zu bekommen, findet Vogel sehr eindrücklich herausgearbeitet. Nur den theoretischen Überbau, in dem gemäß Achille Mbembe der Körper zum "Territorium des Krieges" werde oder zu einer "Quelle der Kapitalakkumulation", findet der Rezensent reichlich verquast. Straffreies Töten und das Recht des Stärkeren hält Vogel nicht unbedingt für eine Erfindung der Nekropolitik im 21. Jahrhundert.