Tomas Espedal

Lieben

Roman
Cover: Lieben
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2021
ISBN 9783751800327
Gebunden, 118 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. "Lieben" bildet den Abschluss von Tomas Espedals auf zehn Bände angelegtem autobiografischem Projekt. Auch Jahre nach der in "Wider die Natur" geschilderten Trennung von seiner Geliebten ist es dem Ich-Erzähler nicht möglich, ein glückliches Leben zu führen. Er beschließt, sich auf das zu freuen, was ihm noch bleibt: den guten Tod. Die Frage danach, wie, wo und wann dieses Sterben stattfinden soll, nimmt ihn immer mehr in Beschlag. Gerade auf dem Weg zu seinem Selbstmord, stellt er fest, dass er nicht als jemand in Erinnerung bleiben will, der seinen Rasen nicht mäht. Kurzerhand gibt er sich noch genau ein Jahr zu leben. Und obwohl er sicher war, er hätte schon alles erlebt, gesehen, gefühlt, gewonnen und verloren, merkt er bald, dass dieses Jahr sein intensivstes werden wird. Als er sich nach einer Reise mit Freunden allein auf den Rückweg machen möchte, schließt sich ihm unverhofft jemand an.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.09.2021

Auch Rezensent Steffen Herrmann vergleicht Tomas Espedal mit seinem Landsmann Knausgard und stellt fest, wie relativ leise Espedals Ich-Romanprojekt ist. Die Selbstbespiegelung ist dennoch total, meint er, auch in diesem finalen Band. Das Ich im Buch beschließt, dem Tod entgegenzugehen, zieht Bilanz und erzählt von seinem letzten Jahr. Dabei nimmt der Autor laut Herrmann Motive seiner früheren Bücher wieder auf: Das Schreiben, die Stadt Bergen, das Lieben. Dass der Autor diesmal das erzählende Ich infragestellt, wie Herrmann feststellt, passt zu diesem radikalen Schlusspunkt, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.09.2021

Rezensentin Iris Radisch ist schwer enttäuscht: Tomas Espedals so viel diskreter und konzentrierter als bei Knausgard daherkommendes autobiografisches Romanprojekt endet in Schwulst und einer Todesmystik, die Rilke erzählerisch nicht besser hätte ausstaffieren können. Der Erzähler, nunmehr an seinem Lebensende angekommen, beschließt für sich den Freitod und erfährt dadurch noch einmal einen Boost an Lebensenergie, erklärt Radisch. Er säuft und liebt noch einmal, zeugt sogar noch ein Kind und schwafelt dann nur noch schwülstig von Lebenssteigerung durch den Tod usw., wie die Rezensentin betrübt feststellt. Für Radisch eine unerwartet strapaziöse Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 14.08.2021

Rezensent Jörg Magenau schätzt Thomas Espedals Erzählstil: Auch im zehnten und letzten Band seines Großprojekts, in dem nun ein in der dritten Person gefasstes "Ich" ("Ich flucht", "Ich geht zum Wasser") sein letztes Lebensjahr vor dem beschlossenen Suizid genießt, erzähle der norwegische Autor von den großen Fragen des Daseins, tue dies aber nicht großspurig existenzialistisch, sondern minimalistisch und "brüchig poetisch", staunt Magenau. Auch, wie körperlich Espedals Schreiben stets sei, findet der Kritiker bemerkenswert - bloße Gedanken lösen bei Figuren hier physische Schmerzen aus. Das offene Ende (der Roman bricht ab, bevor Ich sich umbringt) stehe dabei stellvertretend für diesen vorsichtigen Stil, der sich auch gegen "erzählerische Tricks" sperrt, schließt der Kritiker anerkennend.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.08.2021

Auch wenn Rezensent Jan Wiele nicht in Begeisterungsstürme ausbricht, weil Tomas Espedal maximale Distanz zwischen seinem Erzähler und der Figur im Text einzieht - gab's alles schon, erkennt er -, kann er sich für Espedals Erkundung einer Männerpsyche erwärmen. Schon die vergleichsweise Kürze (Knausgard!) macht ihm den Text sympathisch. Allerdings bietet Espedal laut Wiele eine äußerst dichte, in harten Sätzen gebotene Schau von Liebeserfahrungen, Lebensschmerz, Schuldgefühlen. Nicht immer leicht zu konsumieren, aber lohnend, findet der Rezensent.
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