Ulla Hahn

Spiel der Zeit

Roman
Cover: Spiel der Zeit
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2014
ISBN 9783421045850
Gebunden, 608 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Hilla Palm, Arbeiterkind vom Dorf, ist als Studentin in Köln angekommen. Im turbulenten Jahr 1968 sucht sie hier heimisch zu werden, erkundet die Welt der Sprache, genießt die Freiheit des Denkens, sehnt sich nach Orientierung im Leben und muss doch erkennen: Ich bin meine Vergangenheit. Erst als sie ihrer Liebe begegnet, findet sie die Kraft für einen neuen Blick auf alte Verletzungen. Ulla Hahn verwebt eigene Erfahrungen mit Erfindungen, lässt Hilla Palm erzählen und fällt der "kleinen Schwester" auch mal ins Wort.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.12.2014

Rezensentin Kristina Maidt-Zinke geht nachsichtig um mit Ulla Hahns drittem Band ihres gigantischen Selbsterkundungsprojektes. Dass die Autorin sich damit auf die Suche nach Gründen für ihre DKP-Sympathien macht, nimmt ihr die Rezensentin nicht ganz ab, zu umfangreich gerät Hahn die Geschichte des Aufstiegs der Heldin nach dem Studium in Köln bis etwa 1968. Derart ausschweifend subjektiv scheint Maidt-Zinke der Text, dass sie die Literaturkritik in diesem Fall schon beinahe für überflüssig hält. Beinahe. Das Ermüdungspotenzial der schieren Stofffülle aber möchte sie dann doch erwähnen, ebenso wie die rheinischen Anekdoten- und Milieuschilderungen, die ihr in ihrer Rührseligkeit und Komik mitunter das Gefühl vermitteln, "bei Millowitschs unterm Sofa" zu hocken.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.12.2014

Rezensentin Silke Scheuermann freut sich, dass mit "Spiel der Zeit" nun der dritte Teil von Ulla Hahns Hilla-Romanen vorliegt. Begeistert lässt sich die Kritikerin von Hahns eindringlicher Sprachkraft mit auf eine Reise in die sechziger Jahre nach Köln nehmen, wo Hilla inzwischen Germanistik und Geschichte studiert, über Benno Ohnesorg, Rudi Dutschke, die APO, Enzensberger, Pound oder Mao diskutiert - was die Rezensentin mit angehaltenem Atem verfolgt - und schließlich beginnt, ihre Vergewaltigung zu verarbeiten, sich von der Familie löst und in Hugo verliebt. Wunderbar, wie es Hahn gelingt mit Autobiografie und Erfindung zu spielen, amüsant wie sie etwa vom Erwerb eines Mixers erzählt und voller Poesie, wenn die Autorin mit Sprache spielt, findet die Kritikerin, die nach der Lektüre dieses herrlichen, emotionalen Buches ein wenig "verändert" auf die Welt schaut.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.11.2014

Der dritte Band von Ulla Hahns halbfiktionaler Autobiografie lässt für Hilla, das alter Ego der Autorin, bessere Zeiten anbrechen, berichtet Christof Siemes. Die Liebe zu einem linkskatholischen Kommilitonen lässt Hilla halbwegs mit der erlittenen Vergewaltigung abschließen, die erste Politisierung lässt 1968 nicht lange auf sich warten und verheißt Glück im Kollektiv, fasst der Rezensent zusammen. Weil Verliebte nicht zur Revolution taugen, bleiben Hilla und ihr Heiliger allerdings nur "Randfiguren des Aufruhrs", verrät Siemes. Der Titel "Spiel der Zeit" ist gleich mehrfach bedeutsam, erklärt der Rezensent: zum einen ist er ein Zitat aus einem Gedicht des barocken Dichters Gryphius, was exemplarisch für die "Wonnen der Belesenheit", den bildungsbürgerlichen Ballast steht, der, zuweilen etwas notdürftig, in Gesprächen eingestreut wird; zum anderen nimmt und lässt sich die Autorin wirklich alle Zeit der Welt mit ihrer Geschichte, "alles muss gesagt werden", so Siemes, der Hahns Unbehagen an der Kürze nicht nachempfinden kann. Jedenfalls dürften in diesem Tempo noch einige Bücher fehlen, bis Hilla selbst anfängt, Romane zu schreiben, vermutet der Rezensent.
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