Uwe Puschner

Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich

Sprache - Rasse - Religion. Habil.
Cover: Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2001
ISBN 9783534150526
Gebunden, 464 Seiten, 65,45 EUR

Klappentext

Das Gedankengut der völkischen Bewegung, von der direkte Verbindungslinien zum Nationalsozialismus führen, bildete sich nicht erst in der Weimarer Republik aus. Es war bereits lange vor dem Ersten Weltkrieg vollständig ausgeprägt. Uwe Puschner stellt die vielfältigen Varianten dieses Phänomens vor 1914 dar. Seine Studie schließt eine Lücke, denn die Frage nach den Verbindungslinien zwischen dem Nationalsozialismus und der völkischen Bewegung lässt sich ohne Rückgriff auf die Zeit des Kaiserreiches nicht beantworten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.03.2002

Die genauen Verbindungslinien zwischen völkischer Bewegung und Nationalsozialismus sind, so jedenfalls die Rezensentin Dagmar Pöpping, noch nicht genau erforscht. Umso dringender notwendig scheint es ihr, endlich eine Geschichte der völkischen Bewegung zu schreiben: eine "Teilgeschichte", nämlich bis zum Ende des wilhelminischen Reiches, liegt nun vor. Uwe Puschner hat sechzig zum Teil sehr weit verbreitete Zeitschriften ausgewertet und das Ergebnis nach den Oberbegriffen von "Sprache, Rasse und Religion" strukturiert. Von zentraler Bedeutung ist der Begriff der Rasse, den Puschner jedoch, beklagt Pöpping, nicht in die "aktuellen vergangenheitspolitischen Diskussionen" einordnet - und so seine notwendige Schärfung versäumt. Mit seiner Einschätzung der völkischen Bewegung als Kampf um eine "alternativen Moderne", der keineswegs nur rückwärtsgewandt war, ist sie jedoch ganz einverstanden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.01.2002

Ein meisterliches Werk nennt der Rezensent das Buch. Nie zuvor, schwärmt Stefan Breuer, sei mit derartiger Gründlichkeit, Belesenheit und Detailkenntnis über völkische Publizistik geschrieben worden. Pionierarbeit gar leistet der Autor nach Breuers Auskunft bei der Analyse der weltanschaulichen Differenzen innerhalb der völkischen Bewegung und widerlegt außerdem "beliebte Klischees" wie dasjenige vom Antimodernismus oder der Wissenschafts- und Technikfeindschaft der Völkischen. Daran also, dass hiermit die erste, wissenschaftlichen Standards entsprechende Geschichte der völkischen Bewegung vorliegt, kann für den Rezensenten kein Zweifel sein. Sehr wohl aber daran, ob damit bereits "ihr Begriff" gegeben sei: "So verdienstvoll das Buch ist, dies leistet es nicht." Ein Manko, das Breuer einerseits auf das angewandte empirisch-beschreibende Verfahren, andererseits auf die "viel zu breiten Beschreibungsdimensionen" zurückführt. Sein Vorschlag: Die Stellung der vermeintlich völkischen Gruppierung oder Person zur Modernisierung ins Auge fassen. So ließen sich die Völkischen etwa von den Fundamentalisten, aber auch von den Alt-Nationalisten unterscheiden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.11.2001

Wer sich für die Ideengeschichte, für Kunst und Kultur um 1900 interessiert, der finde in Uwe Puschners Studie über die "völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich gut sortiertes Material in Fülle", meint der mit "ff" zeichnende Kritiker. Der Kritiker rechnet Puschner das Ergebnis seiner schwierigen Recherchen hoch an, denn die kurzlebigen Gruppen und Strömungen samt ihrer "ephemeren Publizistik" seien nur schwer zu systematisieren und zu überblicken. Auch wer sich für Publizistik und Literatur interessiere, werde in Puschners Studie im Gegensatz zu bisherigen Darstellungen fündig. Die Rolle eines "verlässlichen Baedeker" wird "der Puschner" in Zukunft spielen, meint der überzeugte Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2001

Das Einmünden der völkischen Bewegung in den Nationalsozialismus sowie ihre partikulare und unübersichtliche Organisationsstruktur haben für Matthias Stickler bislang den Blick für deren Anfänge in der wilhelminischen Zeit verstellt. Puschners Buch schafft da Abhilfe, indem er die völkische Bewegung differenziert betrachtet und als eigenständiges Phänomen würdigt, ohne dabei apologetischen Tendenzen zu unterliegen, wie Stickler schreibt. Puschner nähert sich der völkischen Weltanschauung anhand der drei Schlüsselbegriffe "Rasse - Sprache - Religion" und bewerkstelligt es dabei, die Gedankengänge der Protagonisten dieser Bewegung nachvollziehbar zu machen, äußert Stickler lobend. Eine pauschale Subsumierung der völkischen Bewegung unter den Nationalsozialismus ist danach nicht mehr möglich, da sie ebenso "reaktionäre wie antibürgerlich-sektenhafte Züge aufwies". Aber sie hat, daran lässt der Autor nach Stickler keinen Zweifel, den ideologischen Nährboden und die organisatorischen Voraussetzungen für den Nationalsozialismus und seine Verbände bereitet.
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