Viktor Pelewin

Tolstois Albtraum

Roman
Cover: Tolstois Albtraum
Luchterhand Literaturverlag, München 2013
ISBN 9783630873886
Gebunden, 448 Seiten, 21,99 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Dorothea Trottenberg. Holzklasseabteil in der alten russischen Dampflok. Zwei Reisende im Gespräch, einer in Priesterrobe, der andere im feinen Stadtanzug. Vor dem Fenster Beschaulichkeit: ein Schlösschen auf einem Hügel, darunter ein Acker, der Bauer hinterm Pflug. Das da sei Tolstois Landgut, und der Bauer sei Tolstoi, erläutert der Städter. Beziehungsweise ein Doppelgänger, denn der Graf sei auf der Flucht vor Polizei und Behörden Ach, wundert sich der Priester, woher er das wisse? In diesem Moment verschwindet der Zug in einem Tunnel und der Waggon wird für wenige Momente von Dunkelheit erfasst. Als der Zug wieder aus dem Tunnel kommt, ist klar: Graf T. und Geheimpolizist Knopf saßen sich verkleidet im Abteil gegenüber.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.01.2014

Rezensent Tim Neshitov ist von Viktor Pelewins Roman "Tolstois Albtraum" nicht so recht überzeugt, trotz der Begeisterung der großen russischen Fangemeinde. Pelewin inszeniert ein Spiel zwischen der Figur Tolstoi, im Buch einfach "Graf T.", der allerdings eher einem Martial-Arts-Helden gleicht als dem historischen Autor, und seinen Erschaffern, aus deren marketingstrategischem Griff die Romanfigur sich zu befreien sucht, fasst der Rezensent zusammen. Philosophische Dialoge über Gott und die Welt wechseln sich mit Schießereien und Verfolgungsjagden ab, was immerhin eine künstliche Spannung erzeugt, die die einzelnen Abschnitte für sich genommen kaum hätten, erklärt Neshitov. Von diesem dramaturgischen Kniff einmal abgesehen besteht das Buch aber vor allem aus altbekannten Motiven, meint er bedauernd.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.06.2013

Nach der Lektüre von Viktor Pelewins Roman "Tolstois Albtraum" ist Rezensentin Kerstin Holm ebenso erstaunt wie begeistert: Denn Pelewin hat den russischen Dichter wiederauferstehen lassen - wenn auch nicht den Sozialkritiker und Moralisten. Vielmehr begegnet die Kritikerin hier Tolstoi als von einem profitgierigen russischen Mammutverlag zum Actionhelden, Pop-Philosophen und gutaussehenden Adligen stilisierter Publikumsliebling, der, ausgestattet mit einer Kreissäge, einem Wurfmesser und pillengroßen Bomben Geheimdienstler und Geistliche, die ihm nach dem Leben trachten, niedermetzelt - wenn er nicht gerade lange Dispute mit einem mephistophelischen Geist führt. Gebannt, aber auch amüsiert liest die Rezensentin diese "polemisch kalauernde" Antwort auf "Matrix" und James Bond - Filme, auch wenn sie bei den zahlreichen "hyperrealistisch-irrealen" Schauplätzen und Ereignissen ab und an den Überblick verliert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.06.2013

Es fällt dem Rezensenten Ulrich M. Schmid schwer, den russischen Autor Viktor Pelewin einem literarischen Genre zuzuordnen, Fantasy, Cyberpunk, postsowjetischer Surrealismus und Pop kämen gleichermaßen infrage. In seinem neuesten Roman "Tolstois Albtraum" schreibt Pelewin die Geschichte des Grafen Lew Nikolajewitsch Tolstoi, kurz T., der mit seinem realen Vorbild allerdings wenig gemein habe, weiß Schmid. T. bringt in Erfahrung, dass er nur ein Charakter in der Geschichte eines gewissen Ariel ist, und es entbrennt ein Kampf um die Fortführung der Geschichte, in die sich gelegentlich auch Marktforscher einmischen, die Vorgaben zwecks der zukünftigen Vermarktung machen. Sogar der Leser selbst bekommt einen Auftritt, verrät der Rezensent. Ein großartiges Buch, findet Schmid, noch dazu mustergültig übersetzt von Dorothea Trottenberg.
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