Volker Ullrich

Schicksalsstunden einer Demokratie

Das aufhaltsame Scheitern der Weimarer Republik
Cover: Schicksalsstunden einer Demokratie
C.H. Beck Verlag, München 2024
ISBN 9783406821653
Gebunden, 383 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Vom Untergang einer Demokratie - Volker Ullrich erzählt die Geschichte Weimars für unsere Zeit Demokratien sind fragil. Freiheiten, die fest errungen scheinen, können verspielt werden. Wenige historische Ereignisse verdeutlichen dies so eindringlich wie das Scheitern der Weimarer Republik. Volker Ullrich erzählt eines der größten Dramen der Weltgeschichte - anschaulich, spannend und nahe an den handelnden Personen. Chancen blieben ungenutzt, Alternativen wurden verspielt. Nichts war zwangsläufig oder unvermeidbar. Die Schicksalsstunden einer Demokratie, es gab sie von den Anfängen in der Revolution von 1918 bis zu den verhängnisvollen Tagen im Januar 1933. Es kommt auf die konkreten Handlungen einzelner Personen an - damals wie heute. Eine Lektüre, die beklemmende Parallelen zur Gegenwart zeigt.Die Geburt der Weimarer Republik stand unter einem denkbar ungünstigen Stern. Das deutsche Kaiserreich hatte den Weltkrieg krachend verloren. Der Versailler Vertrag legte dem besiegten Land harte Bedingungen auf. Eine nicht abreißende Kette von Krisen - unterbrochen nur durch eine Phase scheinbarer Stabilisierung Mitte der 20er Jahre - erschütterte die Republik. Doch trotz aller Belastungen - das Experiment der ersten deutschen Demokratie war nicht von allem Anfang an auf ein ruhmloses Ende angelegt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.09.2024

Deutschlands Weg in die NS-Diktatur wird von Volker Ullrich laut Rezensent Michael Kuhlmann schlüssig beschrieben. Der Historiker Ullrich stellt dar, so Kuhlmann, dass der Weg in den Abgrund keineswegs notwendigerweise beschritten werden musste, sondern von den Entscheidungen vieler Einzelner abhängig war. So lernt Kuhlmann von Ullrich unter anderem, dass die Staatskrise des Jahres 1923 auch aufgrund des klugen Agierens des Reichspräsidenten Friedrich Ebert abgewendet werden konnte, während andererseits Eberts Nachfolger, der Monarchist Hindenburg, nicht um Ausgleich bemüht war, sondern den Rechten freie Bahn lies. Selbst nach dem Scheitern der letzten Regierung mit parlamentarischer Mehrheit im Jahr 1930 war der Weg für Hitler freilich nicht frei, führt die Rekonstruktion fort, auch danach hätte die Machtübernahme durch klügeres Handeln noch abgewendet werden können. Neu sind diese Erkenntnisse nicht, gesteht Kuhlmann ein, und sie wurden anderswo schon ausführlicher dargelegt, zudem vernachlässigt Ullrich ein wenig die Rolle des Volkes, das sich ebenfalls nicht gerade durch Klugheit auszeichnete. Dennoch ist das, so das Resümee, ein lesenswertes Buch, das den Wert von Realpolitik und Kompromiss verdeutlicht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.08.2024

Ohne dass der Historiker Volker Ullrich das explizit machen muss, denkt Rezensent Klaus Hillenbrand bei der Lektüre der Brennpunkte der politischen Geschichte der Weimarer Republik ständig an die heutige  Situation: Schon 1930 hatte sich in Thüringen ein Minister von Rechten wählen lassen, wie auch 90 Jahre später, erinnert er. Ullrich geht bei seinen  Schilderungen der Ereignisse von Kapp-Putsch bis Brüning-Abdankung  nicht von einer "Zwangsläufigkeit der Entwicklung" aus, sondern davon, dass es immer Einzelentscheidungen waren, resümiert Hillenbrand. Neben der großen Aktualität, die das Buch in thematischer Hinsicht mitbringt, gefällt ihm vor allem, wie der Autor Zeitzeugenberichte von so unterschiedlichen Figuren wie Theodor Wolff bis Franz Kafka einbaut.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.08.2024

Rezensent Andreas Kilb ist es von Volker Ullrich gewohnt, nicht mit "falschem Jargon" und "gelehrten Weitschweifigkeiten" traktiert zu werden, erwarten kann er dagegen "schlagende" zeitgenössische Zitate. So auch in diesem Buch, dessen einzigen Mangel Kilb so benennt: Die im Untertitel auftauchende These von der Vermeidbarkeit des Endes der Weimarer Demokratie behandelt der Autor ihm nicht konsequent genug. Davon abgesehen aber schildert Ullrich die Gemengelage der Weimarer Republik mit all ihren Intrigen und strukturellen wie persönlichen Einflüssen treffsicher, findet Kilb. Die Sicht ist laut Rezensent "journalistisch", Geschichte als Suite "historischer Wegmarken". Das hat zur Folge, dass langfristige Entwicklungen in den Hintergrund treten, meint Kilb, dafür kommen Journalisten wie Theodor Wolff und sogar Kafka zu Wort, freut er sich.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.07.2024

Der hier rezensierende Historiker Florian Keisinger nimmt sich das Buch von Volker Ullrich vor, in dem sich dieser mit zehn zentralen politischen Momenten in der Weimarer Republik beschäftigt, die uns auch in der Gegenwart noch einiges lehren können. So kommt sowohl die  Hyperinflation 1923 zur Sprache als auch das sogenannte "Modell Thüringen", erläutert Keisinger: 1930 ist dort die NSDAP in die Landesregierung eingezogen, die Einschätzung der Demokraten, dies lasse sich politisch wieder einfangen, war ein Irrglaube. Die Lehren aus dieser Zeit, die der Autor vermittelt - allen voran die Bedeutung von demokratischem Zusammenhalt und Stärke im Umgang mit Demokratiefeinden - sind nach wie vor wichtig, schließt der überzeugte Kritiker.
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