Oliver Bullough

Der Welt zu Diensten

Wie Großbritannien zum Butler von Oligarchen, Kleptokraten, Steuerhinterziehern und Verbrechern wurde
Cover: Der Welt zu Diensten
Antje Kunstmann Verlag, München 2023
ISBN 9783956145377
Gebunden, 320 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Sigrid Schmid und Rita Gravert. Ein Buch, das Oligarchen nicht lesen wollen: wie Großbritannien der Diener von Milliardären, Finanzbetrügern, Kleptokraten und Kriminellen wurde. Die Suezkrise von 1956 gilt als der Tiefpunkt der britischen Geschichte im 20. Jahrhundert, der Moment, in dem eine globale Supermacht in die Knie gezwungen wurde. In den berühmten Worten des US-Außenministers Dean Acheson: "Großbritannien hat sein Reich verloren, aber noch keine neue Rolle gefunden." Das entsprach nur der halben Wahrheit, denn Großbritannien hatte schon eine neue Rolle gefunden und das Kostüm dazu lag auch schon bereit. Die Welt hatte es nur noch nicht bemerkt. Oliver Bullough enthüllt in diesem Buch, wie Großbritannien zu einem der zentralen Orte der globalen Offshore-Ökonomie und zum Handlanger der Oligarchen, Kleptokraten und Kriminellen dieser Welt wurde. Denn während Großbritannien nach außen gerne die Werte des Fairplay und der Rechtsstaatlichkeit betont, gibt es wenige Länder, die die globale Anti-Korruptions-Anstrengung mehr behindern und von einem unregulierten Finanzmarkt mehr profitieren.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.08.2023

Gerne lernt Rezensentin Ursula Weidenfeld vom Finanzjournalisten Oliver Bullough, wie und warum London zum Paradies für Finanzverbrecher werden konnte: Er führt ein mit der Geschichte des Suez-Kanals, dessen Verstaatlichung einen enormen Rückgang der Einkünfte für England und Frankreich bedeutete. Das hat die Briten dazu gebracht, sich Oligarchen und reichen Diktatoren anzubiedern, und ihnen dabei zu helfen, ihr Geld in der Steueroase London mit immer neuen Businessideen zu vermehren und vorm Zugriff des Staates zu schützen, wie Weidenfeld schildert. Sie findet das wider Erwarten überhaupt nicht trocken, sondern spannend und durch Anekdoten auch anregend, auch wenn ihr manchmal der große Überblick verlorengeht und sie das ein oder andere schon aus dem vorherigen Buch des Journalisten kennt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.05.2023

"Die Lektüre des Buches ist deprimierend, aber faszinierend", findet Rezensent Ralf Sotscheck. Denn Oliver Bulloughs habe seiner Heimat Großbritannien so richtig eins auf die Mütze gegeben: Das sprichwörtliche Fair Play sei Legende, denn gegen genügend Geld werfe sich der demokratische Musterknabe seit der Suez-Krise 1956 jedem an den Hals, fasst Sotscheck Bulloughs These zusammen. Dass der Autor seine Argumentation durch gute Recherche zu untermauern weiß und in humorvollem Ton erzählt, wie der Finanzbetrug im "Land von Harry Potter, Königin Elisabeth II. und Downton Abbey" durch die Seilschaften von Politikern, Anwälten und Banken zur tragenden Säule des Staates werden konnte, ist dem Rezensenten ein weiteres Lob wert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.05.2023

Im englischen Original ist Oliver Bulloughs Streitschrift "Der Welt zu Diensten" bereits vor einem Jahr erschienen, als Russland gerade die Ukraine überfallen hatte. Seitdem hat sich Britannien ernsthaft damit beschäftigen müssen, wessen Milliarden es so begierig ins Land geholt hat, welchen Oligarchen und Autokraten all die britischen Banker, Anwälte und Immobilienmakler so bereitwillig ihre Dienste anboten. Rezensentin Eva Ladipo findet deshalb nicht mehr alles neu in diesem Buch, will es ihm aber nicht vorwerfen, schließlich hat Bullough das Thema auf die Agenda gesetzt. Und wie er ihr ein Bild des Landes als eleganten, aber gewissenlosen Butler nach dem Vorbild des Jeeves in P.G. Wodehoueses Romanen zeichnet, findet sie unschlagbar.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2023

Ausgesprochen unterhaltsam findet Rezensentin Viola Schenz, wie ihr der britische Journalist Oliver Bullough die Verkommenheit des britischen Finanzsystems darlegt. Dass russische Oligarchen und arabische Autokraten ihre Milliarden in London parken, weiß die Rezensentin. Aber neu ist ihr, wie im Grunde genommen das ganze ehrenwerte britische Finanz- und Rechtssystem umfunktioniert wurde zu einer Steueroase, um halbseidenenen Superreichen bessere Geschäften zu ermöglichen. Diesen Systemwechsel schildert ihr Bulloughs plausibel. Dass sich die Amoralität in einem schrulligen Gebaren und in "kauzigen Traditionen" kleidet, macht sie der Rezensentin von jetzt an besonders abstoßend.
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