Wendy Brown

Die schleichende Revolution

Wie der Neoliberalismus die Demokratie zerstört
Cover: Die schleichende Revolution
Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783518586815
Gebunden, 330 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Jürgen Schröder. "Demokratie kann auch von innen zerstört und ausgehöhlt werden." Der Neoliberalismus bestimmt spätestens seit dem Ende des Kalten Krieges alle Gesellschaften der westlichen Welt. Aber was ist Neoliberalismus? Die amerikanische Politikwissenschaftlerin Wendy Brown zeigt in ihrem Buch, dass Neoliberalismus mehr ist als eine Wirtschaftspolitik, eine Ideologie oder eine Neuordnung des Verhältnisses von Staat und Wirtschaft. Vielmehr handelt es sich um eine Neuordnung des gesamten Denkens, die alle Bereiche des Lebens sowie den Menschen selbst einem ökonomischen Bild entsprechend verändert - mit fatalen Folgen für die Demokratie.
Alle Sphären der Existenz werden im Neoliberalismus wirtschaftlichen Gesichtspunkten unterworfen und diesen entsprechend vermessen: die Politik, das Recht, die Kultur, die Bildung, die Familie, die Geschlechterrollen. Das alte europäische Ideal des homo politicus, der sich für das Gemeinwesen engagiert, wird ersetzt durch das des homo oeconomicus, der sich als Humankapital verstehen und seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern soll. Damit wird das Volk als Zusammenschluss der Bürgerinnen und Bürger und Grundlage der Demokratie abgeschafft und in der Konsequenz diese selbst. Trotz aller Wirtschafts- und Finanzkrisen setzt sich diese schleichende neoliberale Aushöhlung unserer Gesellschaften scheinbar unaufhaltsam fort, wie Brown an einer Reihe von Fallbeispielen, etwa der neoliberalen Umstellung des Arbeitsrechts oder des Bildungssystems, zeigt. Ist die Demokratie überhaupt noch zu retten?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.12.2015

Jens Hacke vermisst die Grautöne in Wendy Browns auf Foucaults Vorlesungen über Biopolitik rekurrierender Streitschrift. Über das Bedienen antikapitalistischer Ressentiments kommt die Autorin laut Rezensent zu wenig heraus, und sie bietet keine konstruktiven Anknüpfungsmöglichkeiten, so Hacke. Browns Bekenntnis zu Rousseau und zu Volkssouveränität in allen Ehren, meint er, aber was die Politikwissenschaftlerin in ihrem Buch gegen neoliberale Selbstoptimierung und Totalökonomisierung vorzubringen hat, findet er so zustimmungsfähig wie unspezifisch.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2015

Streng nimmt Rezensentin Karen Horn Wendy Browns Streitschrift "Die schleichende Revolution" auseinander. Schon der akademische Ton missfällt der Kritikerin, vor allem aber wirft sie der Politikwissenschaftlerin Vereinfachung und fehlende Prägnanz vor: Der Neoliberalismus erscheine hier, getarnt als gesunder Menschenverstand, als alle Bereiche des menschlichen Daseins umformende Macht, moniert die Rezensentin, die neben der fehlenden Differenzierung auch Erläuterungen vermisst. Gelegentlich schweife Brown gar ins "Reich der Verschwörungstheorien" ab, meint Horn, die der Autorin erst einmal die ethischen Anliegen von Vordenkern der Sozialen Marktwirtschaft wie Walter Eucken oder Franz Böhm erklären möchte.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.2015

In ihrer Studie "Die schleichende Revolution" beschreibt die Politikwissenschaftlerin Wendy Brown die wesentlichen Unterschiede zwischen der klassischen und der neoliberalen Ökonomie: Wie Cord Riechelmann zusammenfasst, ging Klassik davon aus, dass Menschen ihren eigenen Interessen gemäß Arbeit und Waren tauschen - wodurch dem Gemeinwohl je nach Überzeugung mehr oder weniger geholfen sei. Die neoliberalen Ideen verpflichten das Individuum von vornherein auf die Maximierung des volkswirtschaftlichen Nutzens. Beeindruckend an Browns Arbeit findet Riechelmann, dass in neoliberalen Zeiten das "Interesse", lange ein Lieblingswort der Liberalen, subversives Potenzial erhält, denn eigentlich, spottet der Rezensent, hat der neoliberale Mensch keine Interessen und keine Ideen mehr, sondern nur noch Kreditwürdigkeit und Wettbewerbsfähigkeit.